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1474 - Der Schnitter

1474 - Der Schnitter

Titel: 1474 - Der Schnitter
Autoren: Jason Dark
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Geschöpf an, und es schien tatsächlich außer Kontrolle geraten zu sein, denn es schwang seine Sense wie verrückt.
    Immer wieder ausholend, sorgte es für einen großen und tödlichen Radius. Dagmar und Harry hörten, wie die Klinge durch die Luft schnitt. Sie waren nicht auf der Stelle stehen geblieben, sie wichen vor dem schlagenden Unhold zurück, und sie hörten das verdammte Pfeifen der Klinge, wenn sie zu sehr in ihre Nähe kam.
    »Hinter das Haus!« schrie Harry, sprang in diese Richtung und stolperte, weil ihm etwas zwischen die Beine geraten war.
    Im Fallen sah er das Holzstück. Mama Rosa hatte es geworfen, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, was ihr auch gelungen war.
    Jetzt hatte der Schnitter freie Bahn und Mama Rosa ihren mörderischen Spaß. Für sie war einer ihrer Gegner so gut wie ausgeschaltet.
    Es gab nur noch eine Person, die ihnen kaum Probleme bereiten würde.
    Aber Dagmar gab nicht auf. Sie hielt die Waffe mit beiden Händen fest und lief dem Schnitter todesmutig entgegen Und dann sah sie, wie sich hinter der Gestalt etwas bewegte. Ein Mann hatte das Boot verlassen. Er hetzte auf den Schnitter zu, der seine Sense bereits zum tödlichen Hieb schwang…
    ***
    Wir hatten uns fast die Arme aus dem Leib gerudert. Ich war nicht fertig, aber verdammt mitgenommen. Dennoch durchströmte mich ein neuer Kraft ström, als ich ans Ufer sprang.
    Die Lage für meine Freunde war prekär. Ich sah Harry fallen, hörte Mama Rosas Triumphgeschrei und erkannte mit einem Blick, in welch aussichtsloser Lage sich Dagmar Hansen befand. Der Tod griff bereits nach ihr. Nach menschlichem Ermessen konnte sie dem Treffer nicht mehr entgehen.
    Ich war noch zu weit weg, aber Dagmar wusste sich trotzdem zu wehren. Es war das einzig Richtige, was sie tat, sie schoss und drückte mehrmals hintereinander ab.
    Ich ging zu Boden, weil ich nicht getroffen werden wollte, denn ich musste damit rechnen, dass einige der Kugeln die mächtige Gestalt verfehlten. Ob das zutraf, wusste ich nicht, aber etwas anderes passierte.
    Dagmar Hansen hatte den Schnitter erwischt. Die Kugeln waren hart auf- oder eingeschlagen, und plötzlich zuckte der Kopf des Schnitters nach hinten. Er dachte nicht mehr daran, nach Dagmar zu schlagen, denn er kippte zurück.
    Es war wie ein halber Sieg, als ich ihn auf dem Boden liegen sah.
    Er war auf den Rücken gefallen und für einige Sekunden nicht in der Lage, etwas zu unternehmen.
    Das war die Zeit, die ich brauchte. Mich kümmerten Voltaires Rufe nicht, ich dachte nur an die Vernichtung dieser verfluchten Gestalt. Was ich tat, das war nicht mehr rational überlegt, ich handelte einfach und zerrte dem Schnitter die Waffe aus der Hand.
    Jetzt hatte ich die Sense!
    Er rollte sich von mir weg, um auf die Beine zu kommen. Diesmal waffenlos. Und er drehte mir dabei den Rücken zu. Aber er wollte mich ansehen und fuhr deshalb herum.
    Darauf hatte ich gewartet.
    Wie man mit einer Sense umgeht, das wusste ich. Außerdem war diese nicht ganz so stark gebogen wie die des Schwarzen Tods zum Beispiel. Ich konnte sie sogar als handlicher ansehen, und so gab es für mich nichts Besseres.
    Keiner griff ein. Jeder wusste, dass dies einzig und allein eine Sache zwischen dem Schnitter und mir war. Und als er sich zu mir hindrehte, da schlug ich zu.
    Nein, nicht in einem Zeitlupentempo, sondern schnell und wuchtig. Es kam mir nur verlangsamt vor, weil ich alles sehr intensiv erlebte. Ich hörte sogar das Pfeifen des Metalls, als es durch die Luft fuhr, und dann packte die scharfe Innenseite der Klinge zu.
    Das Metall schien sich wie ein Schal um den Hals des Schnitters zu schlingen, aber ein Schal konnte nichts zerschneiden. Genau das passierte hier.
    Es kam mir vor, als gäbe es keinen Widerstand. So leicht löste sich der Kopf vom Körper. Wie ein geschnitztes Kunstwerk stand der Schädel für einen Moment starr in der Luft. Ich schaute genau in die Augen hinein, in denen ich ein kaltes Licht sah. Blau an der linken dunklen Seite, ein raubtierhaftes Gelb im rechten Auge.
    War das das Zeichen für zwei Seelen?
    Ich wusste es nicht. Ich würde auch keine Antwort mehr bekommen, denn der Kopf schwebte nicht weiter, er folgte der Erdanziehung und fiel neben dem Körper zu Boden, wobei er noch einmal gegen die Schulter tickte, ehe er dann liegen blieb.
    Es war vorbei.
    So dachte ich, aber nicht nur ich erschrak, als der Torso beide Hände anhob. Er ging sogar einen Schritt nach vorn, und ich musste noch mal
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