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146 - Der Schatz in der Tiefe

146 - Der Schatz in der Tiefe

Titel: 146 - Der Schatz in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Tag."
    „Was sagt man mir?"
    „Daß Sie eine…", er suchte nach dem richtigen Wort und war ärgerlich darüber, daß er sich wie ein Schuljunge zu fühlen begann und vermutlich tatsächlich gleich stotterte, „… außergewöhnlich anziehende Frau sind. Etwas ganz Besonderes."
    Sie lächelte nicht, als sie entgegnete: „So scheint es, Charles."
    Er dachte an ihr Gespräch und sagte sich, daß es klüger wäre, nicht darüber zu sprechen. Als er den Inhalt der Flasche in die beiden Gläser goß, waren seine Finger unruhig. Er war gewohnt, die Dinge des Lebens realistisch einzuschätzen, aber daß ihn ausgerechnet Roquette verliebt anschaute, das war ihm bei aller Begeisterung darüber fast unheimlich.
    Die Erzählung von der Seuchen-Mumie fiel ihm ein. Er ahnte, daß ihn eine Ahnung dieser Gefahr zweimal derartig unangenehm berührt hatte. Um sich abzulenken, hob er die Hand und winkte den Kellner an den Tisch.
    „Für mich die Rechnung", verlangte Roquette.
    „Der Wein war meine Bestellung", sagte Charles und legte einen Geldschein auf den Teller.
    In Ruhe leerten sie die Gläser. Auf dem Weg zu dem zerbeulten, rostigen Wagen hängte sich Roquette bei ihm ein, drückte seinen Arm und fragte:
    „Ist vielleicht eine Flasche Sekt in deinem Kühlschrank?"
    „Zwei Flaschen", hörte er sich sagen. „Sogar Champagner."
    „Trinken wir auf die Partnerschaft."
    Mitten auf dem Gehsteig, unter einer Arkade, blieb er abrupt stehen und sagte, diesmal in verändertem Tonfall und völlig ernst: „Ich bin von dir hingerissen, Mädchen. Aber das Ganze ist so überraschend, daß ich Schwierigkeiten habe, das alles zu glauben."
    Roquette antwortete nichts. Sie legte ihre Hände an sein Gesicht und küßte ihn. Dann flüsterte sie etwas in sein Ohr.
    „Acht Monate habe ich einen Mann wie dich gesucht. Ich bin sicher, daß es gut sein wird." „Hoffentlich", murmelte er rauh. „Ich tue mein Bestes."
    Auf der Fahrt bis zum Parkplatz unweit seines Turmapartments schwiegen sie beide. Roquette lehnte sich gegen seine Schulter, und Charlie versuchte, einigermaßen korrekt zu fahren.

    Am anderen Ende des Raumes verbreitete eine Lampe mit goldrotem Schirm ein mildes Licht. Es fiel auf dicke Leinenvorhänge, spiegelte sich im großen Kreis an der weißen Decke, ließ die Bücher in den Regalen aus dem Dunkel heraustreten und zeigte Roquette die hellen, meist weißlackierten Möbel. Zahlreiche Bilder zeigten fast nur maritime Motive: Schiffe, Wellen, Farbphotos von Inseln und Küsten, Gruppenphotos von Tauchern. Roquette faßte mit beiden Händen in ihr volles Haar und schüttelte es in den Nacken.
    Roquette fühlte sich wohl. Sie war glücklich, denn neben ihr schlief der Mann, dem sie vertrauen konnte.
    Aber die Wahrheit durfte er nicht erfahren. Der Dämon würde ihn umbringen.
    Langsam richtete sich Roquette auf und lehnte sich gegen das Kopfteil des breiten Bettes. Es war einmal Teil eines Decks gewesen; jetzt war es abgeschliffen, voller Schnitzereien, alle Kanten waren von einem Sandstrahlgebläse gerundet und völlig seidenglatt. Das Holz paßte zu Charles, zu seinem zuverlässig wirkenden Schiff, zu seinen kräftigen Fingern und zu seinen leisen, mit Bestimmtheit ausgesprochenen Worten.
    Sie mußte den Dämon töten oder vernichten, ehe er sich der Menschen bemächtigte.
    Charlie sollte alles, was wertvoll war, bekommen. Es interessierte sie nur so viel, wie es für ihn wichtig war. Vielleicht würde er sich eine neue Ausrüstung kaufen oder einen Motor, es war gleichgültig.
    Aber er war nicht Dorian Hunter.
    Er konnte ihr nicht helfen, Seth-Hega-Ib zu vernichten. Im Gegenteil: Sie würde auf ihn aufpassen müssen. Bisher glaubte er ihre Geschichte, die ja auch fast nur die Wahrheit berichtete.
    Roquette wollte nicht, daß ihn der Dämon überfiel. In seiner Welt von Schiffen, Preßluftgeräten, Seekarten und Motoren war wenig Platz für die Ebene, aus der Geister, Dämonen, Vampire, Werwölfe und all die anderen Schrecknisse kamen.
    Roquette beugte sich über Charlie, strich mit den Fingern durch sein kurzgeschnittenes Haar und bemerkte plötzlich, daß sie ihren schweren Schmuck noch trug. Verliebtheit, Leidenschaft und Erfüllung waren so unmittelbar aufeinandergefolgt, daß sie das alles vergessen hatte.
    „Vor dir brauche ich mich nicht mit Silber zu schützen", flüsterte sie und nahm den Schmuck ab. Charlie wachte nicht auf, als das filigrane Silber auf dem Holztisch klirrte. Roquette ließ ihre Augen durch den

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