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147 - Hinter der Totenmaske

147 - Hinter der Totenmaske

Titel: 147 - Hinter der Totenmaske
Autoren: Larry Brent
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Fragen stürmten auf ihn
ein.
    Mit einem
gewissen Unbehagen ging er die Straße entlang und sah all die Dinge wieder vor
sich, die sich im Dunkeln ereigneten. Er warf einen verstohlenen Blick auf den
Eingang des kleinen Hotels, in dem Estrella, die Zigeunerin, seit zwei Tagen
wohnte. Ihr war er nachgereist. Nur wegen ihr war er nach Aigues-Mortes
gekommen. Estrella hielt sich nirgends lange auf. Es schien, als würde sie vor
etwas fliehen oder auf der Suche nach Unbekannten sein, das sie irgendwo in der
Welt zu finden hoffte. Heute war sie in Paris und Cannes, morgen in London,
Wien, Berlin, am dritten Tag in Rom, Budapest oder in einer winzigen,
gottverlassenen Ortschaft, deren Name auf keiner Karte der Welt verzeichnet
war.
    Estrellas
Reisen zogen sich wie eine Zickzacklinie durch ganz Europa. Und nur durch
Europa . . . Das war das Bemerkenswerte und Auffallende daran.
    Walter
Hordegen war froh, daß seine Begegnung mit den' beiden Polizisten so glimpflich
abgegangen war. Das zerstörte Dach über dem kleinen Kunstgewerbeladen hatte man
also bisher mit seiner Person nicht in Verbindung gebracht. Und ehe man
vielleicht dahinterkam, mußte er fort sein. Noch heute mittag - so hatte er
sich vorgenommen - wollte er nach Deutschland zurückfliegen.
    Als er um
die Straßenecke bog, zuckte er unwillkürlich zusammen.
    Vor dem
Haus, in dem Chantalle Liront wohnte, war ein Menschenauflauf. Ein
Polizeifahrzeug und ein Krankenwagen waren eingetroffen.
    Was war da
schon wieder los?
    Hatte man
erst jetzt die Französin gefunden?
    Das konnte
sich Hordegen schlecht vorstellen. Schon im Morgengrauen, als die ersten
Einwohner sich auf den Weg zu ihrer Arbeitsstelle machten, mußte das
herabgebrochene Dach Aufmerksamkeit erregt haben. Walter Hordegen mischte sich
unter die Neugierigen.
    Die Tür zum
Haus, in dem er einige Minuten verbracht hatte, in der Hoffnung, seinen
unheimlichen Verfolgern zu entkommen zu sein, war weit geöffnet.
    Dann sah er,
wie man Chantalle Liront brachte.
    Er hatte das
Gefühl, als würde eine Klauenhand sein Herz pressen.
    Die
Französin lief mit unsicheren Schritten wie eine alte Frau. Ihr Blick war starr
und abwesend geradeaus gerichtet. Sie schien ringsum überhaupt nichts mehr
wahrzunehmen.
    Zwei
Sanitäter führten sie am Arm. Chantalle Liront war nur noch ein Schatten ihrer
selbst: tief eingefallen die Augen, das Gesicht spitz, bleich und übenächtigt,
die Haare zerzaust.
    Hordegen
schluckte nervös. Wie unter innerem Zwang ging er näher ans Haus heran und kam
neben eine Frau zu stehen, die kopfschüttelnd Chantalle Lironts Abtransport im
Krankenwagen beobachtete.
    »Sie hat den
Verstand verloren«, sagte die Passantin, und Hordegen erfuhr, daß es sich um
eine Nachbarin handelte. »Sie hat ihre ganze Wohnungseinrichtung zertrümmert.
Stellen Sie sich vor ... all die schönen Möbel... mit der Axt kurz und klein
geschlagen . . .«
    Manches
entging Hordegen. Seine Französischkenntnisse waren nicht perfekt.
    » ... und
jetzt schaffen sie sie aus dem Haus ... und sie sagt kein Wort... sie ist ganz
abwesend ... mein Gott, was ist bloß mit ihr geschehen ?«
    Die
Polizisten trieben die Neugierigen zurück, damit Chantalle Liront überhaupt ins
Innere des Krankenwagens steigen konnte.
    Hordegen
stand so weit vorn, daß er jede Einzelheit mitbekam.
    Jetzt stand
Chantalle Liront ihm genau gegenüber.
    Ihre Blicke
begegneten den seinen.
    Wie würde
sie reagieren?
    All das, was
in der letzten Nacht geschehen war und worauf sicher auch der jetzige Zustand
dieser Frau gründete, hatte einen so tiefgreifenden Einschnitt in ihr Leben
gebracht, daß sie unmöglich vergessen konnte, was eigentlich mit den Dingen im
Zusammenhang stand.
    Er - Walter
Hordegen, den sie in der vergangenen Nacht noch als Kunden mit auf ihr Zimmer
nahm ...
    Doch kein
Erkennen - keine Regung!
    Chantalle
Lironts Antlitz war eine kalte, bewegungslose Maske.
    Die
Schiebetür schloß sich hinter der Französin. Dann fuhr der Ambulanzwagen davon.
    »Die sehen
wir nicht wieder... die hat den Verstand verloren«, hörte der Deutsche die
Bemerkung eines Passanten, der Chantalle Liront ebenfalls näher zu kennen
schien.
    Die Polizei
brachte es nicht ganz fertig, die Menschenansammlung vollends aufzulösen.
    Die meisten
Passanten stammten aus der näheren Nachbarschaft, aus dem Haus, kannten
Chantalle und rätselten daran herum, wie es wohl zu diesem unerwarteten
Ausbruch ihres Wahnsinns gekommen war.
    Den
Wortfetzen, die Hordegen auffing, konnte
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