Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1442 - Das Relikt

1442 - Das Relikt

Titel: 1442 - Das Relikt
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Ufer, überspülten sie aber nicht.
    Wir hatte die große Insel an der Westseite passiert, als Suko sich umdrehte und uns ein Zeichen gab. Einige Male deutete er mit dem linken Arm nach vorn, und als wir hinschauten, sahen auch wir das Ziel, das flach aus dem Wasser ragte.
    Es war Lino Gabins Insel!
    Schon beim ersten Sichtkontakt hatte ich gesehen, dass die Insel leer war. Es gab keinerlei Bewegungen auf ihr. Ein totes Stück Land, aber doch anders als die übrigen kleinen Inseln, denn etwa in der Mitte ragten die Mauern einer Ruine in die Höhe.
    Hier hatten vor langer Zeit mal Menschen gelebt, die sich als Mönche bezeichneten, aber keinem der bekannten Orden angehörten.
    Das Eiland war von ihnen längst verlassen worden. Nur die alten, verwitterten Mauern standen noch.
    »Ein ideales Versteck«, bemerkte der Templer.
    Ich wollte ihm zustimmen, ließ es aber bleiben, weil mir etwas aufgefallen war.
    Wir hatten Glück gehabt und genau die richtige Seite der Insel anvisiert. Meine Blicke saugten sich an den beiden Booten fest, die auf dem kiesigen Strand eines schmalen Landeinschnitts lagen.
    Auch Suko war die Veränderung am Ufer aufgefallen. Da ich mich in seine Nähe begeben hatte, drehte er kurz den Kopf und sprach mich an.
    »Okay, wir werden nicht die Einzigen auf der Insel sein.«
    »Richtig. Aber siehst du jemanden?«
    »Nein.«
    Auch Godwin war zu uns getreten. Er sagte: »Sie können sich in den Ruinen versteckt halten. Dann sehen wir sie nicht, und sie sehen uns wohl auch nicht.«
    »Das ist möglich.«
    Nach meiner Bemerkung schwiegen wir.
    Die Tiefe des Wassers verlor sich. Schon bald rutschten wir mit dem Kiel über die Uferkiesel. Und wenig später lag das Boot fast mit seiner gesamten Länge an Land.
    Ich verließ es als Erster. Der Sprung über Bord brachte mir zwar nasse Füße ein, aber das war nicht weiter tragisch.
    Auch Godwin verließ das Boot. Gemeinsam zogen wir es weiter aufs Land neben die beiden anderen Boote.
    Suko verließ das Boot als Letzter. Ich schaute mich derweil um. Es gab im Moment nichts zu sehen, denn das Gelände stieg leicht an, und so lagen die Mauern der Klosterruine im toten Winkel.
    Das Wetter sah bereits nach Veränderung aus. Der Himmel schien tiefer gesunken zu sein. Es hatte sich auch ein leichter Nebel gebildet, der auf die Wellen zu drücken schien. Der Wind wehte aus westlicher Richtung und brachte eine scharfe Kälte aus dem Norden mit.
    »Gehen wir?«, fragte Godwin.
    »Aber klar«, sagte ich nur. »Du glaubst gar nicht, wie gespannt ich auf das Kreuz bin.«
    »Und ich erst«, murmelte er, »und ich erst…«
    ***
    Der zweite Mann!
    Nur diese drei Worte schossen Lino Gabin durch den Kopf, und sie wiederholten sich. Zugleich schalt er sich einen Idioten, dass er nicht mehr an ihn gedacht hatte, obwohl er diesen Typen doch auf dem Boot gesehen hatte. Aber er musste sich gegenüber eingestehen, dass dieser Smith ihn perfekt abgelenkt hatte.
    Pablo blieb auf seinem Platz stehen. Auf dem Kopf trug er eine dunkle Wollmütze. Auch er war mit einer Lederjacke bekleidet und mit einer grauen Jeans. Das Metall der Waffe in seiner rechten Hand schimmert wie Aluminium.
    Smith lachte, als er die Überraschung des Mannes bemerkte. Dann schüttelte er den Kopf und meinte mit lässiger Stimme: »Man glaubt kaum, dass es immer wieder so dumme Menschen gibt. Haben Sie denn im Ernst geglaubt, dass wir Sie so einfach in unsere Mitte aufnehmen? Ich gebe zu, dass dieses Kreuz etwas Ungewöhnliches ist. Sogar einmalig, und wir werden es auch in Ehren halten, das kann ich Ihnen versprechen. Nur werden Sie nichts mehr davon haben, Gabin, denn für Sie ist auf dieser Insel Endstation.«
    Lino Gabin hatte begriffen. Er nickte und flüsterte: »Sie wollen mich töten?«
    »Nein; nicht ich. Das wird Pablo übernehmen. Es ist sein Job.«
    Gabin hatte verstanden. Er musste schlucken. Sein Kopf war plötzlich leer, aber er wollte es nicht einfach so hinnehmen.
    »Sie werden sich daran die Finger verbrennen. Dieses Kreuz ist dem Teufel geweiht. Es ist nicht für jeden geeignet und…«
    »Eben. Nicht für jeden. Aber für uns. Wir werden es an uns nehmen und in Ehren halten. Das kann ich Ihnen versichern. Es ist genau das, was uns noch gefehlt hat.«
    Gabin dachte nicht mehr an sich, nur das Kreuz war jetzt noch wichtig. »Ihr seid nicht würdig, es zu bekommen. Es wird euch nicht akzeptieren, das weiß ich genau. Verdammt noch mal, ich habe einen guten Plan gehabt und lasse ihn mir nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher