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1445 - Holt mich aus der Hölle!

1445 - Holt mich aus der Hölle!

Titel: 1445 - Holt mich aus der Hölle!
Autoren: Jason Dark
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erst gar nicht denken und versuchte, sich abzulenken. Sie senkte den Blick, um wieder auf die Seiten zu schauen, als etwas anderes passierte und sie aus ihrer stummen Beklemmung löste, denn ein Schrei drang aus ihrem Mund.
    Sie hatte etwas gehört.
    Eine Stimme.
    Die Stimme eines Kindes, eines Mädchens, und das hatte nur ein Wort gerufen.
    »Mutter…«
    ***
    In einer derartigen Lage hatte sich Cathy Fox noch nie befunden. Sie saß einfach nur da und wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Ihre Augen waren weit aufgerissen, sie sah sich selbst im Spiegel und hatte das Gefühl, eine fremde Person anzuschauen.
    »Nein…« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, verdammt, das kann doch nicht sein …«
    Und doch war es der Fall. Die Stimme, das Wort Mutter…
    Es war ihre Tochter Kim, die sie gerufen hatte.
    Aber Kim war tot!
    Der letzte Satz war wie ein schriller Schrei durch ihren Kopf gerast. Kim hatte sich nicht melden können. Tote konnten das nicht.
    Das war die eine Seite, aber es gab noch eine zweite, und die konnte sie nicht wegdiskutieren.
    Das war die Stimme ihrer Tochter gewesen. Nur wusste sie nicht, woher sie gekommen war, denn sie war allein in der Garderobe.
    Schleichend überkam sie der Horror. Es war ihr anzusehen, denn allmählich breitete sich eine Gänsehaut aus, und das nicht nur im Gesicht, sondern auch über den gesamten Körper hinweg. Sie begann zu frieren.
    Warum die Stimme? Warum war sie angesprochen worden?
    Konnten Tote überhaupt reden?
    Nein, bestimmt nicht, und auch ihre Tochter zählte leider zu den Toten. Mit sechs Jahren war sie gestorben. Nicht durch eine Krankheit, sondern durch einen Unfall, den auch die Mutter nicht hatte verhindern können. Es war einfach passiert und…
    Die Erinnerungen wurden ihr entrissen, als sie etwas auf der Spiegelfläche bemerkte. Zunächst war es nur ein Fleck. Ungefähr so groß wie ein Kinderkopf. Leicht neblig und auch zerfasernd.
    Cathy konnte damit nichts anfangen und sie fand erst recht keine Erklärung für das Phänomen. Sie nahm es zunächst hin und spürte dann den Zwang, sich nach vorn zu beugen, denn dieses neblige Phänomen veränderte sich und nahm immer mehr den Umriss eines menschlichen Kopfes an – eines Kinderkopfes.
    Ein rundes Gesicht. Blonde Locken. Ein kleiner Mund, Grübchen in den Wangen und so schrecklich leere Augen.
    Dennoch gab es keinen Zweifel. Aus dem Spiegel schaute sie das Gesicht der toten Kim an…
    ***
    Cathy Fox war noch immer nicht in der Lage, sich zu bewegen. Sie hockte auf ihrem Stuhl, als wäre sie kein Mensch, sondern der Teil eines Gemäldes.
    Was sich da zeigte, das konnte nicht sein. Es war ein Phänomen, sie sah es als unmöglich an. Dafür gab es keine Erklärung – und trotzdem war es vorhanden.
    Irgendwann fing sie an zu flüstern. Nur das Wort »Nein« drang über ihre Lippen. Etwas anderes konnte sie nicht sagen. Immer wieder. Zunächst hörte es sich noch leise an, später wurde es immer hektischer und dann hatte sie Mühe, einen Schrei zu unterdrücken.
    Das Bild blieb.
    Kims Gesicht!
    Dieses kleine, süße Mädchengesicht, das Cathy so oft gestreichelt und geküsst hatte. Kimberly war aus der Beziehung zwischen ihr und Eddy Fisher entstanden, wobei sie bei Eddy an die echte, große Liebe geglaubt hatte.
    Das war natürlich Unsinn gewesen. Eddy war ein Windhund, und er war es auch geblieben, sodass die Moderatorin ihre Tochter schließlich hatte allein großziehen müssen.
    Bis zu diesem schrecklichen Tag vor einem Jahr. Sie erinnerte sich noch genau daran, und als diese Gedanken in ihr hochstiegen, da war die Erinnerung auf einmal so stark gegenwärtig, dass sie die Realität überschattete und Cathy Fox sich um fast ein Jahr zurückversetzt sah…
    ***
    Dabei hatte der Tag so wunderbar begonnen. Ein prächtiger Winterhimmel hatte über der Stadt gelegen. Wenige Wolken, viel Blau und kaum Wind. An die Warnungen des Wetterdienstes hatte niemand gedacht, auch Kim und ihre Mutter nicht.
    An diesem Tag wollten beide shoppen gehen. Kim brauchte unbedingt noch zwei Winterhosen und eine Mütze. Da sie schon ihren eigenen Kopf hatte, was Kleidung anging, konnte dieser Shopping-Bummel schon einige Stunden dauern.
    Das war Cathy egal. Sie hatte sowieso immer mit einem schlechten Gewissen ihrer Tochter gegenüber zu kämpfen, und so machte ihr der Zeitverlust nichts aus.
    Vier Geschäfte besuchten sie und gingen wieder hinaus. Im fünften endlich wurden sie fündig. Die Hosen passten wie angegossen.
    Schuhe gab
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