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1470 - Der Wechselbalg

1470 - Der Wechselbalg

Titel: 1470 - Der Wechselbalg
Autoren: Jason Dark
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plötzlich ein bestimmter Glanz.
    »Kenne ich die Person?«
    »Nein«, erklärte Wayne grinsend.
    »Ist sie denn hübsch?« Die Mutter ließ nicht locker.
    »Es ist ein Mann. Und der Termin ist rein dienstlich. Der hat nichts mit einem Date zu tun, wie du vermutest. Du weißt doch, dass ich praktisch rund um die Uhr im Job bin.«
    »Ja, deshalb bist du auch so wenig bei deinen Eltern. Aber du hast es nicht anders gewollt.«
    »Eben.«
    Wayne Rooney erhob sich, als er sah, wie seine Mutter nach ihrem Wasserglas griff. Sie befanden sich beide in der großen Wohnküche des Hauses. Der gemauerte Kamin gab im Winter eine wohlige Wärme ab. Die dicken Mauern des Hauses hielten in heißen Sommertagen die Hitze fern, was auch sehr angenehm war und von Wayne Rooney sehr genossen wurde, wenn er mal hier war.
    Er war ein großer Mann. Breite Schultern, schmale Hüften. Man sah ihm an, dass er durchtrainiert war, und genau das brauchte er in seinem Job als Mitglied einer Spezialtruppe, die bei der Terrorbekämpfung eingesetzt wurde.
    Seine Eltern wussten davon nichts. Ihnen hatte er erzählt, dass er zu einer Abteilung gehörte, die sich mit Rauschgiftkriminalität beschäftigte. Das war von den Rooneys akzeptiert worden.
    Wayne blieb vor einem der Fenster stehen und schaute hinaus. Er blickte dabei über die Gardine hinweg, die nur die untere Hälfte der Scheibe bedeckte.
    »Siehst du was?«
    »Ja, Mutter. Wie ich es dir gesagt habe, das Unwetter zieht allmählich ab. Der Regen fällt nicht mehr so stark, und es ist auch heller geworden.«
    »Das ist dann wohl auch für deinen Vater gut.«
    »Und ob.«
    Rooney wartete ab. Warum er so interessiert nach draußen starrte, wusste er selbst nicht. Es gab nicht viel zu sehen. Viel Dunst, der fallende Regen, der nachlassende Wind, der die Bäume nicht mehr bog, und die Blitze, die sich entfernt hatten und dort weiter tobten, zusammen mit dem grollenden Donner.
    In einigen Minuten würde er sich in seinen Morris setzen und zurück nach London fahren.
    Zuvor schaute er sich den Himmel an. Er musste dabei den Kopf drehen und freute sich über die ersten Lücken in der Wolkendecke.
    Dort schimmerte sogar das erste klare Blau wieder durch.
    Die Hölle des Unwetters war vorbei, aber sie hatte sicherlich ihre Spuren hinterlassen. Das würde Wayne auf der Fahrt nach London sicher noch merken. Der erste Sonnenstrahl erreichte den Boden. Er wurde allerdings von den Nebelschwaden aufgesaugt, aber letztendlich würde die Sonne gewinnen.
    Urplötzlich stand Wayne Rooney unter Strom. Er hatte etwas gesehen, und zwar etwas, das er nicht wahrhaben wollte. Aus dem noch immer dunstigen Himmel war etwas herab auf die Erde gefallen, ohne dort zu zerschellen. Das Etwas hatte auch Flügel gehabt, sehr große sogar, sodass ihm die Landung eines Raubvogels in den Sinn kam.
    Nein, kein Vogel!
    Es war ein Mensch!
    Wayne sah ihn genau. Er lief nach seiner Landung einige Schritte und faltete dabei seine Schwingen zusammen. Dann wallte ihm der helle Dunst entgegen und schluckte ihn.
    Rooney hatte trotzdem gesehen, in welche Richtung er gelaufen war. Er wollte zur ehemaligen Scheune, die nach dem Umbau so groß geworden war, dass dort die großen Maschinen stehen konnten, die verliehen wurden.
    Rooney dachte zunächst an nichts. Er schüttelte sogar den Kopf und fragte sich, ob er sich alles nur eingebildet hatte. Nein, dieser Mensch war echt gewesen.
    Er dachte an einen Paraglider, aber auch das brachte ihn nicht weiter. Die sahen anders aus, wenn sie landeten. Da falteten sich keine Flügel zusammen, wie es bei dieser Gestalt gewesen war.
    An einen Vogel wollte Wayne nicht glauben. Er hatte sogar einen nackten Körper gesehen, dessen Haut vor Nässe geglänzt hatte.
    Was war das für eine Gestalt?
    Ein fliegender Mensch?
    Wayne Rooney war kein Mann, der sich leicht erschreckte. In diesem Fall tat er es doch. Es gab keine fliegenden Menschen. Das war stets ein Traum von ihnen gewesen. Wenn sich jemand mit einem menschlichen Körper durch die Luft bewegte, dann war es ein Engel, und dass die wirklich existierten, daran glaubte er nicht.
    »He, Wayne, was ist mit dir los? Was hast du? Du verhältst dich so komisch.«
    Es passte ihm nicht, dass seine Mutter etwas von seinem Verhalten mitbekommen hatte, aber ihr konnte man eben nichts vormachen.
    »Nichts Besonderes, Mutter.«
    »Aber du hast doch etwas gesehen?«
    »Nicht direkt.«
    »Sondern?«
    Wayne konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. Er musste sich blitzschnell
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