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147 - Stunde X

147 - Stunde X

Titel: 147 - Stunde X
Autoren: Jo Zybell
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Körper schimmerte blaugrün und ein hoher Flossenkamm stand auf seinem Schädel. Flossen trug er auch an seinen Arm- und Beingelenken. Sein Brustkorb war überproportional groß und zwischen den langen Fingern und Zehen spannten sich Schwimmhäute.
    »Dennoch bin ich froh, dich wieder zu sehen.« Quart’ol ließ sich im Gras nieder. »Setz dich zu mir, mein Freund. Ich habe nicht viel Zeit. Nach Sonnenaufgang muss ich schon wieder aufbrechen. Erzähle mir, wie es dir ergangen ist in den letzten Wochen.«
    »Wieder aufbrechen?«
    Überrascht sah Drax den Fischmenschen an. »Bleibst du denn nicht zur Kriegskonferenz?«
    »Nein.« Quart’ol schüttelte sich. »Kriegskonferenz – allein diese Bezeichnung löste beim HydRat Bestürzung aus. Du weißt, wie sehr wir Krieg und Gewalt verabscheuen.«
    Matt sagte nichts. Die Enttäuschung schnürte ihm die Kehle zu.
    »Der Rat der Hydriten hat beschlossen, keinen Delegierten zur Teilnahme an eurer Konferenz zu entsenden. Ich werde mich daran halten. Da es aber um die Zukunft dieses Planeten geht, der nun einmal auch unsere Heimat ist, sind wir bereit, die Allianz mit Transportmitteln und Kundschafterdiensten zu unterstützen. Eine bessere Nachricht habe ich leider nicht für dich, Maddrax.«
    »Sehr schade…« Matthew Drax blickte auf den Strom hinaus.
    Einen Trumpf weniger in der Entscheidungsschlacht. Die Enttäuschung tat weh. »Aber ich muss es wohl akzeptieren.«
    ***
    Amarillo, Anfang September 2521
    »Naoki Tsuyoshi in die Zentrale, bitte!« Mike Dannys Stimme hallte durch Gänge des Medical Science Center, »Naoki bitte in die Zentrale!«
    Eine junge Frau beugte sich aus der Cockpitluke eines Großraumgleiters.
    »Ein Gespräch für Naoki in der Zentrale…!«
    Sie sprang aus dem Cockpit. Vorbei an den mobilen Geräten, die hier unten geparkt und gewartet wurden, spurtete sie durch die Halle. Am Durchgang zu den Laboratorien, Büros und Wohnräumen beugte sich die Frau über die Konsole mit dem internen Sprechfunk. »Was für ein Gespräch, Mike?«
    »Die Briten via ISS.«
    »Bin unterwegs.« Naoki lief zum Lift, sprang hinein und drückte den Knopf für das dritte Untergeschoss. Die Türen schlossen sich, der Aufzug fuhr nach oben. Der größte Teil des Medical Science Center befand sich unter der Erde.
    Naoki zog sich das rote Stirntuch vom Kopf und band ihre wilde, kastanienbraune Mähne im Nacken zu einem Knoten zusammen. Ihr linker Unterarm war weiter nichts als ein Geflecht aus zwei Stangen, Hydraulikleitungen und Kabeln. Von dieser erschreckenden Einzelheit abgesehen, wies ihre anmutige, zierliche Gestalt kein weiteres äußeres Merkmal ihres künstlichen Organismus auf. Im Gegenteil: Sie hatte wunderschöne Mandelaugen, ihr schmales Gesicht trug die lieblichen Züge einer asiatischen Schönheit, und sie wirkte nicht älter als zwanzig Jahre.
    Eine blutjunge Frau, sollte man meinen. In Wahrheit hatte Naoki Tsuyoshi über fünfhundert Jahre kommen und gehen sehen. Durch Transplantationen waren immer wieder kurz vor dem Versagen stehende Körperteile und Organe ausgetauscht worden, gegen teils organische, teils künstliche aus Plysterox.
    Der Lift hielt federnd, die Türen schoben sich in die Wand, Naoki stieg aus. Ein paar Schritte über den Hauptgang, dann betrat sie einen großen runden Raum unter der Kuppeldecke.
    Die Zentrale.
    Ein Ring von Monitoren und Instrumentenkonsolen säumten ihre Wand. Ein stämmiger Rotschopf mit Kerben statt Falten im Gesicht reichte ihr das ISS-Funkgerät.
    »Danke, Mike.« Naoki sank in ihren Kommandosessel.
    »Tsuyoshi hier.« Sie aktivierte den Außenlautsprecher, damit ihr Sicherheitsexperte mithören konnte.
    »Hier spricht General Charles Draken Yoshiro, Stabschef der Community-Force London und Octavian für Verteidigung. Endlich erreiche ich Sie, Ma’am.«
    »Freut mich. Was kann ich für Sie tun, General Yoshiro?«
    »Commander Drax zufolge sind Sie eingeweiht in das Problem am Kratersee.«
    »Sie sprechen von den Daa’muren?«
    »So ist es Ma’am. Die Hinweise auf eine bevorstehende Zündung ihrer Nuklearbomben verdichten sich. Wir müssen handeln. In vier Tagen findet hier in London eine Konferenz statt, um die letzten strategischen Schritte abzustimmen.« Er räusperte sich. »Die Allianz ist auf die Kampfkraft, das technische Know-how und das Engagement jedes Verbündeten angewiesen. Ich und meine Regierung wären dankbar, Sie auf dem Kriegsrat in vier Tagen begrüßen zu können, Mrs. Tsuyoshi.«
    »Ich
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