Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
147 - Stunde X

147 - Stunde X

Titel: 147 - Stunde X
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Energiehaushalt war nicht unerschöpflich.
    Thgáan, der oberste Lesh’iye, versuchte es erneut.
    (Biotisches Hauptmodel Erster Ordnung ruft den Sol. Ich habe Nachricht aus Meeraka. Thgáan ruft Ora’sol’guudo, mit Nachricht des Kundschafters in Waashton…) Die Inselgruppe löste sich vom Horizont und glitt näher. Der Riesenrochen bog die Augententakel zurück: Der nordamerikanische Kontinent war schon nicht mehr zu sehen.
    Die Antwort von der Landestelle blieb aus. Wie seltsam. Wie überaus beunruhigend.
    Er versuchte es wieder und wieder, und während die Inselgruppe tief unter ihm dahin glitt, wurde ihm klar, dass sich der Sol auch diesmal nicht melden würde. Schon zum neunten Mal war dies geschehen: Er empfing die Nachricht eines Kundschafters – wie zum Beispiel die des Luns in Waashton vor drei oder vier Planetenstunden – er versuchte sie weiterzugeben, doch kein Empfänger antwortete. Weder der Sol, noch ein Daa’mure der unteren Ränge. Selbst dann nicht, wenn er direkt über dem Kometenkrater schwebte.
    (Biotisches Hauptmodel Erster Ordnung ruft den Sol!
    Nachricht aus Meeraka! Thgáan ruft Ora’sol’guudo…) Während er es erneut versuchte, sondierte er die Fakten und versuchte seine Schlussfolgerungen zu ziehen.
    Er empfing nach wie vor Botschaften seiner Herren in anderen Bereichen des Zielplaneten, also hatte er nicht die grundsätzliche Fähigkeit verloren, mentale Impulse zu empfangen. Er konnte Botschaften an regionale Kundschafter weitergeben. Also hatte er nicht die grundsätzliche Fähigkeit eingebüßt, mentale Impulse zu senden. Einzige Ausnahme: Adressaten und Absender im Gebiet des Kraters. Nachrangige Schlussfolgerung: Der Sol und die Herren im Landegebiet hatten ihrerseits die Fähigkeit verloren, mentale Botschaften zu senden oder zu empfangen. Doch hätte jemand oder etwas sie neutralisiert, hätten die regionalen Kundschafter ihn informiert.
    Vorrangige Schlussfolgerung: Ein wie auch immer geartetes Störfeld verhinderte Sendung und Empfang.
    Mit Daa’muren-Truppen und Einzelkundschaftern, die fern des Kraters operierten, konnte er störungsfrei kommunizieren.
    Erste Schlussfolgerung: Die Quelle der Störfelder befand sich in der Nähe des Kratersees. Zweite Schlussfolgerung: Ihre Reichweite war begrenzt. Dritte Schlussfolgerung: Eine Verkürzung der Distanz zwischen Sender und Empfänger könnte das Problem unter Umständen lösen.
    Verkürzung der Distanz zu einem potentiellen Empfänger in der Region des Kraters hieß jedoch: Abstieg. Und Abstieg bedeutete noch geringere Temperaturen. Was aber, wenn sein Stoffwechsel den Abstieg nicht überstand? Was, wenn sein Energiehaushalt zusammenbrach?
    Gleichgültig. Sein Auftrag lautete: Botschaften empfangen und Botschaften weitergeben. Dazu war er erschaffen worden.
    Auch wenn er mittlerweile – aus der Notwendigkeit heraus, eigene Entscheidungen treffen zu müssen – eine gewisse Individualität entwickelt hatte.
    Thgáan bereitete sich auf den Sinkflug vor.
    Die westlichsten Inseln der Inselgruppe blieben zurück, am westlichen Horizont kam Land in Sicht. Thgáan sank auf weniger als fünfundzwanzig Kilometer hinab . Der Dampf über seiner Haut verwandelte sich in Eis. Er erhöhte die Frequenz seiner Schwingenschläge, um seinen Stoffwechsel und mit ihm seine Körpertemperatur zu erhöhen. Eine Wolkenbank verhüllte die Küste.
    Auf unter fünfzehn Kilometern drang die Kälte in seinen Körperstamm ein. Thgáan verstärkte die Tätigkeit seiner Brust-und Rückenmuskulatur. Schneller und schneller bewegte er die mächtigen Schwingen. Das Eis auf seinem Körper wurde dicker, bei jedem Schwingenschlag brachen große Stücke ab, schleuderten hinter ihn und zerbrachen in den Luftwirbeln, die sein gewaltiger Leib hinter sich herschleppte.
    Bei zwölf Kilometern Flughöhe wurde es so kalt, dass er jede muskuläre Tätigkeit einstellte. Er sammelte sein Blut tief im Körperstamm, segelte praktisch nur noch. So sank er bis unter sieben Kilometer.
    Langsam stieg die Temperatur wieder, überschritt den Gefrierpunkt, und bei drei Kilometern Flughöhe begann der Riesenrochen sich wieder zu bewegen. Das Eis auf seiner Haut hatte sich längst in Dampf verwandelt, Schwingenschlag folgte auf Schwingenschlag, warmes Blut strömte durch die Peripherie seines Leibes.
    Die Wolkendecke riss auf. Unter ihm glitt der Krater vorbei.
    Er enthielt kaum noch Wasser. Jetzt die Botschaft, jetzt oder nie…
    (Biotisches Hauptmodel Erster Ordnung ruft den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher