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1444 - Saladins Leibwächter

1444 - Saladins Leibwächter

Titel: 1444 - Saladins Leibwächter
Autoren: Jason Dark
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nicht. Zwischendurch stöhnte sie auf. Es war das Zeichen, dass sie eine schwere Zeit durchlitt. Sie schwitzte. Der Ausdruck in ihren Augen veränderte sich, und der Hypnotiseur erkannte darin die nackte Angst.
    Es passte ihm nicht, aber sie musste da durch. Etwas Schreckliches war in der Vergangenheit passiert, das jetzt wieder in ihrer Erinnerung hochstieg und sie peinigte.
    Saladin war selbst unsicher geworden, denn er wusste nicht, ob er sich auf dem richtigen Weg befand. Er ärgerte sich darüber, dass die Frau diesen Weg einschlug, aber er glaubte nicht, dass sie ihm etwas vorspielte.
    Seine Erfahrung allerdings machte ihm deutlich, dass er an einem Punkt angelangt war, wo es für die Frau hart wurde und ihr etwas Schreckliches bevorstand.
    »Was passierte weiter mit euch auf der Flucht?«
    »Nein!«, schrie sie. »Nein, ich will es nicht! Aber die anderen, die Verfolger…«
    Der Schrei war schrill. Sogar Saladin zuckte zusammen. Er konnte nicht verhindern, dass Purdy Prentiss in die Knie brach. Sie schluchzte dabei auf und schüttelte den Kopf wie jemand, der alles, was er sagte und tat, nicht wahrhaben wollte.
    Vor den Füßen des Hypnotiseurs blieb sie hocken, die Hände vor das Gesicht geschlagen. Sie schluchzte und zitterte zugleich. Sie schien unter einer starken Kälte zu leiden, und Saladin wusste, dass er sie zunächst in Ruhe lassen musste.
    Nach einer Weile wollte er sie wieder aufrichten, doch Purdy kam ihm zuvor. Zwar hatte sie sich noch immer nicht richtig gefangen, denn weiterhin strömten Bäche von Tränen aus ihren Augen, aber die schlimme Erinnerung war vorbei.
    »Ich habe es nicht geschafft. Die Verfolger waren schneller. Sie haben mich erwischt und getötet…«
    »Du warst tot?«
    »Ja – es ist so dunkel. Es ist nur dunkel. Ich höre nichts, ich sehe nichts. Es gibt kein Licht mehr, nur die grauenvolle Finsternis, die alles gefressen hat, auch mich.«
    Saladin war nicht zufrieden. Nein, wie diese hypnotische Befragung verlaufen war, das konnte ihm nicht gefallen. Er hatte mehr erfahren wollen. Vor allem die großen und die wichtigen Dinge. Doch davon war er weit entfernt. Er gab sich auch selbst einen Teil der Schuld, denn er hätte mit seinen Fragen anders ansetzen müssen.
    Aufgeben wollte er aber nicht, und so sprach er mit ruhigen Worten auf sie ein, um ihr die Furcht vor der Erinnerung zu nehmen.
    Saladin merkte, dass sie ruhiger wurde. Trotzdem wartete er bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, ehe er wieder eingriff. Er bückte sich und strich sanft über ihren Kopf hinweg.
    »Er wird alles gut, Purdy. Du brauchst dich nicht mehr zu fürchten. Du hast deinen Tod überwunden. Es ist einfach wunderbar, denke ich mir. Oder nicht?«
    Sie schluchzte, zog die Nase hoch, aber sie nickte und gab somit zu verstehen, dass sie Saladin verstanden hatte.
    Er zog sie langsam hoch und hoffte, dass sie fit genug war, damit er endlich an sein Ziel gelangte.
    Wieder stand sie vor ihm. Sein Einfluss war nicht vergangen, auch wenn ihr Gesicht jetzt nass von Tränen war und sie beim Atmen nach Luft schnappte.
    Saladin war ein Mensch, der meisterhaft auf der Klaviatur der Gefühle spielen konnte. Er wusste, dass er diesmal den saften Weg gehen musste, und deshalb sprach er tröstend auf sie ein, wobei er seine Worte nur flüsterte.
    »Du hast das Schlimmste hinter dich bringen können, meine Liebe. Was ich jetzt brauche, ist nicht mehr tragisch. Du wirst es mir sagen und dabei deine Freude haben. Der Tod ist weit weg. Denk daran, dass du lebst, meine Liebe.«
    »Ja, das will ich.«
    Sie konnte von allein stehen, und deshalb ließ der Hypnotiseur sie los. Er wartete abermals, obwohl die Spannung auch ihn erfasst hatte, und sagte dann: »Atlantis ist für dich vorbei. Du brauchst dich nicht mehr daran zu erinnern. Ich werde das Thema nur noch ganz kurz streifen und dir klar machen, dass wir es nur gemeinsam als Partner schaffen können. Ich möchte nur noch eines von dir wissen: Wie ist es dir gelungen, von Atlantis hierher und auch zurück nach Atlantis zu gelangen? Was ist der Weg? Welchen gibt es noch, abgesehen von deiner Wiedergeburt?«
    Sie schwieg.
    Saladin fasste es anders an. »Was tust du, wenn du heute in dieses versunkene Land willst? Welchen Weg musst du gehen, um Atlantis zu erreichen?«
    Jedes Wort hatte er klar und deutlich ausgesprochen, als sollte sie an nichts anderes mehr denken.
    Purdy hatte ihn auch verstanden. Zumindest wies ihre Reaktion darauf hin. Sie schaute in Saladins Gesicht,
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