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149 - Auf Messers Schneide

149 - Auf Messers Schneide

Titel: 149 - Auf Messers Schneide
Autoren: Bernd Frenz
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Gras.
    Schwer atmend stand die Taratze auf und sah Radek an.
    Der Bluttempler hob unwillkürlich den Degen, denn die mutierten Riesennager flößten jedem Menschen – ob Mutant oder nicht – von Natur aus Angst ein. Das Vieh, das ihm da gegenüber stand, war gut zwei Köpfe größer als er, besaß eine weit vorgezogene Schnauze mit messerscharfen Zähnen und gefährliche Raubtierpranken, denen lange Krallen entsprangen.
    Blut tropfte aus dem offen stehenden Maul und der nackte Schweif peitschte unruhig umher, trotzdem ging von dieser Kreatur etwas Vertrautes aus.
    Natürlich, er hatte sie schon einmal gesehen. In Britana, als es galt, den Verräter zu strafen.
    »Graz!«, entfuhr es Radek überrascht. »Was machst du denn hier?«
    Unwillkürlich ließ er die Klinge sinken, denn sein Unterbewusstsein akzeptierte längst, was ihm selbst noch rätselhaft war.
    Navoks Taratze hatte ihm im letzten Moment das Leben gerettet.
    Sein Blick wanderte zur Seite, bis er einen vermummten Nosfera entdeckte, der nicht zur Truppe gehörte, bei dem es sich aber auch nicht um einen Dämon handelte. Trotz der tief herabgezogenen Kapuze erkannte Radek sofort, mit wem er es zu tun hatte. Die Körperhaltung unter dem Umhang war ihm gut bekannt.
    »Freut uns auch, dich zu sehen«, antwortete Navok ironisch.
    »Leider fehlt die Zeit für ein großes Begrüßungsfest. Dieser Siebener-Trupp war nur einer von vielen, die hier die Gegend durchstreifen. Dank des Kampflärms werden die anderen nun herbeieilen.«
    Die übrigen Daa'muren lagen inzwischen ebenfalls tot am Boden, doch trotz ihrer vielfachen Überlegenheit hatten die Bluttempler Vukov und vier weitere Elitekämpfer verloren.
    Außerdem gab es diverse Verletzungen, die behandelt werden mussten. Ein hoher Preis, der sich bei anderen Kräfteverhältnissen noch potenzieren würde.
    Navok schlug seine Kapuze zurück, damit ihn auch jene erkannten, denen er nicht so gut vertraut war.
    »Wir sollten uns in den Felsen verschanzen«, schlug er vor.
    »Dort haben wir die besten Chancen, uns gegen den Ansturm zu wehren.«
    »Du willst dich uns anschließen?«, fragte Radek, der Navoks Einschätzung teilte, aber keineswegs bereit war, die Führung der Bluttempler aus der Hand zu geben.
    »Was bleibt mir anderes übrig?« Navok grinste spöttisch.
    »Angesichts der Teufelei, die diese Dämonen planen, stehen wir alle auf derselben Seite, ob wir uns nun mögen oder nicht.«
    »Da hast du Recht.« Radek ließ die Degenspitze bis ins Gras sinken. »An diesem Tag und zu dieser Stunde sind wir alle nur Getreue des Sohns der Finsternis.«
    Die umstehenden Bluttempler ließen zustimmendes Gemurmel hören. Angesichts des grausamen Feindes war jeder bereit, alten Zwist zu vergessen. Selbst Graz, der die ganze Zeit nervös von einem zum anderen geschaut hatte, entspannte sich daraufhin.
    »Ich hoffe, du hast eine Möglichkeit, mit Maddrax in Verbindung zu treten«, sagte Navok, während er auf Radek zuging.
    »Ja, ich besitze eines der Zauberkästchen, mit denen man mehrmals am Tag über weite Strecken sprechen kann. Mit seiner Hilfe können wir auch weitere Ordensbrüder herbei rufen. Wir Bluttempler stehen in diesem Kampf nämlich keineswegs alleine. Nicht weit von uns entfernt marschieren doyze Nachtwandler, aber auch Waffenbrüder aus Buugari, Fraace und Ittalya. Außerdem gibt es ein Monstrum, das eine Truppe aus Nosfera, Guuls und Wulfanen anführt, ebenfalls nicht weit von hier…«
    »Wirklich hochinteressant«, unterbrach Navok den atemlos vorgetragenen Bericht, »aber bevor wir hier den Kampf organisieren, muss ich erst mit Maddrax sprechen. Die Daa'muren wissen nämlich, dass die Allianz auf weiter Front vorrückt und haben entsprechende Sicherheitsvorkehrungen ergriffen.«
    »Unsere Pläne wurden verraten?« Radeks spürte, wie ihm das wenige Blut aus dem Gesicht wich. »Dann ist alles verloren!«
    »Noch nicht ganz!«, erwiderte Navok grimmig. »Einer unserer wichtigsten Verbündeten ist nämlich längst vor Ort!«
    ***
    Drei Wochen zuvor…
    Im Schatten eines Vorsprungs ging Aiko auf die beschriebene Stelle zu. Wild wucherndes Schlingkraut wies ihm den Weg. Als er einige der sorgfältig drapierten Ranken zur Seite schob, wurde das Erdloch sichtbar, von dem Navok und Graz erzählt hatten. Trotz der dicken Moosschicht war die kreisrunde Struktur nicht zu übersehen.
    Es handelte sich um einen natürlichen Spalt, der vor einiger Zeit künstlich erweitert wurde, vermutlich um als Luftschacht zu
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