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1492 - Vampir-Attacke

1492 - Vampir-Attacke

Titel: 1492 - Vampir-Attacke
Autoren: Jason Dark
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ließ mich agieren.
    Meine Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen.
    Wo saß er?
    Die Richtung hatte Justine mir gezeigt, aber ich bekam ihn nicht zu sehen. Es war einfach zu finster. Es gab zwar Laternen auf dem Hof, aber sie waren in der Nacht abgeschaltet und brannten nur bis zu einer bestimmten Zeit.
    »Ich sehe ihn nicht!« zischelte ich.
    Justine unterdrückte ihr leises Lachen nicht. Es klang recht schadenfroh – wie auch ihr Kommentar.
    »Menschen sind eben nicht so gut wie wir. Unser Freund hockt zwischen den Ästen und lauert auf eine Gelegenheit. Ich glaube nicht, dass er sich den Baum als Domizil ausgesucht hat, um dort die Nacht zu verbringen.«
    »Okay, dann hole ich ihn mir!«
    »Nein!« Ein Wort nur. Es war eine entschlossen klingende Antwort. Justine wollte es nicht. Sie hatte ihren eigenen Kopf. »Partner, das erledige ich!«
    Der kalte Blick traf mich, und sie stieß plötzlich ihre flache Hand gegen meine Brust. Ich war darauf nicht vorbereitet gewesen und taumelte zurück.
    Genau das gab Justine die Freiheit, die sie brauchte. Sie hob das Bein kurz an, stemmte den Fuß auf die Fensterbank, stieß sich ab und sprang hinein ins Dunkel…
    ***
    Der Stoß hatte mich recht heftig getroffen. Ich war fast bis zu meinem Platz zurückgetaumelt. Erst dort hatte ich mich fangen können, und als ich wieder zum Fenster schaute, war Justine bereits nicht mehr zu sehen.
    »Verdammt, die hat uns reingelegt!«
    »Ha, du kennst sie doch!« sagte Jane. Sie saß nicht mehr. Nach einem kurzen Blick setzten wir uns gemeinsam in Bewegung und gingen auf das offene Fenster zu. Wir hörten nichts. Die Nacht war schon vorher still gewesen, und das hatte sich auch jetzt nicht geändert.
    Ich zog die Beretta noch nicht und warf erst mal einen vorsichtigen Blick in den Hof, wo es Justine geschafft hatte, sich so gut wie unsichtbar zu machen.
    Nur einmal glaubte ich, ihren Umriss zu sehen. Das hätte allerdings auch ein Irrtum sein können.
    Sekunden verstrichen. Neben mir stand Jane, und ich hörte ihre leisen Atemzüge. Beide erlebten wir die Spannung, aber wir wussten auch, dass wir nichts tun konnten.
    Kein Lachen, kein Flüstern, keine Schrittgeräusche. Aber ich wusste es besser und konzentrierte mich auf die Gegend, in der der Baum stehen musste.
    »Ich hole eine Lampe!« flüsterte Jane.
    Bevor ich etwas erwidern konnte, war sie schon weg. Ob es das Richtige war, was sie vorhatte, konnte ich jetzt noch nicht sagen.
    Aber wer wusste überhaupt, was richtig oder falsch war?
    Sie kam zurück. Im Hof hatte sich bis jetzt noch nichts getan.
    »Willst du sie haben?«
    »Ja, danke.«
    Jane Collins trat etwas zurück, damit ich mehr Bewegungsfreiheit hatte, denn der Platz vor dem Fenster war nicht eben breit.
    Ich schob den Arm vor, drehte die Lampe in die entsprechende Richtung und schaltete sie ein.
    Ein langes Schwert aus Licht stach in die Dunkelheit hinein. Ich verfolgte den Strahl, ich bewegte ihn, ließ ihn über den Boden huschen, erwischte nicht nur das Pflaster, sondern auch Baumstämme, bewegte den Arm nicht sehr stark und hatte das Glück, ein Ziel zu finden. Es war nicht der fremde Vampir, sondern Justine Cavallo, die unter einem Baum geduckt am Boden hockte.
    Sie war irritiert, das entnahm ich ihrer Kopfbewegung, aber lange blieb sie nicht im Licht, denn ich ließ den Strahl am Baum in die Höhe wandern. Im Sommer war er voller Laub. Im Winter war er nichts anderes als ein kahles, knochiges Gebilde, das seine Arme nach allen Richtungen ausstreckte.
    Und ich sah ihn!
    Man konnte von einem Zufallstreffer sprechen. Ich sah ihn dicht unter der Krone hocken. Eine dunkle Gestalt mit einem hellen Gesicht. Ich erinnerte mich auch daran, dass er bewaffnet war, aber er ließ seine Pistole stecken. Ich sah seine wilde Bewegung, die zugleich so etwas wie ein Startsignal war.
    Er stieß sich von seinem Platz in der Höhe ab und sprang nach unten. Er brachte dabei einen weiten Bogensprung hinter sich und schaffte es damit auch, die Cavallo zu passieren. Hinter ihr kam er auf, und er hatte es nicht mehr weit bis zu meinem Fenster.
    Dass er Justine hinter sich gelassen hatte, ging ihr voll gegen den Strich. Ihr Wutschrei war nicht zu überhören, und in der nächsten Sekunde startete sie.
    Es war alles so verdammt schnell abgelaufen, und es ging auch so weiter. Ich war nicht mal dazu gekommen, meine Beretta zu ziehen und einzusetzen. In meiner Hand befand sich noch immer die Lampe, und ich bemühte mich, seinen Weg
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