Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1444 - Saladins Leibwächter

1444 - Saladins Leibwächter

Titel: 1444 - Saladins Leibwächter
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sie wartete vergebens. Er tat nichts, er redete nicht, er blieb einfach nur stehen und schaute sie an.
    Etwas in ihrem Innern zog sich zusammen. Sie musste schlucken.
    Der Speichel schmeckte fast bitter. Der halb nackte Fremde hatte nun beide Hände um den langen Griff seines Schwerts gelegt. Er schien bereit zu sein, damit zu kämpfen, und es gab nur eine Feindin.
    Trotzdem versuchte sie, die Aktion so lange wie möglich hinauszuzögern, und fragte: »Wer bist du?«
    Purdy hatte nicht laut gesprochen.
    Dennoch hätte der Mann sie hören müssen. Nur erhielt sie keine Antwort. Das Schweigen blieb bestehen, aber der Blick wurde noch finsterer.
    Kein gutes Zeichen…
    Purdy atmete durch die Nase ein. Im Hals spürte sie ein leichtes Kratzen, und sie überlegte, was wohl geschehen würde, wenn sie den Mantel anzog und zur Tür ging.
    Sie besaß wohl eine Waffe, aber sie trug sie nicht an ihrem Körper.
    Wenn es hart auf hart ging, musste sie sich auf ihre Hände verlassen und auch auf die Beine. Als ihr Freund noch lebte, hatte er sie in einige Kampftechniken eingeweiht.
    Kam er, kam er nicht?
    Nein, er blieb stehen, um sie zu beobachten. Auch Purdy rührte sich nicht. Doch jemand musste den Anfang machen, und das wollte sie sein.
    »Okay, dann werde ich mich von hier entfernen, wenn Sie mir nicht sagen, was Sie von mir wollen.«
    Der Fremde rührte sich noch immer nicht. Das wurde erst anders, als sich Purdy Prentiss bewegte. Sie tat, als wollte sie zur Tür gehen, und das konnte der Eindringling nicht hinnehmen.
    Mit einer schnellen Bewegung hob er sein Schwert an. Manch anderer Mensch hätte sich bei dem Gewicht der Waffe mächtig anstrengen müssen, bei ihm aber sah es spielerisch leicht aus.
    Plötzlich schwebte die Spitze über dem Boden. Bei der nächsten Bewegung glitt das Schwert noch höher, wurde gekantet, und Purdy spürte das Kribbeln im Bauch, als sie sah, wohin die Schwertspitze zeigte.
    Der Angriff erfolgte blitzschnell. Wie ein Schatten bewegte sich der namenlose Mann. Er sprang auf sie zu und riss das Schwert in die Höhe, als hätte es kein Gewicht.
    Im Laufen schlug er zu.
    Nur stand Purdy nicht mehr an derselben Stelle, sie war zur Seite ausgewichen. Der Halbnackte konnte die Bewegung nicht mehr stoppen, und Purdy hörte ein kratzendes Geräusch, als die Klinge gegen die Wand schlug und dort die Tapete aufriss.
    Purdy war kein Mensch, der immer gleich die Flucht ergriff. Sie wusste, dass der Fremde für einen kurzen Moment abgelenkt war, und das wollte sie ausnutzen. Und sie war froh, eine Hose zu tragen, so konnte sie sich besser bewegen.
    Ein kurzer Anlauf, dann der Sprung. In der Luft liegend trat sie zu – und erwischte den Kerl im Rücken. Das glaubte sie. In Wirklichkeit erwischte sie ihn nicht, sondern trat gegen die Wand.
    Sie verschluckte einen Fluch und wollte sich auf einen weiteren Angriff einstellen.
    Doch der Fremde wehte von ihr weg!
    Ja, es kam ihr so vor, als würde er von einem Windstoß davongeweht. Die Füße schienen den Boden nicht zu berühren. Seine Beine schnellten vor und zurück.
    Noch bevor er den Schreibtisch erreicht hatte, war er verschwunden. Purdy Prentiss hörte noch ein saugendes Geräusch, dann begann sich die Gestalt aufzulösen.
    Die Staatsanwältin starrte sie an oder hindurch – wie auch immer.
    Etwas Unglaubliches spielte sich vor ihren Augen ab. Die Gestalt mit dem Schwert schwebte noch über dem Boden. Sie ging einen langen Schritt und war dann nicht mehr zu sehen.
    Purdy schüttelte den Kopf und musste sich selbst gegenüber zugeben, dass sie so ratlos wie selten in ihrem Leben war. Was sie hier erlebt und gesehen hatte, glich einem Phänomen, für das sie keinerlei Erklärung hatte.
    Sie stand hinter ihrem Schreibtisch und schaute zur Tür hin. Aber durch sie war der Besucher weder gekommen noch verschwunden.
    Er hatte sich einfach hergebeamt. Sein Aussehen war mit dem eines normalen Menschen nicht zu vergleichen, und Purdy fragte sich, woher er gekommen sein mochte.
    Jedenfalls war er weg und kehrte auch nicht wieder zurück.
    Erst nach knapp einer Minute kam die Staatsanwältin wieder zu sich. Schon die erste Begegnung hatte sie nicht ignorieren können, obwohl sie das gern getan hätte. Jetzt, wo es zu einer zweiten gekommen war, sah sich Purdy gezwungen, sich mit diesen beiden Begegnungen konkret auseinander zu setzen.
    Nur wie…?
    Purdy setzte sich hinter ihren Schreibtisch. Das tat sie immer, wenn sie über etwas nachdenken musste. Ihr Kinn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher