Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zurück, wäre beinahe noch in der Kaffeelache ausgerutscht, fing sich aber, drehte sich um und rannte schreiend zurück in sein Dienstzimmer.
    Dort hing auch ein Spiegel, an dem er vorbei musste. Praetor warf einen Blick hinein und hatte für einen winzigen Moment das Gefühl, sein eigenes Gespenst zu sehen.
    Schwer fiel er auf seinen Stuhl am Schreibtisch. Er schrie nicht mehr und keuchte nur noch.
    Irgendwie schaffte er es dann doch, zum Telefonhörer zu greifen, um den ersten Anruf zu tätigen…
    ***
    Geschlafen hatten Jane Collins und ich im Internat, wobei die Nacht nur sehr kurz gewesen war. Der letzte Fall war verdammt hart gewesen. Wir hatten gegen eine wahr gewordene Legende, einen Sensenmann, kämpfen müssen und hatten nicht verhindern können, dass es zwei Tote gegeben hatte. Unter anderem war Janes Schulfreund, der Lehrer Phil Bennett, dem Killer zum Opfer gefallen.
    Die wenigen Schüler hatten zum Glück überlebt, doch das Erlebnis würden sie nie in ihrem Leben vergessen.
    Die Kollegen waren aus London gekommen. Ich hatte sie alarmiert, und so waren die Spuren erst mal gesichert worden. Da wir den Mörder bereits gestellt und zur Strecke gebracht hatten, konnten sie schnell wieder abziehen. Die enthauptete Rektorin und den toten Lehrer nahmen sie mit, aber auch ein altes, mit Tang und Algen bedecktes Skelett, das wir aus dem kleinen See gefischt hatten.
    Die wenigen Stunden Schlaf hatten uns trotzdem gut getan, und so stand einer baldigen Abfahrt nichts mehr im Wege. Wir würden getrennt fahren, denn Jane war mit ihrem Golf gekommen, ich mit dem Rover.
    Ein Frühstück bereiteten wir uns in der Küche zu. Im Laufe des Tages würden Beamte von der Schulverwaltung eintreffen und beraten, wie es in dem alten Gebäude weiterging.
    Das war Jane und mir im Prinzip egal. Wir wollten zurück nach London, das einige Kilometer nördlich von hier lag.
    Jane hielt die Kaffeetasse mit beiden Händen fest. »Ich hätte nicht gedacht, dass diese verdammte Legende tatsächlich existiert.« Sie schüttelte den Kopf. »Man erlebt doch immer wieder Überraschungen.«
    »Du sagst es.«
    Sie lächelte. »Heute ist Sonntag.«
    »Ich weiß.«
    »Und ich habe dir dein Wochenende kaputt gemacht.«
    Ich winkte ab. »Halb so schlimm. Irgendwie bin ich immer im Dienst. So haben wir wenigstens den Sensenmann stoppen können. Ich denke schon, dass der Schulbetrieb normal beginnen wird.«
    »Aber mit welchen Erinnerungen, John!«
    »Tja, das kann ich nicht ändern. Zum Glück waren ja nur fünf Schüler anwesend. Und von den Morden haben sie ja direkt nichts mitbekommen. Aber das soll uns nicht weiter interessieren, sage ich mal. Morgen beginnt eine neue Woche, und ich werde am Montag mit Sir James noch mal alles durchsprechen. Mehr kann ich nicht tun.«
    »Was ist mit einem Bericht?«
    »Willst du mich ärgern?« Ich hob den Blick und schaute in Janes lächelndes Gesicht.
    »Nein, warum?«
    »Hör auf, das weißt du.«
    Der Kaffee war getrunken. Wir hatten auch noch Brot und Konfitüre gefunden und waren eigentlich fertig zur Abreise. Die fünf Schüler, die wir am gestrigen Tag kennen gelernt hatten, waren nicht mehr anwesend. Das konnte ihnen niemand verdenken. Völlig leer würde die Schule aber nicht bleiben. Jemand hatte den Hausmeister herbei telefoniert, der hier die Stellung halten sollte. Wir hatten den Mann kurz kennen gelernt. Er war bei einer Hochzeit gewesen und eigentlich noch nicht wieder richtig nüchtern. Doch er hatte begriffen, was hier passiert war, und war ziemlich von der Rolle.
    Als wir wenig später draußen vor der Tür neben unseren Autos standen, kam er zu uns. Ein hoch gewachsener Mann mit kantigen Schultern und einem länglichen Gesicht. Er trug eine mit Schaffell gefütterte Jacke, deren Kragen er aufgestellt hatte.
    »Wieder okay?« fragte ich ihn.
    »Ja.«
    »Das ist gut.«
    »Aber Ihr Auto ist es nicht, Mr. Sinclair.«
    »Bitte?«
    »Schauen Sie sich mal die Reifen an. Die beiden vorne.«
    Das tat ich auch mit einem unguten Gefühl, und wenig später musste ich erkennen, dass die beiden Vorderreifen platt waren.
    »Mist!« sagte ich nur.
    Jane hatte, alles mitbekommen. Sie schaute sich die Reifen ihres Golfs an, der in der Nähe parkte, schüttelte den Kopf und sagte: »Bei mir ist nichts passiert.«
    »Und warum bei mir? Wer hat sich denn diesen Scherz erlaubt?«
    »Sie selbst, Mr. Sinclair.«
    »Ach ja?«
    »Schauen Sie mal nach. Sie sind in die Scherben gefahren, die zum Teil im Boden stecken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher