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1474 - Der Schnitter

1474 - Der Schnitter

Titel: 1474 - Der Schnitter
Autoren: Jason Dark
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wusste, dass mich Schlimmes erwartete, und holte trotzdem meine Leuchte hervor, mit der ich meine nähere Umgebung abstrahlte.
    Der Kegel huschte über einen feuchten Boden. Gras schimmerte hell, aber ich sah auch das Blut, das sich überall verteilt hatte, und ich sah die beiden unteren Hälften der Menschen, die nicht weit entfernt in der Lücke zwischen zwei Bäumen lagen.
    Meine Haut zog sich zusammen. Nur durch die Nase holte ich Luft. Der Kloß saß dick in meiner Kehle, und plötzlich wurde ich mir der Gefahr bewusst, in der ich schwebte.
    Es war zwar still in meiner Umgebung. Aber der grausame Schnitter konnte überall in der Nähe lauern Die Dunkelheit gab ihm den nötigen Schutz, Ich achtete auf jedes Geräusch. Es war nicht still in meiner Umgebung, denn ich hörte, wie die Männer miteinander sprachen. Sie standen noch immer im Licht der einsamen Laterne, während ich tiefer in die Dunkelheit über der Insel hineinging.
    Damit verfolgte ich einen Plan. Ich wollte den Schnitter von diesem Grillplatz weglocken und bewegte bewusst meine Lampe, damit er auch sah, wohin ich ging.
    Er verfolgte mich nicht.
    Mehrmals blieb ich stehen, drehte mich dabei im Kreis, doch das Licht traf keinen Menschen. Es malte Büsche und Bäume für kurze Zeit mondbleich an, das war auch alles.
    War der Schnitter verschwunden? War er geflohen, ohne seine Aufgabe richtig erfüllt zu haben? Ich glaubte nämlich nicht daran, dass es ihm nur auf die beiden Leibwächter angekommen war. Er hatte die Bosse aus dem Weg räumen sollen, und genau das war ihm nicht gelungen.
    Ohne es bewusst zu merken, hatte ich das Ufer und damit das Wasser erreicht. Der Schilfgürtel war auch hier vorhanden. Ich sah das Zittern der Halme, und mein Blick huschte automatisch über den Schilfgürtel hinweg auf das das Wasser.
    Diesmal hatte ich Glück.
    Nicht weit vom Ufer entfernt bewegte sich eine Gestalt auf das andere Ufer zu. Es konnte nur der Schnitter sein. Zwar hatte er sich geduckt, doch ein Teil seiner Sensenklinge ragte hervor, und es sah so aus, als würde die Hälfte eines langen Messers über das Wasser wandern.
    Er verschwand, er wurde erwartet, für uns war die Gefahr zunächst vorbei. Aber ich dachte zugleich an Dagmar Hansen und Harry Stahl. Das sie dem Schnitter vor die Sense liefen, war nicht unmöglich, und deshalb mussten Jean Voltaire und ich so schnell wie möglich die Insel verlassen, um die Verfolgung des Schnitters aufzunehmen.
    Ich ärgerte mich, dass der Schnitter entkommen war. Zurückholen konnte ich ihn nicht. Ich würde ihn woanders stellen müssen.
    Als ich wieder auf der Lichtung eintraf, schaute man mich an wie einen Geist.
    »Hast du ihn gesehen, John?«
    »Ja.«
    »Und wo?«
    »Er hat die Insel verlassen, und es wird höchste Zeit, dass wir das Gleiche tun…«
    ***
    Dagmar Hansen und Harry Stahl hatten den Renault des Kommissars verlassen. Sie wollten nicht in einem Käfig sitzen. So standen sie vor dem Bootshaus und schauten über das Wasser hinweg bis zur Insel, wo sich nichts rührte, obwohl John und sein französischer Kollege sie längst erreicht haben mussten.
    »Das gefällt mir nicht, Dagmar, überhaupt nicht.«
    »Denkst du mir?« Sie lachte leise auf. »Ich frage mich sowieso, ob wir hier richtig sind.«
    »Es ist der beste Weg zur Insel.«
    »Und dann?«
    Harry hob die Schultern an. »Ich weiß nicht, was dann passiert. Nach wie vor gehe ich davon aus, dass etwas auf der Insel abläuft. Es gibt nicht grundlos dort das Licht.«
    »Schon okay. Mir geht es nicht nur um den Schnitter. Ich denke auch an die beiden Voodoo-Frauen.«
    »Die spielen jetzt die zweite Geige.«
    »Wenn du dich da nicht mal täuschst.«
    Sie spürten, dass ihre Nervosität immer mehr zunahm. Gemeinsam zuckten sie zusammen, denn in der Stille hatten sie deutlich den Klang von Schüssen gehört.
    Ihr Lauschen dauerte keine zwei Sekunden.
    »Das war auf der Insel«, flüsterte Dagmar.
    »Du sagst es.«
    »Und wir stehen hier, verdammt.«
    »Und hier bleiben wir auch. Ich habe es zwar nicht schriftlich, doch ich werde das Gefühl nicht los, hier an einem zentralen Ort zu stehen, an dem noch etwas passiert. Wer auf die Insel will, der geht nicht einfach zu Fuß.«
    »Ich traue dem Schnitter alles zu.« Dagmar nickte heftig. »Vielleicht hat John ihn auch erwischt? Hast du gehört, mit welch einer Waffe geschossen wurde?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Dann vertrauen wir auf unsere Glück.«
    Wenn das Glück die Stille war, dann ging es
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