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146 - Der Schatz in der Tiefe

146 - Der Schatz in der Tiefe

Titel: 146 - Der Schatz in der Tiefe
Autoren: Dämonenkiller
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beabsichtigt. „Und noch weniger kenne ich Sie. Immerhin: Sie sind Nichtraucherin."
    Ihr Lächeln war bemerkenswert. Eine unverkennbare Spur von Melancholie sprach daraus, dann viel Selbstbewußtsein, dazu die Gewißheit, genau berechnen zu können, wie die Frau auf andere wirkte, besonders auf ihn. So ungefähr, sagte er sich, sollte man sich eine erfahrene Frau vorstellen, die von absolut nichts mehr zu erschrecken ist.
    „Ich bin Roquette", sagte sie und hob die Bierdose. „Roquette Boussague. Was ich sage, wird Ihnen vielleicht ein wenig verworren vorkommen. Sie machen das alles professionell?"
    „Ja", antwortete er ernsthaft. „Ich bin Charles Arthold, ausgebildeter und geprüfter Taucher und Tauchlehrer."
    „Charlie werden Sie hier genannt."
    „Das ist richtig."
    Wenigstens von ihr aus war es ein vorsichtiges, aber zielbewußtes Abtasten. Kurzzeitig versenkte Charlie seinen Blick in den Ausschnitt des weißen Pullovers. Alles, was er sehen konnte, war hinreißend. Also eine Frau, die den Sommer über auf dem Schiff verbringen wollte, ein Zugvogel, der ein Dach über dem Kopf suchte, dafür mit wenig Kochkünsten, mäßigem Sex und störender Anwesenheit bezahlen wollte? Er kannte diesen Typ bis zum Überdruß. Aber Roquette machte nicht diesen Eindruck.
    Alles war sehr verworren. Er setzte sich in den ramponierten Decksstuhl und starrte in ihre Augen.
    „Was ich nicht brauche", sagte er nachdrücklich und grob, „sind nicht zahlende Gäste. Für ein paar Tage - ja. Aber vier oder fünf Taucher, die zahlen und schwer arbeiten, zusammen mit Ihnen, das ist wohl nicht die geeignete Mischung."
    Sie blieb ernst und schüttelte den Kopf.
    „Ich kann Sie verstehen, Charlie. Sie haben nicht recht. Ich will Ihnen ein Geschäft vorschlagen. Vielleicht wird etwas daraus. Was bieten Sie?"
    Er grinste breit.
    „Was bieten Sie, Roquette? Übrigens: ein seltener Name."
    Sie saßen sich gegenüber und musterten einander. Jeder schien den anderen nicht unsympathisch zu finden. Roquette wippte langsam mit ihrem linken Bein.
    „Ich weiß, daß an einer bestimmten Stelle ein Wrack liegt. Ein uraltes Schiff, rund zweitausend Jahre alt. In welchem Zustand es ist, kann ich natürlich nicht sagen."
    „Welche Tiefe?" fragte Charlie kurz.
    „Ich habe Informationen, daß es fünfzehn Mannslängen tief liegt."
    „Also rund vierzig, fünfzig Meter", sagte er. „Zweitausend Jahre? Ein römisches Schiff?"
    „Ein römischer Schnellruderer, keine Galeere, ein Schiff mit Segel. Mehr weiß ich nicht."
    „Ich tauche seit vier Jahren hier entlang aller möglichen Küsten und um viele Inseln herum. Ich kenne einen Teil der Literatur, auch der alten Geschichte", sagte skeptisch und halblaut der Skipper und ließ Asche aufs Deck fallen. „Aber von einem solchen Schiff…? Ich habe nicht einmal eine Sage gelesen, Roquette."
    „Vielleicht ist es schwer, Sie zu überzeugen. Aber ich weiß es. Definitiv. Natürlich wird das Schiff nicht offen und unversehrt in zwanzig Meter Tiefe liegen."
    Charlie schnippte die Zigarette über Bord.
    „Okay", brummte er. „Nehmen wir an, es gibt dieses Schiff. Warum sollte ich danach tauchen?" „Nicht Sie. Wir", meinte Roquette. „Oder haben Sie etwas gegen ein paar Handvoll Goldmünzen und entsprechende Altertümer?"
    Überrascht runzelte er die Stirn.
    „Gold? Altertümer?"
    Roquette griff in die Hüfttasche und warf Charlie etwas zu. Er fing es aus der Luft und sah, daß es eine dünne, unregelmäßig kreisförmige Münze war, dem Gewicht nach offensichtlich Gold. Er sah undeutlich einen Männerkopf und eine umlaufende Inschrift, vermutlich Latein.
    „Gold?" fragte er und drehte die Münze zwischen Daumen und Zeigefinger.
    „Echtes Gold", bestätigte die junge Frau und lachte. Ihr Lachen und ihr Lächeln - sie waren einzigartig. Charlie dachte an seinen Anfall von Furcht und Unbehagen von gestern abend, und tief in seinem Innern fühlte er wieder einen ebensolchen Stich.
    „Woher haben Sie's?"
    „Ausgegraben", erklärte Roquette zufrieden. „Unter den Wurzeln von alten Pinien und Korkeichen. Drüben, Richtung Bergland. Vielleicht zeige ich Ihnen den Platz. Aber dort ist nichts mehr."
    „Das kann ich mir vorstellen", sagte er. „Und was soll weiter passieren?"
    Sie hob die Schultern und zeigte vage hinaus, zwischen den vielen aneinandergebauten schmalen Häusern und über die breiten Wasserarme.
    „Wir fahren dorthin, wo das Schiff liegt. Vielleicht lerne ich auch ein bißchen das
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