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1494 - Hexenhölle

1494 - Hexenhölle

Titel: 1494 - Hexenhölle
Autoren: Jason Dark
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zeigte.
    Sie bewegte den Kopf von einer Seite zur anderen. Sie hielt den Mund offen, aber es drang kein Schrei über ihre Lippen.
    Ich schaute zu den Helfern hinüber, um zu sehen, ob einer schon das Feuer bereit hielt, um das Reisig anzuzünden. Nein, so weit war es noch nicht, denn es gab jemanden, der sich noch profilieren musste.
    Der bigotte Widerling Calderon trat vor. Er hatte seine Schultern angehoben, um größer zu wirken. In der rechten Hand hielt er einen Weihwassersprengel. Verlogener als er konnte sich wirklich kein Mensch verhalten.
    Dicht vor dem Reisighaufen mit dem Pfahl in der Mitte blieb er stehen. Wenn er nun redete, konnte er von den umstehenden Menschen gut gehört werden, ohne groß seine Stimme erheben zu müssen.
    Der Höhepunkt der Lüge war erreicht, als er Cosima mit dem wahrscheinlich geweihten Wasser bespritzte und noch seinen letzten Segen dazu gab. Als würde er ihr die Sünden vergeben, die sie nicht begangen hatte.
    Cosima bekam die Tropfen ab. Sie schüttelte sich und lachte plötzlich laut auf. Dann rief sie mit lauter Stimme: »Schaut mich an, ihr verlogenen Menschenschänder! Schaut mich genau an! Hat das geweihte Wasser mir etwas getan? Hat es meine Haut gezeichnet, hat sie Blasen geworfen? Ist das geschehen?« Sie gab sich die Antwort selbst. »Nein, es ist nicht geschehen. Wäre ich allerdings eine Hexe gewesen, sähe ich jetzt anders aus, das wisst ihr selbst. Also wollt ihr eine Unschuldige verbrennen! Dafür werdet ihr alle in der Hölle schmoren. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche!«
    Es waren harte Worte. Und es gab keinen unter den Zuschauern, der sie nicht verstanden hätte. Fruchteten die Anklagen? Wurden die Söldner des Father Calderon wirklich nachdenklich?
    Das befürchtete der bigotte Hexenjäger, denn sofort mischte er sich ein. »Nein, nein, sie lügt! Sie will ihre schmutzige Seele retten! Und ich sage euch, dass sich in meinem Sprengel kein Weihwasser befindet. Ich habe ihn mit normalem Wasser gefüllt. Das geweihte Wasser ist mir viel zu schade für diese verfluchte Satansbuhlerin. Sie ist nicht würdig, überhaupt von einem einzigen Tropfen benässt zu werden. Lasst euch nicht beirren, Leute! Sie ist und bleibt eine Hexe!«
    Seine Worte hatten Gewicht. Auch wenn er noch keine Antworten erhielt, war zu erkennen, dass die Söldner auf seiner Seite standen und das auch so bleiben würde.
    Calderon nickte zufrieden.
    Ich entdeckte wieder sein ekelhaftes Lächeln auf seinen Lippen.
    Das blieb bestehen, sodass es auch Cosima sah, nachdem er sich ihr wieder zugewandt hatte und in ihr Gesicht schaute.
    »Es hat keinen Sinn, sich verteidigen zu wollen. Man wird dir nicht glauben.«
    »Doch, irgendwann wird man mir glauben, das kann ich dir versprechen. Irgendwann hat der Himmel ein Einsehen und wird euch mit einem Sturmwind in die Hölle blasen!«
    Das konnte zutreffen, wenn hier etwas geschah, mit dem niemand rechnen konnte. Ich stellte mich darauf ein, dass ich in diesem Fall die Rolle des Sturmwinds übernehmen musste. Aber noch war es besser, wenn ich in Deckung blieb und als Überraschungsgast auftauchte.
    Calderon fühlte sich in seiner Rolle wohl, denn er sprach weiter:
    »Willst du noch etwas sagen?«
    »Was denn?«
    »Reue zeigen! Den Herrgott bitten, dass er dich ins Fegefeuer schickt und nicht in die Hölle.«
    Cosima sagte nichts. Sie lachte und sprach erst dann.
    »Warum sollte ich Reue zeigen? Warum sollte ich etwas bereuen, wenn ich nichts getan habe? Ich werde sterben, das weiß ich. Aber ich werde nicht in der Hölle und auch nicht im Fegefeuer landen. Meine Freunde werden die Heiligen sein, das verspreche ich dir. An ihrer Seite ist mein Platz und nirgendwo anders.«
    Calderon wollte es nicht wahrhaben. Er warf seine Arme hoch und drehte sich um die eigene Achse.
    »Habt ihr das gehört?« schrie er seinen Söldnern entgegen. »Habt ihr das alle gehört? Sie lästert Gott! Sie ist eine Gotteslästerin! Wie kann sie so etwas behaupten? Sie weiß ganz genau, dass sich der Teufel auf die Seelen der Hexen freut, aber sie tut so, als ginge sie das nichts an. Sie behauptet, dass der Himmel sie mit offenen Armen empfangen wird. Aber für diese Lügen sind schon viele Menschen gestorben, das kann ich euch sagen. Niemand wird sie in den Himmel einlassen, glaubt es mir. Sie hat Menschen verhext, sie hat sich mit der dunklen Magie und deren gefährlichen Kräften beschäftigt. Das alles muss ein Ende haben, und ich werde dafür sorgen, dass es so
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