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146 - Der Schatz in der Tiefe

146 - Der Schatz in der Tiefe

Titel: 146 - Der Schatz in der Tiefe
Autoren: Dämonenkiller
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magischer Umhüllungen sollten verhindern, daß der Dämon jemals seinem Gefängnis entwich. Die Priester ahnten, daß sie diesen Nachfolger des Seth (er war es, der als Kriegsgott in alten Zeiten seinen Bruder Osiris getötet hatte) nicht wirklich aus der Welt schaffen konnten. Aber sie schafften es, ihn ewiglich einzusperren.
    Magisches Metall, mit Beschwörungen bemalte Binden, schwarze Binden der Nacht, Zeichen des Anubis, der die Toten schützte und den Lebenden ein Freund war, abermals geläutertes Gold und Erdpech, das im Tempel des Amon-Re geschmolzen worden war, das heilige Holz aus dem Tempelbalken, aus dicken Zedernbrettern, und viele andere Dinge mehr. Und auf den Sarkophag nagelten sie die
Ankhs
der Hathor.
    Dann vergruben sie den Sarkophag an einem geheimen Ort.
    Immer wieder, wenn Roquette schweißgebadet und zitternd aus den Alpträumen auffuhr und sich in die Kissen krallte, dachte sie an Dorian.
    Nie lernte sie in all den Monaten einen Mann kennen, der ihm glich. Nicht im Aussehen, das war unwichtig. Die ruhige, beruhigende Art war es, und jenes tiefe Maß an Verständnis, das ihr geholfen hatte, die ersten Stunden in der neuen Freiheit zu überleben, ohne wahnsinnig zu werden.
    Wieder fiel ihr die Geschichte ein, die erzählt worden war in der Gruft von Le Castellet.
    Brüllendes Gelächter begleitete die Stimmen der Dämonen, wenn sie über Seth-Hega-Ib sprachen. Denn eines Tages fand ein anderer Dämon den Sarkophag. Er ließ ihn ausgraben und auf ein Schiff bringen. Dieses Schiff sollte nach Rom segeln und, wenn es keinen Wind gab, von versklavten Männern gerudert werden. Aber in seinem unbewachten Augenblick - es war im zwölften Jahr nach der Zeitenwende, als wieder der Schweifstern Zeichen an den Himmel malte - zerschellte das Schiff an einer Felswand.
    Die Dämonen kannten den Ort, an dem jener mächtige Dämon versunken war.
    Aber es gab keine Möglichkeit, ihn zu bergen.
    Tarn, der wahnsinnige Büßermönch, hatte die Insassen des Schlößchens schon gebannt gehabt.
    In diesen langen Winternächten an der Cöte d'Azur kontrollierte Roquette immer wieder ihre Erinnerungen.
    Nichts änderte sich an diesem Wissen.
    Auf einer Seekarte stellte sie fest, wo das Schiff liegen mußte. Sie war mindestens ein Dutzend Male nahe daran, Dorian Hunter anzurufen, denn sie hatte auf der Visitenkarte seinen Wohnsitz und die Telefonnummer gesehen und sich notiert.
    Aber sie verschob es immer wieder.
    Ihre Gründe waren nicht deutlich, selbst für sie nicht. Während des Winters mit Stürmen, kurzen Tagen, hohen Wellen und unberechenbaren Umständen war es absolut sinnlos, daran zu denken, diesen Dämon auszugraben und zu vernichten.
    Und sie scheute sich, Dorian wiederzusehen.
    Roquette fuhr fort, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Sie fand in einer Schublade des Hotels einen Paß, ließ sich fotografieren und klebte ihr Bild in das Dokument. Es gelang ihr auch, das Geburtsjahr glaubhaft zu fälschen. Immerhin fühlte sie sich dadurch eine Spur sicherer.
    Es gab noch zwei andere Geschichten in ihrer Erinnerung, aber sie waren zu schwach ausgeprägt. Eine große Insel mit steiler Küste. Ein Turm, der langsam zerfiel, und wenn er ganz zusammengebrochen war, würde sich auch der Bann auflösen und eine Schar widerlicher Dämonen freilassen. Und:
    Ein Schiff, das ebenso unter Felsen und Sand begraben war wie der Sarkophag des Seth-Hega-Ib. Ein Schiff voller räuberischer Dämonen, das zu seiner Zeit zum Symbol unnennbarer Scheußlichkeiten und Grausamkeiten geworden war.
    Aber noch waren diese Erinnerungen nicht deutlich geworden. Roquette fürchtete sich auch, daran zu denken. In ihrem neuen Leben gab es Grenzen für das Ertragen solcher bewußt gewordener Alpträume und Wachträume.
    Die Sehnsucht nach jemandem, der ihr half, nach einem Mann wie Dorian, wuchs.
    Roquette horchte tief in sich hinein und war sich bewußt, daß jedes Geschenk seine Eigenschaften hatte. Nicht immer waren sie schnell zu erkennen. Eines Tages wußte sie, daß sie ein langes Leben ohne Körper gegen ein kurzes Leben in einem blutvollen, schönen Körper eingetauscht hatte. Fünfhundert Jahre gegen… wieviel Jahre?
    Sie wußte es nicht. Noch nicht.
    Aber der Haß auf die Dämonen blieb. Sie sollten bezahlen für das, was man ihr angetan hatte.

    Die Flammen der drei Kerzen flackerten kurz, dann brannten sie mit dünnen Rußfäden wieder ruhig. Langsam hob Charlie Arthold sein Glas und versuchte, nichts allzu Lächerliches zu
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