Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1494 - Hexenhölle

1494 - Hexenhölle

Titel: 1494 - Hexenhölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
kommen wird.«
    Cosimas Worte hatten bestimmt einige Zuhörer verunsichert. Das war nun vorbei. Father Calderon war ihr Anführer. Sie taten genau das, was er wollte, und damit waren sie bisher immer gut gefahren.
    »Sie soll brennen!« schrie jemand.
    »Ja, brennen!« riefen andere.
    Es wurde kritisch. Schon jetzt machte ich mir Gedanken darüber, wie und wo ich eingreifen sollte. Mein Gefühl sagte mir, dass der richtige Zeitpunkt noch nicht erreicht war. Da kam sicher noch etwas nach.
    Momentan lief alles seinen gewohnten Gang. Wer sich hier aufhielt, der hatte Routine. Die Söldner traten näher an den Reisighaufen heran. Es waren zwei, und sie hielten bereits ihre Pechfackeln in den Händen. Feuer loderte an den Enden. Es sah recht dunkel aus.
    Man konnte schon von bösen Flammen sprechen, die darauf gierten, den Körper eines Menschen zu erfassen und letztendlich als Asche zu hinterlassen.
    Ich drückte mich nach unten, bis ich auf dem Bauch lag. So war ich am besten vor ihren Blicken geschützt. Den Rest der Strecke würde ich über die Erde kriechen und dann plötzlich erscheinen, wenn es der richtige Zeitpunkt war.
    Aber wann trat er ein?
    Darüber zerbrach ich mir nicht den Kopf. Ich erreichte einen krummen Baumstamm, der breit genug war, um mir Deckung zu geben, sodass mich die anderen nicht sahen. Zudem war ihr Augenmerk allein auf den Scheiterhaufen gerichtet, der noch nicht loderte.
    Der Brand allerdings war nur eine Frage der Zeit.
    Ich sah, wie sich die beiden Söldner dem Father zuwandten.
    »Wie immer?« fragten sie.
    »Nein!«
    »Was wollt Ihr ändern?«
    Calderon nahm sich Zeit für seine Antwort. Er hatte wieder seine bigotte Haltung eingenommen und die Hände sogar wie zum Gebet gefaltet. Den Kopf hielt er etwas schief, als wollte er einen Blick zum Himmel werfen.
    »Sie ist sehr böse! Sie ist eine grausame Person, meine Freunde. Ich tue es nicht gern, aber ich bin gezwungen, es selbst zu übernehmen. Ich werde das Reisig anzünden.«
    Die Söldner waren überrascht. Einer sagte: »Ihr allein?«
    »Ja!«
    »Beide Fackeln?«
    »Gebt sie mir.«
    Der Moment war für mich gekommen, an dem ich eingreifen musste. Ich wollte nicht, dass Cosima brannte.
    Das Kreuz hatte ich inzwischen offen vor meine Brust gehängt, in der rechten Hand hielt ich die Beretta, und zielte damit auf Calderon, als ich aus meiner Deckung trat.
    Ich war entschlossen, ihn niederzuschießen. Ich wollte es nicht dazu kommen lassen, dass Cosima verbrannte. Ich würde auch auf die beiden Söldner feuern und rechnete damit, dass der Schock dieses Angriffs die anderen Menschen lähmte und sie nicht eingreifen konnten.
    Noch hatte Calderon die Fackeln nicht. Aber er streckte bereits seine Hände aus, um sie entgegenzunehmen.
    Ich hielt mich an der rechten Baumseite. Von hier aus hatte ich einen guten Schusswinkel. Hätte sich jemand umgeschaut, er hätte mich sehen können, aber das tat niemand. Die Vorgänge beim Scheiterhaufen waren viel zu spannend.
    Ich überlegte noch, ob ich einen Warnruf abgeben sollte. Nein, dann wäre die Überraschung vorbei gewesen. Ich nahm mir vor, die Männer nicht zu töten, ich wollte nur die Überraschung ausnutzen und Cosima befreien.
    Das wurde mir verwehrt.
    Calderon hielt bereits die beiden Fackeln fest, als sich Cosima meldete, und das mit Worten, mit denen ich niemals gerechnet hätte…
    ***
    »Neiiiinnn!« brüllte sie über den alten Friedhof hinweg. »Ich werde nicht sterben! Ich werde leben, man hat es mir versprochen! Ich weiß, dass Hector de Valois nicht gelogen hat. Er hat von einem Kreuz gesprochen, das mich retten wird. Ich werde gerettet, aber ich schaffe es leider nicht, euch zu töten. Ich aber bleibe am Leben…!«
    Die Worte waren von allen Anwesenden gehört worden. Natürlich auch von mir, und spätestens zu diesem Zeitpunkt, als sie von einem Kreuz gesprochen hatte, da wusste ich Bescheid.
    Jetzt war ich gefordert!
    Bisher hatte ich mich bedeckt gehalten. Das war nun vorbei. Ich löste mich aus meiner Deckung und rannte los.
    »Cosima!«
    Mein Schrei hallte über den Friedhof, und er wurde von der Frau am Scheiterhaufen gehört. Ich sah, wie sie ihren Kopf drehte und dabei in meine Richtung schaute.
    Ich rannte auf den Scheiterhaufen zu. Es war mir egal, was noch passierte. Cosima hatte um das Kreuz gebeten, das nicht Hector de Valois ihr geben konnte, sondern ich. So sah ich mich verpflichtet, Hectors Prophezeiung zu erfüllen, denn letztendlich wollte dieser seine Geliebte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher