Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
146 - Der Schatz in der Tiefe

146 - Der Schatz in der Tiefe

Titel: 146 - Der Schatz in der Tiefe
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Tauchen. Sie finden das Schiff, und dann reden wir weiter."
    „Angenommen, ich sage zu. Wo liegt das Wrack?"
    „Bei Porquerolles", sagte sie.
    Nahe der Insel Porquerolles lagen zwei Wracks aus dem Weltkrieg. Es waren Frachter, deren Reste inzwischen ein Paradies für Meereslebewesen geworden waren. Diese Wracks, eines davon LE GREC - der Grieche - genannt, bildeten reizvolle Ziele für Taucherausflüge. Charlie selbst war mehr als ein dutzendmal dort gewesen.
    „Wo?"
    „Das zeige ich Ihnen erst, wenn ich sicher bin, daß wir uns nicht gegenseitig übers Ohr zu hauen versuchen."
    „Guter Einwand", sagte er. „Vertrauen ist eine Angelegenheit von Gegenseitigkeit. Ich muß darüber erst einmal in Ruhe nachdenken."
    „Verständlich", erwiderte Roquette knapp. „Wie gesagt, ich habe ein wenig im Boden gegraben und bin im Moment recht flüssig. Vielleicht kann ich Ihnen ein gutes Abendessen spendieren? übrigens - haben Sie vielleicht etwas Platz? Ich habe zwei Koffer, die ich unterstellen muß."
    „Kein Problem", sagte er. „Ich wohne dort oben. Für zwei Koffer ist genug Platz."
    Er zeigte auf den kantigen Turm, der auf der obersten Plattform ein Eisengestänge trug. Eine Leinenpersenning war mit Tauwerk gespannt. Die kleinen Bäume in ihren Tonkübeln sahen noch recht struppig aus, obwohl er sie regelmäßig goß und düngte.
    „Das wäre geklärt", versicherte Roquette geschäftsmäßig. „Wir haben keine Eile. Wo treffen wir uns?"
    Charlie überlegte sich, daß es zumindest nicht ganz aussichtslos sein könne, wenn auch er geschäftsmäßige Vorschläge machte. Er lehnte sich gegen die Reling und schaute auf die schwarze Taucheruhr.
    „Gegen sieben? Wenn Sie durch Ihre Zähne pfeifen, komme ich herunter und helfe Ihnen mit den Koffern. Ich bin dann auch ohne Silikonschmiere und besser rasiert. Wohin gehen wir?"
    „Nach Saint Maxime, schlage ich vor."
    „Geht in Ordnung. Ich habe einen kleinen Wagen."
    „Ich weiß", sagte Roquette und stand auf. Sie war fast so groß wie er selbst. Noch immer erstaunt schaute er in ihr ebenmäßiges Gesicht und gab ihr das Goldstück zurück. Achtlos schob sie es in die Tasche. Er sah, daß die Frau auch um den Hals eine Silberkette aus breiten Gliedern trug. Roquette war eine hinreißende Frau, und er konnte sich ausrechnen, daß er bei ihr nicht viele Chancen hatte. Dafür war sein Schiff wohl um zwanzig Meter zu kurz.
    „Heißt das, daß Sie sich vorher derart intensiv nach mir erkundigt haben?" wollte Charlie wissen.
    Sie lächelte selbstbewußt. Erst jetzt merkte er, daß ihr Französisch eine Spur rauh klang. Etwa so, als sei sie aus dem baskischen oder bretonischen Teil des Landes.
    „Ja, natürlich", sagte sie, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt. „Man hat mir nur gute Dinge über Sie erzählt. Zuverlässig, kein Spinner, noch nie einen Unfall, und überdies scheinen Sie reichlich Phantasie zu haben. Das werden wir brauchen, dort, bei der Insel."
    Charlie schüttelte in steigender Verblüffung den Kopf und brummte verdrießlich: „Eigentlich schätze ich es nicht sonderlich, wenn man versucht, von außen herum an mich heranzukommen. Die direkte Art ist besser."
    Ihre Armbänder klirrten, als sie über die Gangway auf den Betonsteg turnte.
    „Ich hab's erst einmal so versucht. Schließlich wollte ich nicht die gesamte Küste nach einem zuverlässigen Geschäftspartner abklappern. Bis heute abend!"
    Charlie starrte ihr nach.
    Sie bewegte sich mit völliger Natürlichkeit. Es gab kein affektiertes Hüftenschwenken. Roquette drehte sich nicht um und verschwand im Durchgang des Turmes. Kurz darauf hörte Charlie das Knattern eines Mopeds. Er kratzte sich nachdenklich im Nacken und schwankte zwischen zwei starken Empfindungen. Einerseits dachte er an jenen seltsamen Schock und den zweiten, als er das Goldstück in den Fingern gehalten hatte, und andererseits freute er sich auf den Abend.
    Hätte er gewußt, wer Roquette Boussague wirklich war, hätte er die Erklärung für sein Unbehagen rasch gefunden.

    Nachdem Dorian Hunter, der Dämonenkiller, sie aus der Hölle ihrer unendlich qualvollen und langen Gefangenschaft befreit und ihr gezeigt hatte, was Leben und Wirklichkeit waren, durchlebte sie eine schlimme, von Zweifeln überschattete Zeit.
    Zuerst war sie geflohen, dann hatte die Realität sie eingeholt, und dann erst lernte Roquette, sich in diesem neuen Leben richtig zu bewegen. Sie lernte schnell, denn ihr Verstand war während jener
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher