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1449 - Der Knochentempel

1449 - Der Knochentempel

Titel: 1449 - Der Knochentempel
Autoren: Jason Dark
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waren.
    »Das ist die Treppe«, sagte ich leise.
    »Habe ich mir gedacht. Fehlen nur noch die Totenköpfe.«
    »Leuchte mal höher.«
    Suko bewegte den Strahl dorthin, und ich tat es ihm nach. Und so sahen wir die vier abgelegten Schädel zur gleichen Zeit. Im Licht unserer Lampen wirkten sie noch bleicher, und alle vier lagen so, dass wir in die ehemaligen Gesichter schauten.
    »An der linken Seite habe ich die junge Frau gesehen, Ellen Kinley, die Tochter des toten Küsters.«
    »Sie ist zum Glück in Sicherheit.«
    »Hast du sie unter Polizeischutz stellen lassen?«
    »Nein, das wollte sie nicht.«
    »Na ja…« Ich sagte nichts mehr, aber ich hatte schon ein ungutes Gefühl.
    Mein Kreuz hatte mir bisher noch keine Warnung zugeschickt, aber das Gesicht war auch noch nicht aufgetaucht.
    Hinter der Treppe weitete sich der Raum, das wusste ich. Die Totenschädel waren nicht mehr wichtig. Wir gingen vor, bis wir die Treppe erreichten. Dort stellte Suko seine Tasche mit dem makabren Inhalt ab. Allerdings packte er die Schädel nicht aus.
    Ich hob die Leuchte an. Wir hätten bessere Lampen mitnehmen sollen, dann hätten wir mehr gesehen. So aber mussten wir sie unaufhörlich schwenken, um etwas zu erkennen, und ich erkannte tatsächlich alles wieder. Die leere Fläche zwischen Treppe und Wand.
    Die Kerzen, die leider nicht brannten.
    Aber das verdammte Gesicht zeigte sich nicht. Und genau das ärgerte mich.
    Ich sah die Nischen in der Mauer und senkte die Hand mit der Lampe wieder, damit die Helligkeit über den Boden fächern konnte.
    In diesem Augenblick hörten wir das Kichern. Zugleich erwischte mein Licht ein Ziel.
    Es war mir neu. Ich hatte es nicht in dem Videofilm gesehen, aber in diesem Augenblick stand ich steif wie eine Wachskerze auf dem Fleck.
    Zwei Personen hatten die Kathedrale bereits vor uns erreicht.
    Ellen Kinley lag auf dem Boden. Neben ihr kniete ein dunkelhaariger Mann, der auch noch dunkle Kleidung trug. Ich hatte ihn im Haus des Küsters nicht richtig zu Gesicht bekommen, doch ich wusste, dass nur er es sein konnte, der neben Ellen kniete und ihr die Mündung seiner schallgedämpften Pistole gegen die Stirn drückte…
    ***
    Suko und ich gingen keinen Schritt weiter. Mit dieser bösen Überraschung hatte keiner von uns gerechnet, und mir war klar, dass Suko sich jetzt gewaltige Vorwürfe machen würde. Er hätte es in der Hand gehabt, Ellen unter Polizeischutz zu stellen.
    Er sagte zwar nichts, doch sein schwerer Atem sprach Bände. Außerdem brauchten wir nicht die Stille zu durchbrechen, das unternahm jemand anderer für uns.
    »Willkommen – herzlich willkommen. Ich habe euch schon vermisst.« Nach diesen Worten hörten wir ein hässlich klingendes Kichern.
    »Das muss dieser Damon sein«, flüsterte Suko.
    Auch seine leise Bemerkung war gehört worden. »Ja, ich bin Damon, Arriks Bruder.«
    »Der dir kaum helfen wird«, sagte Suko. »Er sitzt fest. Sein Pech. Ein Schicksal, das auch du bald mit ihm teilen wirst.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
    Er lachte wieder. Aber er bewegte die Mündung nicht vom Kopf der Frau weg. Sie war eine perfekte Geisel für ihn. Ich ging davon aus, dass er sie aus der Wohnung geholt und bewusstlos geschlagen hatte.
    Aber sie war in den nächsten Sekunden für ihn nicht interessant.
    Auch wir persönlich nicht, denn er kümmerte sich um andere Dinge und fragte flüsternd: »Ihr habt die Schädel gebracht, nicht wahr?«
    »Haben wir«, erklärte Suko.
    »Das ist wunderbar. Hol sie her.«
    »Und dann?«
    »Hol sie her, verdammt!«, schrie er.
    »Ja, schon gut. Reg dich nicht auf, Mann. Es wird alles so gemacht wie du es willst, keine Sorge.«
    Ich blieb auf der Stelle stehen, während Suko zurückging, um die Tasche zu holen.
    Wir befanden uns in einer Zwickmühle. Solange dieser Damon seine Waffe gegen den Kopf der Frau gepresst hielt, konnten wir nichts tun. Wir mussten ihn dazu bringen, die Pistole von ihrem Kopf wegzunehmen, erst dann konnten wir reagieren.
    Vorerst beobachtete Damon meinen Freund und Kollegen Suko, der zu dieser Tasche gegangen war. Ich hörte, dass seine Schritte lauter wurden. Er kehrte zurück und blieb auf meiner Höhe stehen.
    »Ja, das ist gut!«
    »Was willst du jetzt?«
    »Ganz einfach. Du packst die Schädel aus und stellst sie vor dich auf den Boden.«
    »Gut.« Suko nickte. »Und dann?«
    »Verdammt, tu es!«
    »Schon gut. Keine Aufregung. Es geht alles in Ordnung und so, wie du es haben
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