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145 - Die Suche nach Aiko

145 - Die Suche nach Aiko

Titel: 145 - Die Suche nach Aiko
Autoren: Michael M. Thurner
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vorgehen zu können.
    Zuerst musste sie die Gegner vom X-Quad weglocken. Das wertvolle Gerät durfte unter keinen Umständen beschädigt werden. Also ließ sie die beiden Echsenwesen so nahe wie vertretbar an sich heran, täuschte Unentschlossenheit vor – und gab dann Fersengeld.
    Stur wie gereizte Wisaauen folgten sie ihr. Sie verstanden rein gar nichts von Kampftaktik.
    Es ging hinein ins Dickicht, das Aruula zu ihrem Vorteil zu nutzen gedachte. Nun galt es, die beiden Daa’muren voneinander zu trennen. Leichtfüßig lief sie an Lärchen, Eichen und Kiefern vorbei, übersprang Büsche und störte sich nicht an den vielen Kratzern, die sie sich an niedrigen Hecken holte. Aruula schlug Haken, nutzte die irritierenden Lichtverhältnisse, verwirrte die Gegner.
    Die beiden mochten rascher auf den Beinen sein als sie – doch hier, in dieser Umgebung, wirkte sich ihre körperliche Masse zum Nachteil aus.
    Mit einem Hechtsprung warf sich Aruula in einer Kuhle in Deckung, tastete nach einem Stein und schleuderte ihn von sich. Etwa zwanzig Schritte rechts von ihr krachte er gegen einen Baum. Die Barbarin hob vorsichtig den Kopf. Die Daa’muren hatten angehalten, blickten sich um. Waren sie ausreichend irritiert, oder würden sie ihr Ziel mit der bislang gezeigten Sturheit weiterhin zu zweit verfolgen?
    Ihr Plan ging auf. Die Echsenwesen trennten sich und marschierten vorsichtig weiter.
    Vorsichtig – pah! Sie waren unfähig, sich den Bedingungen anzupassen und torkelten wie angesoffene Wakudas im Wald umher. Eine fünfjährige Kriegernovizin der Dreizehn Inseln hätte zur Strafe für derartige Plumpheit bei den Hunden übernachten müssen.
    Der eine Daa’mure war heran. Längst hatte sie sich mit Laub und Erde getarnt, lag regungslos in der Kuhle, den Schwertarm ausgestreckt. Sie fühlte die Schritte ihres Feindes, konnte mit geschlossenen Augen sagen, wie weit er noch von ihr entfernt war.
    Er stutzte. Vielleicht sah er sich orientierungslos um, vielleicht war er misstrauisch geworden. Schließlich stapfte er weiter. Aufmerksam…
    ... aber nicht aufmerksam genug.
    Mit aller Kraft trieb sie ihm das Schwert in den Bauch und verdrehte es. Eine nahezu kopfgroße Wunde entstand, aus der Dampf zischte. Ohne einen Ton von sich zu geben, stürzte der schuppige Koloss zu Boden. Aruula, längst wieder auf den Beinen, zog ihre Waffe ruckartig aus dem Gegner und hieb ihm in einer fließenden Bewegung den Kopf ab. Wie sie es bereits gewohnt war, blieb kein Blut an der Klinge haften.
    Der letzte Gegner stand dort, wo sie den Stein hingeschleudert hatte. Würde er fliehen oder auf Verstärkung warten?
    Nein.
    Er kam näher. Fast beiläufig hob er einen morschen Baumstumpf und schleuderte ihn mit unheimlicher Wucht in Aruulas Richtung. Sie sprang beiseite, ließ sich keinesfalls von dem Echsenwesen irritieren. Auch jetzt nicht, da er die Gestalt änderte, zu einem undefinierbaren Schimärenwesen wurde und auf allen Vieren auf sie zugehechtet kam.
    Der Geist der Daa’muren mochte groß sein. Ihr Instinkt hingegen war unterentwickelt. Jemand der zusah, wie zwei seiner Art getötet wurden, und dennoch auf dieselbe offene Kampfweise angriff, musste seine Dummheit mit dem Leben bezahlen.
    Aruula rief sich das ungeborene Kind, das ihr die Echsen einst aus dem Leib gestohlen hatten, in Erinnerung.
    Entsprechend kraftvoll schlug sie zu.
    ***
    Nachdenklich betrachtete Aruula den letzten toten Daa’muren.
    Als Einziger hatte er einen jener Stirnreifen getragen, in denen ein grüner Kristallsplitter eingearbeitet war. Hatte er seine Kumpane alarmiert?
    Nein, erinnerte sie sich. Wenn der Telepathenkreis in Aktion war, sollte der Kontakt unter den Daa’muren gestört sein.
    Zwischen zwei schweren Steinen zerschlug sie den Kristall in feinsten Staub. Dann warf sie einen letzten Blick auf das tote Geschöpf – und sah dicht über dem Torso etwas im Gras blitzen.
    »Moment mal!« Aruula beugte sich hinab und griff stirnrunzelnd nach der kleinen metallenen Plakette, die dem Daa’muren um den Hals gehangen hatte. »Das sieht nicht so aus, als ob es dir gehören würde.«
    Es war ein Messingschild an einer dünnen Kette. Ein Name war in das rostige Metall gestanzt. Die Schrift war kaum zu lesen. »Ramon Jesus Garcia«, entzifferte Aruula mühevoll.
    »World Council Agency… ein Amulett des Weltrats!«
    Sie wusste nicht, wer dieser Garcia gewesen war oder wo der Daa’mure ihn getötet hatte. Dass er tot war, daran bestand für sie aber kein
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