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1474 - Der Schnitter

1474 - Der Schnitter

Titel: 1474 - Der Schnitter
Autoren: Jason Dark
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auf.
    »Ja!« rief sie dann. »Er ist es, endlich! Er wird euch zerhacken. Ja, zerhacken!« Sie fasste die noch immer starre Sandrine an und drehte sie herum. »Da schau, unser Retter kommt.«
    Auch Dagmar drehte sich um. Sie zog dabei die Pistole und ging unwillkürlich einen Schritt zurück, als sie den Schnitter entdeckte.
    Er bewegte sich durch das Wasser, und er ging dabei wie ein Roboter. Das Wasser schien ihn nicht zu stören. Er ging den direkten Weg, sodass sich jeder ausrechnen konnte, wann er das Ufer erreichen würde.
    Mama Rosa hatte Oberwasser bekommen. Sie und Sandrine standen dicht beisammen. Ihre Augen leuchteten, und dieses Leuchten schien sich auch auf die Kette mit den Totenköpfen um ihren Hals übertragen zu haben. Sie musste einfach reden, um klar zu machen, wer hier der große Gewinner war.
    »Der Tod ist da! Er wird über euch kommen! Er wird euch vernichten, verdammt noch mal! Ihr werdet keine Chance haben, denn seine Sense wird euch in Stücke zerhacken!«
    Normalerweise hätten Dagmar und Harry dafür gesorgt, dass sie ihr Maul hielt, aber sie hatten nur Augen für den Schnitter. Beide dachten auch nicht an Flucht. Sie waren es einfach gewohnt, sich den Feinden zu stellen, und sie hatten noch etwas gesehen.
    Dagmar sprach es zitternd aus.
    »Da ist ein Boot!«
    Harry sah es ebenfalls. Der Kurs des Boots beruhigte ihn. Es hielt direkt auf ihren Uferstreifen zu, und es sah so aus, als wäre es dem Schnitter auf den Fersen. Aber das Boot würde das Ziel nicht vor dem Mörder erreichen.
    Mama Rosa hielt es nicht mehr aus. Sie löste sich von ihrem Platz und lief mit erhobenen Händen dorthin, wo der Schnitter an Land gehen würde. Sie blieb nicht ruhig. Sie empfing ihn mit beschwörend gesprochenen Worten, die weder von Dagmar noch von Harry verstanden wurden. Auch als sie stoppte, sanken ihre Arme nicht herab. Sie wollte den Unhold in ihre Arme schließen.
    Der Schnitter hielt die Sense geschultert. Es war gut zu sehen, weil ihm das Wasser nur noch bis zu den Hüften reichte. So konnte jeder die Gestalt sehen, deren Körper von einem trikotähnlichen Kleidungsstück umschlossen wurde, auf dessen dunkler Oberfläche das Wasser abperlte. Auch das Gesicht war zu sehen. Die eine Hälfte sah normal hell aus, die andere lag im Dunkeln oder schien überhaupt nicht vorhanden zu sein.
    Er ging an Land.
    Noch war er nicht auf Dagmar und Harry fixiert.
    Dagmar stellte die Frage, die in der Luft lag.
    »Schießen wir?«
    »Was sonst?«
    Sie hob ihre Waffe an.
    »Noch nicht«, sagte Harry, »lass ihn näher herankommen.«
    »Gut. Aber Silberkugeln sind es nicht. Denk an die Schüsse auf der Insel.«
    »Wir zielen auf den Kopf!«
    »Okay.«
    Beide blieben äußerlich ruhig. In ihrem Innern erreichte die Spannung ihren Siedepunkt. Sie hofften beide, dass die Insassen des Boots es rechtzeitig schafften.
    Harry warf einen flüchtigen Blick über das Wasser. Er sah John, der wie ein Wilder ruderte, und Voltaire stand ihm in nichts nach.
    Aber würde die Zeit reichen?
    Sie reichte nicht, denn der Schnitter dachte nicht daran, sich länger mit Mama Rosa aufzuhalten. Es stieß sie hart zur Seite, und trotz ihres enormen Gewichts wäre sie fast gefallen.
    Dann kam er auf Dagmar und Harry zu.
    Er ging mit langen Schritten. Die Sense lag nicht mehr über seiner Schulter. Er hielt den Griff mit beiden Händen fest, und sie schlug beim Gehen wie ein Pendel aus.
    »Jetzt!«
    Harry hatte das Wort nur gezischt, doch genau darauf hatte Dagmar Hansen gewartet.
    Sie schossen zugleich!
    Mama Rosas Wutschrei ging in dem gemeinsamen Knall unter.
    Fahles Mündungsfeuer leuchtete auf. Zwar standen beide nicht auf einer Linie mit der Gestalt, sondern etwas erhöht, aber sie hatten gut gezielt, und so schlugen die Kugeln in den Körper der mächtigen Gestalt. Den Kopf hatten sie leider nicht getroffen, doch die Einschläge reichten aus, um den Schnitter zu stoppen.
    Er schien irritiert zu sein.
    Dann senkte er den Kopf und schaute an sich hinab. Sein Mund verzerrte sich, sodass der hölzerne Ausdruck seines Gesichts verschwand.
    Ein Grunzen verließ seine Kehle. Er schüttelte den Kopf und richtete sich wieder auf.
    Dagmar sah, wie der Schnitter seine Sense schwang und den ersten langen Schritt auf sie zuging. Er wollte es jetzt endlich wissen, und nach dem zweiten Schritt war er schon gefährlich nahe heran.
    Ob Mama Rosa lachte oder schrie, war nicht genau festzustellen.
    Sie jedenfalls war in ihrem Element. Sie feuerte das
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