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1494 - Hexenhölle

1494 - Hexenhölle

Titel: 1494 - Hexenhölle
Autoren: Jason Dark
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schob ich ihn nicht mal so weit weg.
    Vielleicht war er wirklich ein Teufelsdiener, dem es nur gelungen war, sich eine perfekte Tarnung zuzulegen.
    Ich hatte kein Kreuz an ihm gesehen und auch kein anderes äußeres Zeichen, das auf die richtige Seite hingewiesen hätte. Ein perfekter Schauspieler, der seine wahren Hintergründe verbarg und als Agent der Hölle unterwegs war?
    So absurd war der Gedanke nicht. Ich kannte mich da aus. Die andere Seite arbeitete mit allen Tricks.
    Gedacht hatte ich an ihn, jetzt aber hörte ich seine Stimme zu mir herüber wehen.
    »Ist er wach?«
    Bevor ich weitere Tritte kassierte, meldete ich mich lieber selbst.
    »Ja, ich bin wach.«
    »Ah, sehr gut.« Der nächste Befehl galt den Wächtern um mich herum. »Geht mal zur Seite. Ich möchte mir meinen Freund anschauen und dabei erfahren, ob er noch immer so mutig ist. Stellt ihn mal auf die Beine und haltet ihn fest!«
    Ich wurde hochgerissen. Ich glaubte, schweben oder fliegen zu können. Ich wusste nicht mehr, in welche Richtung ich schauen sollte. Auch als meine Füße den Boden berührten, kam ich noch nicht wieder richtig zu mir. Der Schwindel war einfach zu stark.
    Die Männer, die mich hielten, bemerkten es und amüsierten sich über mich, weil ich von einer Seite zur anderen taumelte.
    Das sah auch Calderon. Bestimmt nicht aus Mitleid ließ er mich zunächst in Ruhe.
    »Sag, wenn ich mit dir reden kann.«
    »Gut…«
    Obwohl ich die Augen offen hielt, sah ich nicht viel. Ein graues Gebilde, in das hin und wieder rote Lanzen fuhren. Ich nahm auch den Widerschein des Feuers wahr, aber den Hexenjäger bekam ich noch nicht zu sehen. Er schälte sich erst allmählich aus diesem wabernden Grau hervor, und auch dann sah ich sein feistes Gesicht noch nicht klar.
    Irgendwie war ich froh darüber, denn dieser Typ hatte ein Gesicht zum Reinschlagen.
    Erneut spitzte er seine Lippen und produzierte dabei saugende Geräusche, die ich als widerlich empfand. Seine Lippen waren feucht. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er mir seinen Speichel ins Gesicht gespien hätte.
    Das tat er nicht. Dafür sprach er mich an und schnippte dabei mir zwei Fingern.
    »Du wirst brennen. Ja, du wirst brennen. Und deine Freundin werden wir auch noch finden. Das weiß ich. Aber zuvor wirst du den Scheiterhaufen betreten und die Flammen spüren, wenn sie Stück für Stück von deinem verdammten Körper fressen.«
    Ich musste mich zusammenreißen, um sprechen zu können. »Wer gibt dir das Recht, so zu handeln und Menschen dem Feuer zu übergeben? Wer? Sag es mir!«
    »Ich bin dazu ausersehen, um die Menschen zu reinigen. Und das werde ich auch einhalten.«
    »Wer hat dich ausersehen?«
    »Es war eine Eingebung, die ich hatte. Ich bin ihr gefolgt. Jeder hat seinen Platz im Leben. Der eine kürzer, der andere länger. Und das ist auch bei mir so.«
    »Hat dich der Bischof geschickt? Ein Kardinal vielleicht? Oder der Papst persönlich?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist doch egal, wer mich geschickt hat. Ich wachse an meinen Aufgaben.«
    Für mich war das nicht egal, und ich fragte mit einer fast schon sanften Stimme: »Oder ist es der Teufel gewesen? Stehst du auf seiner Seite? Sag es mir!«
    Ich sah sofort, dass ich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Er sagte nichts, aber etwas leuchtete in seinen Augen, das ich als einen Gruß aus der Hölle ansah. Zugleich huschte ein dunkler Schatten über sein Gesicht, blieb sogar für eine Moment stehen, sodass ich eine Fratze darin erkannte, aber keine genaue Beschreibung geben konnte.
    Ich brauchte keine Frage mehr zu stellen, denn ich wusste, wen ich vor mir hatte. Und Calderon konnte meine Gedanken lesen, denn sein Nicken sagte mir mehr als Worte.
    »Er ist der Sieger«, hörte ich ihn flüstern. »Er ist der wahre Sieger der Welt.«
    »Ja, und du hast dich ihm verschrieben.«
    »So ist es. Aber du wirst brennen. Du wirst bereits einen Vorgeschmack auf die Hölle bekommen.« Er sprach jetzt lauter, damit auch die anderen ihn verstanden.
    Die beiden Söldner rechts und links von mir packten härter zu. Ich wusste, was jetzt folgen würde, und ich irrte mich nicht.
    »Schafft ihn ins Feuer!«
    Obwohl ich mit dem Befehl gerechnet hatte, zuckte ich doch zusammen. Für einen Moment wurden die Schmerzen in meinem Kopf vom Gefühl der Furcht überlagert.
    Calderon drehte sich schon ab und wollte in die Nähe des Feuers gehen, als ein heller Ruf über den Friedhof gellte.
    »Nein, noch nicht!«
    Selbst Calderon
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