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1444 - Saladins Leibwächter

1444 - Saladins Leibwächter

Titel: 1444 - Saladins Leibwächter
Autoren: Jason Dark
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an die Zukunft dachte, verspürte sie ein bedrückendes Gefühl.
    Der Besuch konnte durchaus ein Omen für die Zukunft sein und zugleich eines, das mit ihrer Vergangenheit zusammenhing. Aber so weit wollte sie nicht denken.
    Der letzte Blick durch den Waschraum brachte sie auch nicht weiter. So nahm sie ihre mit Akten gefüllte Tasche auf, um diesen Bereich zu verlassen. Die Verhandlung war gelaufen, sie hatte Feierabend, und sie hatte sich auf ihn gefreut.
    Jetzt nicht mehr. Purdy ging mit ganz anderen Augen und Gefühlen über den Flur, um ihr Büro zu erreichen. Dort gab es einen Kaffeeautomaten, den sie gekauft hatte. Die Maschine versorgte sie mit den verschiedenen Kaffeevariationen. Sie wollte einen starken Espresso trinken und dabei überlegen.
    Ihr Gehen war nicht mehr normal. Sie schaute sich öfter um, aber der kahle Flur hinter ihr blieb leer. Sie war die einzige Person, die sich da bewegte.
    Ein Kollege kam ihr entgegen. Er musste ihr seltsames Gehen wohl gesehen haben und fragte: »Alles in Ordnung, Kollegin?«
    »Sicher. Warum?«
    »Na ja.« Der Mann lächelte leicht schief. »Sie sind etwas komisch gelaufen.«
    »Stimmt. Aber das gehört zu meiner Gymnastik. Wenn man so lange in der Verhandlung gehockt hat, muss man sich etwas lockern. Aber wem erzähle ich das?«
    »Klar, wir haben alle das Problem. Schönen Abend noch.«
    »Gleichfalls.«
    Es waren nur noch wenige Schritte bis zu ihrem Büro, und diese Strecke ging Purdy Prentiss normal. Sie schloss die Tür auf, betrat den Raum, aber sie war auch vorsichtig, denn sie setzte den rechten Fuß nur langsam über die Schwelle.
    Nicht, dass sie diesen tätowierten Glatzkopf erwartet hätte. Sehr überrascht wäre sie allerdings nicht gewesen, hätte er in ihrem Büro auf sie gewartet.
    Da stand niemand zwischen den Aktenschränken. Es hockte keiner in der Besucherecke, es hatte sich nichts verändert, und auch die Luft war die gleiche geblieben.
    Die Tasche mit den Unterlagen wuchtete sie auf den Schreibtisch.
    Danach stellte sie den Kaffeeautomaten an.
    Die Tür hatte sie hinter sich geschlossen. Während der Kaffee durchlief, packte Purdy Prentiss ihre Akten aus.
    Purdy deponierte sie auf einen Beistelltisch. Am nächsten Tag würde der Gerichtsdiener kommen, sie abholen und ins Archiv schaffen, denn den Fall hatten sie und der Richter abgeschlossen. Es war dabei um einen Rauschgifthändler gegangen, der, als man ihn in die Enge trieb, wild um sich geschossen und dabei einen unschuldigen Passanten getötet hatte. Der Mann würde einige Jahre hinter Gittern verbringen müssen.
    Purdy war zufrieden gewesen, dass der Richter ihrem Strafantrag in seinem Urteil gefolgt war. Sie freute sich auf den Abend, den sie bei einem Glas Rotwein genießen wollte, doch jetzt war ihr diese Gestalt dazwischen gekommen, die ihr nicht aus dem Kopf ging.
    Während sie darüber nachdachte, zog sie die Robe aus und hängte sie in einen schmalen Schrank.
    Purdy machte sich schon ihre Gedanken. Ihre Hand zitterte leicht, als sie die Tasse mit zu ihrem Schreibtisch nahm, und als sie saß, war sie froh, den ersten Schluck nehmen zu können.
    Er tat ihr gut. Es war tatsächlich eine kleine Freude, die sie sich gönnte. Aber die Gedanken blieben. Sie konnten nicht vertrieben werden. Und sie ging weiterhin davon aus, dass sie sich diese Erscheinung im Spiegel nicht eingebildet hatte.
    Da war jemand gewesen. Ein tätowierter Glatzkopf. Ein Mensch, kein Monster, und Purdy überlegte, wie er so schnell hatte erscheinen und dann wieder verschwinden können.
    Eine Antwort, mit der sie zufrieden gewesen wäre, konnte sie sich nicht geben.
    Aber sie dachte an ihre Vergangenheit, die anders war als bei den meisten Menschen. Purdy Prentiss gehörte zu denjenigen, die schon mal gelebt hatten, und zwar in einem Reich, das längst versunken war und den Namen Atlantis trug.
    Das lag zwar lange zurück, aber sie hatte in ihrem normalen Leben leider erleben müssen, dass es immer wieder Erinnerungen an diese Zeit gegeben hatte.
    Die Vergangenheit war plötzlich in die Gegenwart hineingetaucht, und auch ihr Partner Eric La Salle war davon betroffen gewesen. Er hatte diesem Phänomen mit dem Verlust seines Lebens Tribut zollen müssen.
    Vieles aus dieser Zeit war verschüttet. Nur ab und zu drang es wieder an die Oberfläche. Dann sah sie sich plötzlich von Feinden oder nicht erklärbaren Phänomenen umringt. Und genau diesen Eindruck hatte sie auch jetzt. So etwas passte nicht in ein normales
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