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1470 - Der Wechselbalg

1470 - Der Wechselbalg

Titel: 1470 - Der Wechselbalg
Autoren: Jason Dark
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nickte.
    Wayne war gespannt, ob er klettern oder fliegen würde. Er hoffte, dass ihm der Junge eine Demonstration seines Könnens bot, und hatte sich nicht geirrt.
    Es war für Rooney wie ein Wunder. Da breitete ein Mensch die Flügel auf seinem Rücken aus, gab sich einen kurzen Ruck und glitt vom Dach des Fahrerstands herab.
    Er flog.
    Es war sensationell, und Wayne Rooney hielt den Atem an. So etwas hatte er noch nie gesehen. Dieser Junge schwebte durch die Luft. Er drehte sogar noch einen Kreis und sorgte dafür, dass er auf die Seite flog, auf der Rooney ihn erwartete.
    Der Junge sank immer tiefer, und jetzt erkannte der Polizist, dass er nicht völlig nackt war. Um sein Geschlechtsteil herum trug er etwas, das er erst auf den zweiten Blick als Keuschheitsgürtel erkannte. Er bestand aus einem schmalen Gürtel und einem Teil, das den Penis und die Hoden bedeckte.
    Langsam senkte sich die Gestalt dem Boden entgegen. Noch einmal wurden die Flügel bewegt, und es war ein leises Rauschen zu hören. Dann schwebte sie zu Boden.
    Eine perfekte Landung.
    Zum Greifen nah, blieb der Junge vor Wayne stehen und schaute ihn an.
    Rooney blickte in ein glattes Gesicht, gegen einen breiten Mund, in große Augen und auf braunes Haar, das auf einem übergroßen Kopf wuchs.
    Bis auf die Flügel sah er aus wie ein normaler Mensch. Nur war sein Alter schlecht zu schätzen, und Wayne schoss wieder durch den Kopf, ob es sich bei dem Jungen wohl um einen Engel handeln könnte.
    Bisher hatte er nicht viel davon gehalten, nun dachte er anders darüber, denn sollte es die Engel tatsächlich geben, dann glaubte er nicht daran, dass sie aussahen wie Putten oder die Gestalten, die schon weit vor Weihnachten in den Geschäften ihr Unwesen trieben.
    Lächeln!, dachte Wayne Rooney. Lächeln ist immer gut. Wer lächelt, gibt dem Gegenüber zu verstehen, dass alles in Ordnung ist, und deshalb behielt er es bei, weil er eine Reaktion des Jungen erleben wollte.
    Dessen Lippen blieben vorerst noch geschlossen. Dafür bewegten sich seine Augen. Er schaute Wayne Rooney sehr intensiv an, als wollte er dessen Gedanken lesen.
    Rooney hielt in diesen Momenten alles für möglich. Er riss sich zusammen. Der Junge sollte nicht merken, wie nervös er war.
    Plötzlich wurde sein Lächeln erwidert.
    Wayne fiel der berühmte Stein vom Herzen. Er fühlte sich erleichtert, seine Hand zuckte wie von selbst vor, und dann sagte er mit leiser Stimme: »Ich heiße Wayne Rooney.«
    Der Junge überlegte noch. Er griff nur zögernd zu und legte seine Hand in die des Polizisten.
    »Hast du auch einen Namen?«
    Der Junge schnaufte leise. Dabei spürte Wayne schon das leichte zittern und auch die Kälte der Haut.
    »Ich bin Seth.«
    »Bitte?« Rooney war etwas verwirrt.
    »Ja. Ich heiße Seth.«
    »Okay, du bist also Seth.« Wayne wunderte sich nicht mehr über den Namen, der irgendwie ägyptisch klang, aber Genaues wusste er auch nicht darüber.
    »Ja, so hat man mich genannt.«
    Wayne ließ die Hand los. »Dann wollen wir mal schauen, wie wir beide miteinander zurechtkommen.«
    »Was meinst du?«
    »Nun, ich denke an die Zukunft.«
    Der Junge ging nicht darauf ein. »Wirst du mich verraten?« fragte er.
    Wayne stutzte. »Wieso verraten? An wen?«
    »An meine Feinde.«
    »Die kenne ich nicht.«
    »Sie jagen mich aber.«
    »Und wer sind deine Feinde?«
    »Sie sind sehr mächtig. Ich nenne sie immer die Gesichtslosen. Mächtig und gefährlich.«
    »Na ja«, erklärte Rooney lächelnd, »dann hast du ja Glück gehabt, denke ich.«
    »Wieso?«
    »Ich mag keine Feinde, die mächtig und gesichtslos sind und einen Menschen jagen, der fast noch ein Kind ist. Oder irre ich mich? Wie alt bist du?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Es war schon komisch, aber Rooney nahm dem Jungen diese Antwort durchaus ab. Er fühlte sich auch nicht auf den Arm genommen und wollte auch nicht nach seinen Flügeln fragen und wie er dazu gekommen war. Es galt für ihn, das Vertrauen noch mehr zu stärken, und dazu gehörten ganz profane Dinge, die für Seth allerdings sehr wichtig waren.
    »Du bist nass, was nicht gut ist. Ich möchte auch nicht, dass du zu lange so herumläufst. Ich denke, dass ich dir Kleidung holen sollte.«
    Er maß den Körper ab. »Vielleicht finde ich etwas. Und dann brauchst du etwas zu essen und zu trinken. Ist das in deinem Sinne?«
    Seth schaute ihn an. »Du bist sehr gut zu mir.«
    Wayne wurde etwas verlegen. »Ich habe nur gesehen, dass du Probleme hast, die du allein nicht
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