Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1470 - Der Wechselbalg

1470 - Der Wechselbalg

Titel: 1470 - Der Wechselbalg
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
lobte Glenda. »Ich fahre zuvor nur kurz nach Hause, um mich umzuziehen.«
    Ich maß sie mit einem schnellen Blick. »Du siehst doch nicht schlecht aus in deinem schwarzen Rock mit weißen Punkten und der gelben Bluse. Nur der Ausschnitt könnte etwas tiefer sein.«
    »Hör auf, du Lüstling.«
    »Ja, ja, schon gut.«
    Blitze spalteten die Wolken und ließen sie manchmal erscheinen wie von oben nach unten im Zickzack aufgerissene Vorhänge.
    Aber wir merkten auch, dass das Unwetter allmählich abzog. Der Wind war nicht mehr so stark, und so wurden auch die Wassermassen nicht mehr gegen die Scheiben geschleudert. Jetzt fielen sie fast senkrecht vom Himmel herab. Auch die Lautstärke reduzierte sich, und so war das Telefon in Glendas Vorzimmer deutlich zu hören.
    Nicht eben begeistert verschwand Glenda in ihrem Büro, um abzuheben.
    Suko schaute mich bedeutungsvoll an. »Die machen uns den Feierabend kaputt.«
    »Wieso die?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Nur so. Habe ich eben so im Gefühl.«
    »Ich will aber ein Bier trinken.«
    »Das kannst du auch.«
    Mein Grinsen wurde schief. »Fragt sich nur wo.«
    Bevor Suko noch eine Antwort geben konnte, kehrte Glenda Perkins zurück.
    »Geh in mein Büro, John. Es ist für dich.«.
    »Und wer will mich sprechen?« Ich war schon auf dem Weg zur Tür und hielt dort kurz an.
    »Ein Kollege.« Glenda hob die Schultern. »Sein Name ist Wayne Rooney. Mehr kann ich auch nicht sagen.«
    »Danke.«
    Ich betrat Glendas Vorzimmer, drückte den Hörer an mein Ohr und sagte: »Sinclair.«
    Zuerst hörte ich den Atemstoß. Dann vernahm ich die Stimme.
    »Ich weiß nicht, ob Ihre Mitarbeiterin Ihnen meinen Namen gesagt hat…«
    »Ja, das hat sie, Mr Rooney.«
    Er räusperte sich. »Wir spielen zwar nicht in der gleichen Liga, Sir, sind aber trotzdem Kollegen. Im Moment befinde ich mich nicht im Dienst, sondern bei meinen Eltern zu Hause…«
    Er erklärte mir, in welcher Funktion er bei der Polizei war, und anschließend hörte ich ihm gespannt zu. Was mir der Kollege Rooney zu berichten hatte, war in der Tat außergewöhnlich. Er sprach sehr exakt. Er ließ kein Detail aus, und als er mir das Aussehen des Jungen beschrieb, rann mir ein Schauer über den Rücken, weil ich sofort an eine bestimmte Person denken musste.
    »Ich weiß ja, Mr. Sinclair, dass es schwer ist, mir zu glauben, aber ich versichere Ihnen, dass ich mit keinem Wort gelogen habe. Es gibt diesen Jungen, auf dessen Rücken Flügel wachsen, aber ich weiß nicht, wie so etwas zustande gekommen sein könnte.«
    »Er heißt also Seth?« fragte ich mit ruhiger Stimme.
    »Ja.«
    »Und er wird gejagt?«
    »Das behauptet er. Gesichtslose sind ihm auf den Fersen. Ob das stimmt, kann ich nicht sagen. Vielleicht hat er sich auch alles nur eingebildet, aber wenn ich ihn mir so anschaue, kann ich mir das schon vorstellen.«
    »Hat er keine näheren Angaben über sich und seine Verfolger gemacht?«
    »Nein. Ich habe ihn danach auch nicht gefragt. Ich musste zunächst mal sein Vertrauen gewinnen, was schwer genug war.«
    »Das kann ich mir denken. Und was haben Sie jetzt vor, Mr. Rooney?«
    »Nun, ich stehe vor einem Rätsel, wie Sie sich bestimmt denken können. Um dieses Rätsel zu lösen, bin ich nicht der richtige Mann. Da habe ich an Sie gedacht. Es wäre meiner Ansicht nach sinnvoll, wenn Sie zu mir kommen könnten, und zwar so schnell wie möglich. Man weiß ja nie, wann die Verfolger auftauchen.«
    Nach einer kurzen Denkpause fragte ich: »Es ist Ihnen also ernst?«
    »Selbstverständlich.«
    »Dann beschreiben Sie mir, wohin ich kommen muss. Sie sprachen von einem Hof. Befindet er sich außerhalb von London?«
    »Das Gebiet zählt noch zu London. Der nächste Ort heißt Forest Gate.«
    »Kenne ich.«
    »Sehr gut. Unser Hof liegt nordwestlich davon, in Richtung Redbridge. Er liegt in einem großen Waldgebiet. Die Höfe sind weit verstreut, unser liegt nicht weit von einem Waldrand entfernt. Sie können sich auch nach einem Sendemast richten, der auf einer kleinen Hügelkuppe steht. Dort müssen Sie rechts abfahren.«
    »Verstanden.«
    »Bitte, Mr. Sinclair, verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich denke, dass es dringend ist. Ich bin mit diesem Phänomen überfordert, wie Sie sich sicher vorstellen können.«
    »Klar, das meine ich auch.«
    »Können Sie heute noch bei uns erscheinen? Das Unwetter ist vorbei. Wir haben noch nicht mal Abend. Es wird lange hell bleiben und…«
    »Keine Bange«, sagte ich. »Wir setzen uns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher