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1443 - Die Hölle stirbt nie

1443 - Die Hölle stirbt nie

Titel: 1443 - Die Hölle stirbt nie
Autoren: Jason Dark
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fasste irgendwo hin, aber er griff ins Leere. Es gab in diesem Moment nur einen Orientierungspunkt, das war sein Kopf. Von ihm gingen die verdammten Stiche aus.
    Jemand stöhnte. Es dauerte einige Sekunden, bis er feststellte, dass er diesen Laut abgegeben hatte. So hatte er sich selbst noch niemals zuvor gehört.
    Aber Morton Butler war auch ein Mann, der nicht so schnell aufgab. Er riss sich zusammen. Er wollte nicht in die bodenlose Tiefe fallen und sich damit in die Hände dieser fremden Gestalt begeben.
    Für ihn war dieser Mann so etwas wie ein Teufel, der in ein Gebiet eingedrungen war, das ihm nicht gehörte. Instinktiv hatte der Reverend auch die Macht dieses Menschen gespürt.
    Butler liebte seine Kirche. Und was man liebte, das musste man verteidigen. Er würde es tun. Er würde seine letzten Kräfte mobilisieren, er wollte nicht bewusstlos werden. Trotz der Schmerzen funktionierte sein Gehirn. Er konnte denken, er konnte sich deshalb auch Vorstellungen über die nahe Zukunft machen, und der Gedanke, dass dieser Eindringling die Kirche schänden wollte, trieb ihn an.
    Er kämpfte verbissen und stöhnend gegen die Schatten, die sich über sein Bewusstsein senken wollten. Auf keinen Fall wollte er der Verlierer sein, nicht in seiner eigenen Kirche.
    Und so gelang es ihm, bei Bewusstsein zu bleiben. Die Schmerzen im Kopf blieben, doch er ignorierte sie. Dann stellte er fest, dass er auf der Seite lag. Da er die Augen nicht geschlossen hatte, sah er vor sich den hellen Gegenstand. Es war die Metallstange, auf der man das Taufbecken befestigt hatte.
    Der Reverend streckte die Arme aus, um sie zu umfassen. Sie würde ihm den nötigen Halt gegen, den er haben musste, um sich wenigsten etwas aufrichten zu können.
    Den Fremden sah er dabei nicht. Aber er wusste, dass er sich in der Nähe aufhielt. Es war dessen Geruch, der ihn daran erinnerte.
    Scharf, auch etwas muffig, nach alter Kleidung riechend.
    Hochkommen, ziehen, sich abstemmen. Es war ein verzweifeltes Bemühen, denn die Kraft war noch nicht wieder da. Der Kirchenmann gab trotzdem nicht auf, auch wenn er das Gefühl hatte, seine Schmerzen hätten sich im Kopf verdoppelt.
    Und er kam hoch. Scharfe Atemzüge drangen aus seinem Mund, und dazwischen hörte er das böse Lachen des Fremden.
    Natürlich hatte er den Bemühungen des Geistlichen zugeschaut.
    Er amüsierte sich darüber, wie sein Lachen anzeigte, und dann griff er selbst ein. Was er sagte, hörte Morton Butler nicht, aber der Griff der anderen Hände war schon zu spüren.
    Man stellte ihn auf die Beine.
    Dieses plötzlich Anheben war nichts für den Mann. In seinem Kopf geriet einiges durcheinander. Da war der verdammte Schwindel, der ihn von einer Seite zur anderen zu treiben schien.
    »Du willst stark sein, Pfaffe, nicht wahr?«
    Butler sagte nichts.
    »Ich erlaube dir, stark zu sein. Ich werde dafür sorgen, dass du zuschauen kannst. Du sollst etwas erleben, was du dir bisher nicht einmal hast vorstellen können…«
    Morton Butler fühlte sich alles andere als fit. Er schaffte es trotzdem, eine Frage zu stellen.
    »Was wollen Sie?«
    »Macht, du Kirchenknecht. Ich will die Macht haben, und ich halte sie bereits in den Händen. Ich habe das Kreuz, und ich werde dir zeigen, wozu es fähig ist. Ja, das Kreuz. Das goldene Symbol, das halte ich jetzt in den Händen. Ich bin sein Herr, ich kann es einsetzen, wie ich es will, und das werde ich tun.«
    Morton Butler hatte jedes Wort verstanden.
    Das Schwindel war etwas schwächer geworden. Aus der kalten, düsteren Welt um ihn herum wichen die Schatten.
    Dass der Reverend stand, verdankte er dem Taufbecken. Es lag in einer günstigen Höhe, so konnte er sich am Rand festhalten. Zwar war er noch wacklig auf den Beinen, aber knickten ihm nicht mehr weg. Und wenn, dann konnte er sich festhalten.
    Er kämpfte gegen die Schmerzen und Stiche in seinem Kopf an. Er versuchte sie zu ignorieren, was er auch schaffte, denn vor seinen Augen klärte sich allmählich das Bild.
    Ihm gegenüber stand sein Feind!
    Ja, er musste ihn als einen solchen ansehen. Dies war ein Feind.
    Auch wenn er sich mit einem Kreuz bewaffnet hatte, denn man musste diesen Gegenstand schon als Waffe ansehen.
    Morton Butler kam noch immer nicht darüber hinweg, von einem Kreuz niedergeschlagen worden zu sein. Das hätte er sich bis zum heutigen Tag nicht vorstellen können, und doch war es geschehen.
    Der Begriff grauenhaft schoss ihm durch den Kopf. Es war eine Entweihung gewesen, und er
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