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1443 - Die Hölle stirbt nie

1443 - Die Hölle stirbt nie

Titel: 1443 - Die Hölle stirbt nie
Autoren: Jason Dark
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Lippen konnte er ebenfalls nicht bewegen.
    So blieb er stumm, schaute in das von einem kalten Grinsen verzerrte Gesicht seines Gegenübers und musste noch etwas mit ansehen, was ihn völlig aus der Bahn warf.
    Es lag nicht an Travis Beck, sondern an dem geweihten Wasser, das nun keine Wellen mehr warf, aber anfing zu zischen und gleichzeitig zu brodeln, als hätte es sich erhitzt. Über der Oberfläche trieben Rauchschwaden, die einen Blick auf das Weihwasser verschleierten.
    War es wirklich heiß geworden?
    Er traute sich nicht, einen Finger hineinzuhalten, stattdessen musste er zusehen, was weiterhin mit dem geweihten Wasser geschah. Es zischte auf, es dampfte – und es trat noch ein weiteres Phänomen ein.
    Das Wasser – oder war es der Rauch? – gab einen widerlichen Gestank ab. Der Reverend hätte sich gern die Nase zugehalten. Er versuchte herauszufinden, wonach es roch.
    Nicht nach alten Lumpen, auch nicht nach verwesendem Fleisch, das hier war ein ganz anderer Geruch. Scharf und ätzend. Wie eine Schwefelverbindung.
    Und die brachte man seit alters her mit dem Teufel in Verbindung.
    Morton hörte sich stöhnen. Was er hier sah, konnte er nicht begreifen. Obwohl es sich theatralisch anhörte, aber für ihn hatte sich in diesen Augenblicken die Welt auf den Kopf gestellt. Nichts war mehr, wie es hätte sein sollen. Gewinner und Verlierer hatten die Seiten gewechselt, und er spürte in seinem Innern einen wahnsinnigen Druck, den er nie zuvor gekannt hatte.
    Er wollte etwas sagen. Es war unmöglich. Seine Lippen schienen zugeklebt zu sein. Über seinen Rücken rann es abwechselnd heiß und kalt hinab. Innerlich zitterte er. In seinem Kopf dröhnte es. Die Folgen des Schlags waren zurückgekehrt, und er musste einsehen, dass er vor einer großen Niederlage stand.
    Die Kirche hatte verloren. Das geweihte Wasser verdampfte vor seinen Augen, und die Schattenphantome huschten weiterhin über die Balken des Kreuzes hinweg.
    Seine Beine waren schlapp geworden. Nur mit großer Mühe hielt er sich noch am Rand des Taufbeckens fest. Wenn er an seinem Gegenüber vorbeisah, schaute er in das Kirchenschiff hinein. Dort ballte sich die Dunkelheit zusammen, und er hatte das Gefühl, als würde sie sich bewegen und wie gewaltige Wellen durch die Kathedrale schwappen.
    Der Eindringling hatte kein Wort mehr gesprochen, nachdem er das Kreuz in das geweihte Wasser gestellt hatte. Er lächelte nur, und dieses Lächeln verdiente den Ausdruck teuflisch.
    Morton Butler stöhnte auf. Es war ihm weiterhin kalt. Die Luft schien sich verflüssigt zu haben und rann seinen Rücken hinab. Er schrak zusammen, als Travis Beck das Kreuz wieder aus der Schale hervorzog und diese Bewegung mit einem Lachen begleitete.
    Er hielt es noch immer mit beiden Händen fest. Das Ende des langen Balkens schwebte über dem jetzt leeren Becken, und das Kichern, das aus seiner Kehle drang, hinterließ bei Morton Butler eine Gänsehaut. Jetzt, wo die Schale leer war, entspannte er sich wieder, doch er musste sich nach wie vor festhalten.
    »Hast du es gesehen, Pfaffe?«
    Butler nickte.
    »Es war ein Wunder, nicht wahr?«
    »Hören Sie auf damit!«, keuchte der Reverend. »Hören Sie auf damit, verdammt!«
    »Nein, nein…« Beck hob das Kreuz an. »Ich höre nicht auf. Ich fange erst an. Du weißt doch, wie das ist. Man bewegt sich von unten nach oben, wenn man etwas beenden will. Und das werde ich dir beweisen. Das Wasser hier war der Beginn. Es geht weiter, haha …« Er streckte seinen freien Arm aus und bewegte ihn im Halbkreis.
    »Schau dich in der Kirche um. Sieh überall hin. Es gibt noch so viele Orte, an denen ich zuschlagen kann. Es bleibt nicht beim Weihwasser. Ich werde noch andere Zeichen setzen. Ich werde dir zeigen, wie die Hölle und der Teufel Macht über diese Kathedrale gewinnen. Wie sie auf die andere Seite gezogen wird. Wenn ich das hinter mir habe, nehme ich mir die anderen Kirchen vor. Ich bin derjenige, der der Hölle Denkmäler setzt.«
    Der Reverend hatte jedes Wort verstanden. Und er konnte über keines lachen. Was er nie für möglich gehalten hatte, war plötzlich wahr geworden. Das musste er zunächst mal verarbeiten. Es fiel ihm sehr schwer. Nicht nur das. Es war beinahe unmöglich. Die Kirche durfte weder sterben noch verlieren. Sie hatte sich immer wieder gegen die Attacken des Bösen oder der Hölle gestemmt und ihren Platz in der Gesellschaft behalten. Das musste auch in Zukunft so bleiben, und dafür wollte er kämpfen und
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