Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
147 - Hinter der Totenmaske

147 - Hinter der Totenmaske

Titel: 147 - Hinter der Totenmaske
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Ziegeln. Mit beiden Beinen kam er auf.
    Es krachte
unter seinen Füßen. Einige Ziegel zersprangen knackend. Der Dachvorsprung
geriet gefährlich ins Wanken. In den Holmen barst und ächzte es.
    Halt konnte
er hier nicht finden. Auf halber Höhe ging es weiter in die Tiefe. Hordegen
rutschte über die Ziegel und riß die Regenrinne ab, als er mit beiden Händen
nach ihr griff, um sein Tempo nach unten zu verringern.
    Der vordere
Holm hielt das Gewicht des Mannes nicht mehr aus. In dem morschen Balken
knisterte es bedrohlich. Er gab nach. Die Schindeln kamen ins Rutschen, das
Vordach sackte in der Mitte ein, und der Flüchtende ließ blitzschnell los, als
er erkannte, wohin dieses Manöver führte.
    Hart kam er
am Boden auf. Er konnte seinen Sprung nicht abfedern und mußte in Kauf nehmen,
daß zwei in Bewegung geratene Ziegel ihn an Hüfte und Schulter trafen.
    Hordegen
taumelte nochmal nach vom, stürzte auf die nasse Straße, raffte sich wieder
auf, lief gebeugt in die Dunkelheit der engen Gasse und taumelte mehr als er
ging weiter, um so schnell wie möglich den Ort des Geschehens zu verlassen.
    Wie lange er
durch die menschenleere, regnerische Stadt irrte, wußte er später nicht mehr zu
sagen.
    Es waren nur
zwanzig Minuten gewesen, aber ihm kam es vor wie Stunden.
    Walter
Hordegen erreichte eines der weit offen stehenden Tore und lief auf die Straße,
die Richtung La Grande Motte führte, schlug dann einen Haken und rannte
hinunter an den flachen Strand, wo die Wellen der Cóte d’Azur sanft ausliefen.
    Dann brach
er zusammen.
    Mit dem
Gesicht klatschte er in den feuchten Sand und war nicht mehr fähig, sich zu
erheben. Sein Körper war ausgepumpt, und es war dem Flüchtenden egal, was mit
ihm geschah.
    Ohne
Übergang glitt er in eine wohltuende Bewußtlosigkeit, die Welt um ihn herum
versank.
     
    *
     
    »Hey,
Monsieur? !« vernahm er eine Stimme wie aus weiter
Feme, als würde er durch eine dicke Mauer gerufen.
    Er schwamm
in einem Gefühl der Trägheit, war unfähig, die Augen zu öffnen, und sackte
immer wieder weg, als sein Bewußtsein sich bemühte, die Kontrolle über den
Körper wieder zu übernehmen.
    »Hallo!
Können Sie mich hören ?« Wieder die Stimme ...
    Ich träume,
schoß es Hordegen durch den Kopf. Heute ist Sonntag, und ich kann schlafen. Ich
liege zu Hause in meinem Bett.
    »Monsieur!
Was ist denn? So öffnen Sie doch endlich die Augen !«
    Die Stimme
sprach gebrochen deutsch.
    Hordegen
wollte antworten, bewegte die Lippen und vernahm das Knirschen zwischen seinen
Zähnen.
    Sand!
Verdammt noch mal! Wie kam denn der in seinen Mund?
    Es fiel dem
Touristen aus Deutschland unendlich schwer, die Augen zu öffnen.
    Verschwommen
nahm er die Umrisse eines Gesichtes über sich wahr. Dunkel und schemenhaft.
Jemand beugte sich über ihn.
    »Na, also!
Er hat seinen Rausch ausgeschlafen. «
    Rausch?
hämmerte es in Hordegens Schläfen. Aber das stimmte ja gar nicht... Der
Fünfunddreißigjährige schüttelte den Kopf, um seinen Protest damit kund zu tun.
    Hände
griffen nach ihm, jemand faßte unter seine Achsel und richtete ihn auf.
    Im gleichen
Augenblick war die Panik wieder da.
    Blitzartig
kehrte die Erinnerung zurück. Walter Hordegen war überzeugt davon, daß sie ihn
hatten.
    Die
Ungeheuer aus dem Reich der Toten, von denen er wußte, waren schließlich doch
Sieger geblieben!
     
    *
     
    »Weg !« brüllte er plötzlich und schlug um sich. Jemand schrie
’au’; eine andere Stimme bemerkte, daß er jetzt durchdrehe, weil die Wirkung
des Alkohols nachlasse. »Laßt mich los !«
    Da hielten
sie ihm die Hände fest und rissen ihn auf die Beine.
    Er schwankte
wie ein Schilfrohr im Wind. Plötzlich sah er, daß es
keine Ungeheuer waren, die ihn umringten, sondern Menschen. Fischer, zwei
uniformierte Polizisten, Einwohner von Aigues-Mortes und Touristen, die
neugierig einen Kreis um ihn bildeten.
    Ein
blaßblauer Himmel spannte sich über das Meer und die von einer hohen Mauer
umgebene Stadt. Leise rauschten die Wellen. Die Luft war noch kalt.
    Die ganze
Nacht über hatte er hier gelegen wie ein Toter. Dann mußte jemand nach
Tagesanbruch ihn gefunden und die Polizei benachrichtigt haben.
    Offensichtlich
war man der Ansicht, daß er betrunken sich an den Strand verirrte.
    Einer der
beiden Uniformierten wollte den Namen wissen und das Hotel, in dem er logierte.
    Hordegen
nannte mechanisch beides, während er sich mit klammen Fingern durch das Haar
fuhr.
    Seine
Kleidung war durchnäßt, ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher