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1448 - Flucht ins Bluthaus

1448 - Flucht ins Bluthaus

Titel: 1448 - Flucht ins Bluthaus
Autoren: Jason Dark
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Phänomene erlebt haben, bei denen ein Geist seine ewige Ruhe nicht gefunden hat, weil der Mensch eine Schuld auf sich lud? Das ist doch nichts Neues.«
    Da musste ich ihm zustimmen. Doch ich fügte noch etwas hinzu.
    »Was hat dann Justine Cavallo damit zu tun? Warum hat sie sich gerade dieses Haus ausgesucht?«
    »Ich will nicht behaupten, dass es auf der Hand liegt, aber Häuser, in denen Schlimmes und Grausames passiert ist, kann man auch als Spukhäuser ansehen, die den Menschen Angst einjagen und von ihnen gemieden werden.«
    Auf meinem Gesicht zeigte sich ein Lächeln, bevor ich sagte: »Das ist gar nicht mal so schlecht gedacht, Alter.«
    »Weiß ich. Ein Spukhaus, in das sich niemand hineintraut, kann perfekt für den Unterschlupf einer Vampirin sein. Ich denke, dass diese Theorie etwas für sich hat.«
    Ich nickte, drehte mich um und trat an eines der Fenster. Die Scheibe wurde von keinem Vorhang verdeckt. Das Hinausschauen war trotzdem problematisch, da sich zu viel Schmutz angesammelt hatte, durch den man in der Dunkelheit vor dem Haus nicht viel erkennen konnte.
    »Nichts zu sehen«, meldete ich.
    »Du denkst an den Geist mit dem Beil?«
    »Genau.«
    »Der ist geflohen.«
    »Und er wird zurückkehren«, sagte ich, »da bin ich mir ganz sicher. Es treibt ihn stets hierher. Er muss hier in das Haus. Es muss ein Fluch sein, der ihn belastet.«
    »Aber wann kehrt er zurück?«
    »Ich gehe davon aus, dass wir ihn noch in dieser Nacht wieder sehen werden, Suko.«
    »Okay, dann haben wir ja etwas, auf das wir warten können.«
    Ich dachte mehr an Justine Cavallo, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie uns reingelegt hatte. Für ihre Abwesenheit mussten andere Dinge verantwortlich sein.
    »Ich schaue mich mal in den anderen Räumen um«, sagte Suko.
    »Tu das.«
    Als er das Zimmer verlassen hatte, holte ich mein Kreuz hervor und ließ es auf dem Handteller liegen. Es hätte normal warm sein müssen. Aber das war es nicht. Ich hatte mehr den Eindruck, als würde eine andere Wärme innerhalb des Metalls pulsieren und sich auf meiner Hand ausbreiten.
    Hier war etwas. Hier gab es etwas Rätselhaftes, das wir nicht erkannten und das sich versteckt hielt.
    An den Geruch hatte ich mich inzwischen gewöhnt. Ich bemerkte ihn so gut wie nicht mehr. Auch hier im Zimmer gab es nichts mehr zu entdecken. Deshalb wollte ich nachsehen, was Suko so trieb.
    Im Flur blieb ich zunächst mal stehen. Von Suko sah ich nichts. Ich hörte nur, dass er sich weiter vorn in einem der Zimmer aufhielt und dort hin und her ging. Er suchte noch, deshalb wollte ich ihn nicht stören.
    Unten ihm Haus befanden sich wohl nur die Räume, die Repräsentationszwecken dienten. Möglicherweise auch die Küche. Oder sie war in einem Kellerraum untergebracht worden, das gab es oft bei diesen kleinen Herrenhäusern.
    Auch zu damaligen Zeiten war Abfall zurückgeblieben, der entsorgt werden musste. Dafür hatte es Gruben gegeben, ähnlich wie die Sickergruben für die Exkremente der Bewohner. Ich konnte mir vorstellen, dass die Gruben noch vorhanden waren, und das brachte mich wieder auf den Gedanken, mich um Justine zu kümmern.
    Wenn sie den Vampiren das unheilige Leben genommen hatte, musste sie irgendwo mit den Leichen hin. Im Haus konnte sie die Toten schlecht liegen lassen. Da waren die Sickergruben wohl am besten geeignet.
    Verdammt, ich kam einfach von dem Gedanken an die blonde Bestie nicht los. Damit verbunden war auch die Frage, warum sie uns in dieses Haus gelockt hatte.
    Ich wollte nach Suko rufen, als ich einen kalten Windzug an meinen Wangen spürte.
    Im ersten Moment wusste ich damit nichts anzufangen. Aber dann meldete sich wieder mein Kreuz. Es gab abermals diesen Wärmestoß ab. Zugleich erlebte ich etwas völlig anderes, das so verrückt und fremd war, dass ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte.
    Ich hörte ein Kind schreien.
    Dann ein wütendes Lachen, das ein Erwachsener ausgestoßen hatte.
    Das Kind schrie weiter. Es war ganz in meiner Nähe und doch so verdammt weit entfernt.
    Zugleich erschien Suko im Flur. Er war ja nicht taub. Er stand einige Meter von mir entfernt, hob beide Hände und bedeutete mir damit, dass er sich die Schreierei auch nicht erklären konnte.
    Die Antwort bekamen wir sehr bald geliefert. Aus einem der Zimmer zwischen uns floh eine kleine Gestalt aus der offenen Tür. Es war ein Junge. Er trug einen Schlafanzug.
    Verfolgt wurde er von dem Mann mit dem Beil.
    »Ich töte dich! Ich töte dich!
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