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146 - Der Schatz in der Tiefe

146 - Der Schatz in der Tiefe

Titel: 146 - Der Schatz in der Tiefe
Autoren: Dämonenkiller
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fünfhundert Jahre ihr einziges Werkzeug gewesen. Er hatte Finger und Arme, Füße, Augen und Ohren ersetzen müssen.
    Sie ging, wenigstens abschnittweise, mit jener Raffinesse vor, die ihr dämonischer Meister sie gelernt hatte. Dorsan, der so ähnlich ausgesehen hatte wie Dorian Hunter.
    Zuerst erinnerte sie sich an naheliegende Dinge. Sie mußte überleben. Dazu brauchte sie Geld, möglichst viel davon. Sie stoppte einen Wagen und ließ sich bei
Le Castellet
absetzen.
    Erinnerungen aller Art brauchte sie nicht herbeizubeschwören: sie war voll von Erinnerungen.
    Die Überlebensfähigkeit, die sie auf so schauerliche Weise hatte lernen müssen, diktierte den ersten Schritt. Ihr fielen Erzählungen ein, und sie setzte das Wissen sofort in die Tat um.
    Mit bloßen Händen, einem Ast und rostigen Bauklammern grub sie an vier verschiedenen Stellen. Einst hatten die Bauern und der Müller ihre kleinen Schätze vergraben, und auch anderes Wissen gab es.
    Roquette grub zweimal vergeblich.
    Aber an den beiden anderen Stellen fand sie jeweils einen tönernen Topf voller Münzen, Schmuck und kleinen Wertgegenständen des täglichen Lebens. Die Töpfe waren zerfallen, ihr Inhalt von Erde und festgebackenem Schlamm verkrustet. Sie lud ihren Fund in eine Kaufhaus-Plastiktüte und ließ sich von einem anderen Autofahrer zurück zu dem kleinen Hotel bringen, auf dessen Zimmer sie in der Wintersaison aufpaßte.
    Zuerst schwemmte sie alles in der Badewanne mit heißem Wasser auf. Das Metall hob sie vorsichtig in einen Kübel und leerte in das heiße Wasser zwei große Packungen eines Pulvers, mit dem man Zahnersatz reinigte. Die Chemikalien lösten schäumend fast den letzten Rest des Schmutzes und des Belags von den Ketten, Münzen, Armbändern, Nadeln und dem anderen Zeug. Sie trocknete vorsichtig Stück um Stück und erkannte am nächsten Tag, daß sie reich war - wenn sie es richtig anstellte.
    Radio und Fernsehen. Sie hatte schnell begriffen, was es damit auf sich hatte.
    Sie ging planmäßig vor, und wieder half ihr jene seltsame, körperlose Erfahrung, die sie in den langen Jahren gesammelt hatte.
    Die schönste Silberkette und zwei fast gleiche Armbänder, jeweils drei Finger breit, trug sie zum nächsten Juwelier. Sie hatte genaue Vorstellungen davon, wie sie zu reparieren und zu ergänzen waren.
    Dann machte sie sich auf den langen Weg die Küste entlang. Die Geschäfte fand sie im Adreßbuch. Sie verkaufte eine Goldmünze nach der anderen. Der erste Händler war ein alter Mann und überraschend ehrlich; von ihm erfuhr sie den wahren Wert ihres kleinen Schatzes.
    Bis auf einen kleinen Rest verkaufte sie sämtliche Münzen.
    Mit dem Bargeld, dem größten Teil davon, eröffnete sie ein Konto bei der
Credit agriculture.
Sie kaufte jene Kleidung, in der sie sich wohl fühlte. Nicht viel, aber gutgeschnittene und entsprechend teure Sachen aus der letzten Saison, die wiederum weniger kosteten. Sie kaufte ein gebrauchtes Motorino und lernte den Mechanismus zu beherrschen.
    Die Tage waren unproblematisch. Sie hatte etwas zu tun und lenkte sich ab.
    Die Nächte aber wurden oft zu böser, schwarzer Tortur.
    Die Erinnerungen…
    Roquette wurde von bösen und guten Erinnerungen überfallen wie von einem allgegenwärtigen Nachtmahr.
    Jede Stunde ihres Lebens lief vor ihr ab. Seit dem Augenblick, als die Knochenreiter des Grafen sie überfallen und weggeschleppt hatten, vergegenwärtigte sie ihre Erlebnisse. Immer wieder schob sich, seltsam tröstend und beruhigend wie die Hand einer Mutter, die kurze Zeit dazwischen, die sie in der Nähe Dorian Hunters verbracht hatte. Und die Erinnerungen an die noch kürzeren Stunden, die sie in seinen Armen verbracht hatte, zeigten ihr, daß es sich lohnte, dieses geschenkte Leben weiterzuführen.
    Ihr Haß auf die Dämonen, denen sie diesen Zustand verdankte, wuchs ins Unermeßliche.
    Sie erinnerte sich:
    Die höllische Schar um Dorsan wußte viel und kannte alles. Sie sprachen von den ägyptischen Priestern, die zweitausendeinhundertfünfzig Jahre vor der Zeitenwende einen ihrer Oberpriester erschlagen hatten. Sie erkannten, daß er zum Dämon geworden war, der sein Unwesen selbst im innersten Bereich des Tempels trieb.
    Der Schweifstern, der in den Nächten über den Himmel fegte und ihnen das Zeichen gab, schwächte diesen Dämon. Mit ihren magischen Kräften schlugen sie ihn, ließen seinen Körper schrumpfen und verbannten seinen rachsüchtigen Geist in einen Sarkophag.
    Mehrere Schichten
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