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1491 - Transit nach Terra

Titel: 1491 - Transit nach Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Reklametafel fiel ihm ins Auge.
    Zum zweitenmal innerhalb einer Stunde zuckte Lindorn wie unter Elektroschock zusammen. ICH PRE-DIGE NICHT DAS PARADIES, stand da, ICH PREDIGE REALITÄT. HE-LA. Dann die Adresse.
    Was ihn allerdings wirklich traf, war das Gesicht. Riesige, abstehende Ohren fielen zuerst ins Auge. Dazu kamen dünne Haare, in fettige Strähnen geschnitten. Die Nase war ein einziger Buckel, die Augen sahen aus wie die eines Klonfischs. Hela. Hewell Storn. Ich kenne dich.
    Schon wieder diese Tagträume, die mit ihm durchgingen, die mit seiner Wahrnehmung in Konkurrenz zu treten schienen.
    Lindorn beschloß, diese Hela aufzusuchen. Etwas hatte seine Neugierde geweckt. Er überquerte die Straße und trat vor die Werbetafel hin. „He, Mikrosyn", sagte er. „Kannst du mir den Weg zu Helas Büro beschreiben?"
    „Selbstverständlich", erklärte die winzige Maschine. Das Laus REALI-TÄT enthielt senkrechte Lautsprecherschlitze. Statt einer Beschreibung warf das Reinen Lageplan aus. „Danke. Und was kann Hela für mich tun?"
    „Hela kann dir die Augen öffnen. Hela ist die oberste Repräsentantin der Anti-Psychotrip-Bewegung."
    „Aha." Lindorn nickte enttäuscht. „Ich bin kein Anhänger der Psychotrips."
    „Das ist nicht wichtig. Du hast Probleme."
    „Vielleicht", antwortete Lindorn ausweichend. „Dann geh zu Hela."
    Er hatte keine Lust, sich weiterhin mit dem Syntron zu unterhalten. In einer Mischung aus Langeweile und Neugierde schlug er den Weg zu ihrem Büro ein. Per Mediumtransmit ließ er sich in den entsprechenden Stadtteil abstrahlen.
    Dreihundert Kilometer weiter kam er zum Vorschein. Ein Robottaxi brachte ihn ans Ziel. Es handelte sich um das Erdgeschoß eines kleinen Glasturms. Von außen wiesen Reklametafeln darauf hin.
    Der Eingang befand sich an der straßenabgewandten Seite. Lindorn überprüfte nochmals seine Motivation; doch er sah keine andere Möglichkeit, als diesem ominösen Impuls nachzugeben. Hela.
    Dieser Name. Etwas stimmte nicht mit ihm, und er wollte herausfinden, was es war.
    Hela empfmg ihn in einem rustikal eingerichteten Zimmer. Hier gab es keinerlei Technik oder Luxus. Schwere Stühle aus Holz, naturkissengepolstert. Ein Glastisch ohne integrierten TTV-Monitor. Kein TZS-Anschluß. „Du kannst offen sprechen", meinte sie mit angenehmer Stimme. „Meine Kunden werden nicht durch Abhöreinrichtungen belästigt. Ich habe keine verborgenen Aufzeichnungsgeräte."
    „Es würde mich nicht stören", antwortete er. Lindorn ließ sich der Frau gegenüber auf einem der Stühle nieder. „Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll..."
    „Du hast ein Problem", unterbrach sie. „Wahrscheinlich mit den Psychotrips, richtig?"
    „Falsch. Ich habe nichts mit Psychotrips zu tun. Ich weiß selbst nicht, worunter ich leide. Am besten, ich erzähle dir alles." Lindorn berichtete von seinen Alpträumen, von den plötzlichen, scheinbar unmotivierten Gedankenblitzen.
    Hela hörte gespannt zu. „Ich kenne das", sagte sie dann. „Ich habe das Phänomen Realitätsflut genannt."
    „Realitätsflut? Was soll das heißen?" In seinem Kopf schrillte eine Alarmglocke. „Das heißt, daß ich selbst ähnliche Dinge erlebe. Immer wieder. Es scheint, als wäre ich eine andere, deren Leben schon abgelaufen ist oder noch läuft. Etwas überlappt sich."
    „Genauso ist es bei mir!"
    „Ja, Frank. Es gibt einige von unserer Sorte. Leute, die nicht glücklich sind. Die das Klassenziel Paradies verfehlt haben. Aber mit den Jahren wird es immer weniger für die Einzelperson. Man paßt sich an. Systemintegration. Das spüre ich selbst. Außer ..."
    „Ja?"
    „Außer", fuhr sie fort, „du schaffst den Absprung."
    „Verstehe ich nicht."
    „Mit dem Absprung meine ich, daß du entkommen mußt. Das hier ist nicht die Realität. Das hier wird uns vorgespiegelt. Terrania, die Herren der Straßen, alles ein gigantischer Witz. Manche haben die Kraft, zu fliehen. Andere, so wie ich, bleiben ewig gefangen."
    „Weißt du, was du da sagst!" Lindorn starrte die häßliche Frau fassungslos än. „Du redest Unsinn...
    Das ist Bauernfängerei."
    „Es gibt keine Beweise, das ist richtig", räumte sie frustriert ein. „Einmal habe ich versucht, die Beweise zu sammeln, vielleicht zu entkommen. Ich beging Selbstmord. Ich wollte mit Klirr-Klang-Gott sprechen.
    Aber er hat mich zurückgestoßen. Als ich wieder erwachte, hatte ich eine neue Existenz hier in Terrania City."
    „Du erstaunst mich, Hela. Was wolltest du bei

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