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1445 - Holt mich aus der Hölle!

1445 - Holt mich aus der Hölle!

Titel: 1445 - Holt mich aus der Hölle!
Autoren: Jason Dark
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waren die Erinnerungen erneut wie eine Springflut über sie gekommen.
    Einmal hatte sie sogar Eddy Fisher am Grab getroffen. Obwohl sie kein Wort miteinander gewechselt hatten, war ihr Eddy so wissend und überheblich vorgekommen.
    Er hatte nur gelacht und war gegangen. Später hatte er sie dann angerufen und ihr erklärt, dass es noch nicht zu Ende war. Cathy hatte einfach aufgelegt.
    Es klopfte an der Tür. Sie erschrak.
    »Ja…?«
    Pete schaute herein. Sein jungenhaftes Gesicht war zu einem breiten Grinsen verzogen.
    »Noch eine halbe Stunde.«
    »Ist gut.«
    Pete blieb an der offenen Tür stehen. »He, du machst auf mich einen traurigen Eindruck. Stimmt was nicht?«
    »Nein, nein, es ist alles in Ordnung.«
    Er kam näher. »Lüg nicht, du hast geweint.«
    Klar, dass Pete ihr das ansehen würde. Cathy versuchte es mit einer Ausrede. »Ich habe nicht geweint, ich fühle mich nur so müde. Ich habe sogar geschlafen.«
    »Das sieht man an deinem Make-up. Soll ich Tina herschicken?«
    »Ja, bitte.« Tina war die Maskenbildnerin.
    »Okay.« Er ging wieder zurück. »Trotzdem hast du geweint. Du kannst mich nicht täuschen.«
    »Hol Tina.«
    »Schon gut, schon gut, ich bin ja schon weg.«
    Cathy konnte nur hoffen, dass Pete nichts herumerzählte. In dieser Branche musste man gut drauf sein. Von schlechten Gefühlen, auch wenn sie noch so menschlich waren, wollte niemand etwas wissen.
    Hier war fast jeder ein kleiner Star und Selbstdarsteller.
    Es war wieder still geworden. Die normale Ruhe. Cathy lauschte in sich hinein. Sie musste jetzt an ihren Job denken und an nichts anderes. Noch mal wollte sie die Texte durchsehen, aber dazu kam sie nicht, denn plötzlich hörte sie einen gespielten Song von Robbie Williams und wusste, dass es ihr Handy war.
    Sie verfluchte sich, dass sie vergessen hatte, es abzustellen, aber daran konnte sie nun nichts mehr ändern.
    Melden oder es sein lassen?
    Dann meldete sie sich mit einem fast schon gehauchten: »Ja…«
    »Hallo, Cathy!«
    Die Antwort glich einem Schrei, obwohl sie nur aus einem Wort bestand. »Eddy!«
    »Richtig, ich bin es!«
    »Was willst du?«
    »Nur fragen, ob es dir gut geht.«
    »Verdammt noch mal, lass mich in Ruhe! Ich hasse es, wenn du mich anrufst. Woher hast du überhaupt meine Nummer, zum Teufel? Ich habe sie dir nicht gegeben.«
    »Na ja, vielleicht hat der Teufel sie mir eingeflüstert, meine Liebe.«
    »Erzähle nicht so einen Mist. Außerdem habe ich gleich Sendung.«
    »Ich weiß, und ich werde dich bestimmt auf dem Bildschirm bewundern.«
    »Und was willst du wirklich?«
    »Ahnst du es nicht?«
    Leg doch auf!, befahl ihr eine innere Stimme. Leg einfach auf, und die Sache ist vorbei!
    Seltsamerweise konnte Cathy das nicht. Etwas hemmte sie.
    »Antworte.«
    »Nein, ich…«
    »Lüg nicht, Cathy, du weiß es. Heute vor einem Jahr ist es passiert. Da hast du nicht aufgepasst. Da starb unsere Tochter, und du musst nicht glauben, dass es schon vergessen ist. Zumindest ich habe es nicht vergessen, Cathy.«
    Das Blut schoss ihr in den Kopf. Sie wunderte sich darüber, dass sie noch in der Lage war, das Telefon zu halten. Eddy hatte ja Recht.
    Es war auf den Tag ein Jahr her, dass Kim verunglückt war. Ein Jahrestag. Deshalb auch die schrecklichen Erinnerungen.
    »Hör auf, verdammt! Hör auf! Ich will davon nichts mehr wissen, ist das klar?«
    »Oh, Cathy, was denkst du nur? Ob du etwas davon wissen willst oder nicht, so magst du ja denken. Ob auch die andere Seite so denkt, ist fraglich.«
    Sie schluckte. Sie war überrascht. Sie saugte scharf die Luft ein. Ihr Herz schlug nicht mehr normal, es trommelte schon, und dann schaffte sie es, die Frage zu stellen.
    »Welche andere Seite?«
    »Denk mal nach.«
    Mehr sagte er nicht. Es gab für die Frau nichts mehr zu hören, und sie schaltete wie in Trance ihr Handy ab.
    Dann blickte sie ins Leere. Der Spiegel war wieder so blank wie immer. Mit den Gedanken war sie ganz woanders, und so überhörte sie sogar das Klopfen der Maskenbildnerin.
    Erst als Tina neben ihr stand, schrak sie zusammen. »Gott, ich bin eingeschlafen.«
    Tina lächelte breit mit ihren violett geschminkten Lippen. »Das macht doch nichts, ich bin schnell. Kann jedem mal passieren. Ist mir auch schon, als ich mit meinem Freund im Bett lag. Er fummelte an mir herum, und ich schlief ein. Das war vielleicht ein Ding. Der ist noch in der Nacht abgehauen und hat sich nicht mehr blicken lassen.«
    »Wie schön für dich«, sagte Cathy nur und hoffte,
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