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146 - Der Schatz in der Tiefe

146 - Der Schatz in der Tiefe

Titel: 146 - Der Schatz in der Tiefe
Autoren: Dämonenkiller
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sagen. Noch war die Flasche halbvoll; ein
Coteaux de L'Ardeche,
ein
Vin de Pays,
mittelteuer und viel zu gut für diesen Preis.
    „Wissen Sie, Roquette", sagte er leise, „ich bin ziemlich weit herumgekommen. Ich hab's auch niemals sonderlich leicht gehabt. Ich kenne vieles und bin schwer zu beeindrucken. Aber jetzt bin ich sprachlos."
    „Immerhin haben Sie nicht gestottert", sagte sie und sah ihn mit ihrem melancholischen Lächeln an. „Der Wein ist ausgezeichnet."
    „Ich bestehe darauf', sagte er, „daß ich ihn zahle. So arm bin ich nun auch wieder nicht." „Angenommen", meinte sie. „Was halten Sie von der Geschichte?"
    Er nahm einen tiefen Schluck und sagte sich, daß es die größte Dummheit wäre, um den Tisch herumzugehen und Roquette zu küssen. Der ganze Abend war von Anfang an bis jetzt verwirrend und einmalig gewesen.
    „Ich kann sie noch immer nicht glauben", antwortete er.
    Sein Blick wechselte von ihren Augen zu den schlanken, langen Fingern. Sechs Ringe funkelten daran. Wenige Steine, meist Silber mit Verzierungen aus Platin oder Weißgold. Davon verstand er kaum etwas. Ihre Augen waren groß und dunkel geworden. Er riß sich los und schüttelte den Kopf. „Na schön. Ich glaub's!" resignierte er.
    Sie hatte ihm eine einmalige Geschichte erzählt. Von der Mumie eines bösartigen ägyptischen Priesters, den seine Mitpriester in einen Sarkophag eingeschlossen und eingesiegelt hatten. Sie hatte erzählt, wie der Schnellsegler mit den römischen Matrosen und Steuerleuten im Sturm an der Felswand von Porquerolles zerschellt und untergegangen war, nicht gerade mit Schätzen beladen, aber durchaus der Traum eines jeden Schatzsuchers. Goldmünzen aus der Zeit um Christi Geburt oder Schmuckstücke, selbst Ketten oder Bänder, würden ein Vermögen wert sein. Und der Sarkophag noch viel mehr. Wieviel davon von der Regierung beschlagnahmt wurde, interessierte ihn nicht im mindesten. Aber daß der Sarkophag nicht geöffnet werden durfte, weil er voller tödlicher Seuchenkeime war, das machte ihn unsicher.
    „Nun? Tauchen wir danach?" fragte Roquette.
    „Das können wir beide nicht allein machen", sagte er. „Wir brauchen ein Team von mindestens drei oder vier Mann, fünf mit mir. Und eine Menge Ausrüstung. Die ist natürlich zu beschaffen."
    Sie nickte und nippte am Wein.
    „Ich sehe, daß Sie sich damit beschäftigen, Charlie."
    „In Gedanken, sicher. Mir ist da noch einiges unklar", murmelte er. Dann lachte er auf.
    „Morgen oder übermorgen, Roquette", sagte er auf geregt. „Bei schönem Wetter. Wir fahren nach Porquerolles, ankern dort, Sie nehmen Maske und Schnorchel, und ich gehe am Ankertau allein runter. Einverstanden? Dann sehen wir weiter."
    „Kann ich Ihnen trauen?" fragte sie, noch immer mit ihrem einzigartigen Lächeln.
    „Bis zu dem Augenblick, an dem ich etwas von dem Wrack sehe, ist es einfach. Die Probleme kommen später. Nicht mit mir. Ich halte meine Verträge. Aber für die Taucherkameraden kann ich meine Hand nicht ins Feuer legen."
    „Das begreife ich", stimmte Roquette zu. Er hatte seine besten Sachen aus dem Schrank geholt; gebügelte weiße Hosen, einen sauberen marineblauen Pulli, eine Lederjacke, der man ansah, daß sie nicht billig war. Roquette trug ein knielanges weißes Kleid, das ihre sonnengebräunte Haut sehen ließ, dazu leichte Tagesstiefel und ein gestricktes großes Tuch, das man um die Schultern wickeln konnte. Jeder Mann und die meisten Frauen im Restaurant hatten sie angestarrt. „Gibt es eine vernünftige Lösung?"
    „Mir fällt jetzt keine ein", bekannte er. „Was halten Sie von meinem Vorschlag?"
    „Ich halte meine Verträge auch", sagte sie ernsthaft. „Fahren wir! Das Boot ist klar?"
    „Ich habe den ganzen Winter daran gearbeitet. Vor vier Tagen habe ich die Maschinen probelaufen lassen. Ich sehe keine Schwierigkeiten."
    „Dann sehe ich auch keine."
    Plötzlich schien sich Roquette z^ verändern. Charlie registrierte es mit ungläubigem Gesichtsausdruck. Ihre Gesten wurden langsamer und weicher. Sie verlor diese Ausstrahlung von Erfahrung und kühler Tüchtigkeit. Sie stützte beide Ellenbogen auf das weiße Tischtuch, hielt das Glas in beiden Händen und sah ihm über dessen Rand in die Augen. Dann legte sie den Kopf ein wenig schräg und meinte: „Ich freue mich, daß ich die RAYON so schnell getroffen habe. Sie sind ein reizender Bursche, Charlie."
    „Danke", sagte er verwirrt. „Man sagt es Ihnen sicher ein paarmal an jedem
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