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1470 - Der Wechselbalg

1470 - Der Wechselbalg

Titel: 1470 - Der Wechselbalg
Autoren: Jason Dark
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eine Ausrede einfallen lassen, die plausibel klang, und da fiel ihm etwas ein.
    »Ich habe nur daran gedacht, dass es jetzt an der Zeit ist, einmal nachzuschauen, ob das Unwetter bei uns Schäden hinterlassen hat?«
    »Unsinn, das hätten wir gehört. Ein Blitz hat auch nicht eingeschlagen, und es ist auch kein Feuer entstanden.«
    »Ich möchte mir trotzdem die Scheune ansehen.«
    »He, das sind ja völlig neue Töne. Du interessierst dich plötzlich für unser Anwesen? Lässt mich das hoffen?«
    »Nicht unbedingt, aber ein wenig Verantwortung spüre ich schon noch.«
    »Sehr gut. Dann gehe ich mit.«
    »Nein, nein, nur das nicht. Ich schaffe das allein. Außerdem regnet es noch.«
    »Wie du willst. Bleibst du denn noch zum Essen?«
    »Es ist noch lange nicht Abend.«
    »Na und? Ich muss es vorbereiten.«
    »Mal sehen. Ich sage es dir, wenn ich zurückkomme. Ich müsste dann noch mit London telefonieren.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst. Aber zieh dir deine Jacke über, sonst wirst du zu nass.«
    Wayne schüttelte den Kopf. So waren Mütter nun mal. Da konnte man mehr als dreißig Jahre zählen, aber für sie blieb man immer das Kind von früher.
    Die dünne Lederjacke hing über einer Stuhllehne. Das Holster mit der Pistole hatte er nicht abgelegt. Als er die Jacke jetzt überstreifte, war die Waffe nicht mehr zu sehen.
    »Bis gleich dann, Mutter.«
    »Ist schon gut. Ich koche mir jetzt einen Tee. Möchtest du auch eine Tasse?«
    »Ja, danke.« Er lächelte ihr noch mal zu und verließ das Haus.
    ***
    Nach den ersten beiden Schritten lächelte er nicht mehr. Da wurde sein Gesicht angespannt, denn nun drehten sich die Gedanken wieder um das, was er gesehen hatte.
    Kein Irrtum! Es war ein fliegender Mensch gewesen. Je länger er darüber nachdachte, umso mehr festigte sich die Überzeugung in seinem Innern. Es war einfach so. Durch das Unwetter hatte sich ein fliegender Mensch bewegt, der vor dem Haus seiner Eltern gelandet und dann in der Scheune verschwunden war.
    Das große Tor der Scheune ließ sich elektrisch öffnen. Aber in das große Tor integriert war noch eine kleine Tür, die außen mit einem Riegelbalken gesichert war. Archaisch, hatte Wayne damals gesagt, aber der Vater hatte darauf bestanden. Er wollte auch ganz normal die Scheune betreten können und einfach nur eine Tür öffnen.
    Auf diese war Wayne Rooney gespannt. Sollte der Vogelmensch sich in der Scheune befinden, dann hätte er den Riegel zur Seite schieben müssen. Es konnte aber auch sein, dass er sich noch draußen aufhielt und den Schutz des Nebels suchte, der sich überall gebildet hatte.
    In Luft hatte er sich sicherlich nicht aufgelöst. Aber ein fliegender Mensch hatte es leicht, er konnte mit ein paar Flügelschlägen verschwinden. Auch daran dachte der Mann.
    All diese Überlegungen waren vergessen, als er vor der Scheune stehen blieb und bereits die ersten Strahlen der Sonne spürte, die in seinem Nacken brannten. Aber er kümmerte sich nicht darum, er schaute nur auf die Tür, und seine Augen weiteten sich.
    Der dicke Balken war verschoben worden!
    Plötzlich steckte ein Kloß in seiner Kehle. Irgendwie hatte er gehofft, sich geirrt zu haben, weil es so etwas wie diesen Flugmenschen nicht geben durfte, aber das sah jetzt anders aus. Möglicherweise stand er vor einer entscheidenden Entdeckung, dessen Ausmaße er noch gar nicht überblicken konnte.
    So etwas war völlig neu in seinem Leben. Rooney war kein Mensch, der etwas überstürzte, er war darauf trainiert worden, in entscheidenden Situationen die Nerven zu behalten. In diesen Augenblicken aber fingen sie an zu flattern. Er wollte sich das Ungeheuerliche nicht weiter ausmalen, aber er wollte auch nicht kneifen.
    Die Neugierde war doch größer, und deshalb musste er die Scheune betreten.
    Das war kein Problem.
    Die Tür ließ sich leicht öffnen, auch wenn sich Geräusche nicht vermeiden ließen. Hinter sich drückte er sie schnell wieder zu, denn er wollte dem Unbekannten keinen Fluchtweg offen lassen.
    In der Scheune war es nicht finster. Dicht unter der Decke waren beim Umbau Fenster eingebaut worden, die genügend Licht durchließen, um ein gewisses Halbdunkel zu schaffen. In dieser Atmosphäre wirkten die abgestellten Maschinen noch unheimlicher und fremder. Beinahe wie stählerne Saurier.
    Wayne hatte keine Lust, sich in diesem Halbdunkel umzuschauen.
    Seine Waffe ließ er stecken. Sollte er von einem fremden Augenpaar gesehen werden, dann durfte er auf keinen Fall
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