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1440 - Halloween des Ghouls

1440 - Halloween des Ghouls

Titel: 1440 - Halloween des Ghouls
Autoren: Jason Dark
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überhört. Sollte Anna Bancroft möglicherweise mehr wissen als sie zugab?
    Unmöglich war nichts. Schon oft genug hatte sie erlebt, dass die Dinge aus dem Ruder liefen und das Chaos nicht mehr aufzuhalten war.
    Sie schaute schräg über den Tisch hinweg in das ernste Gesicht der alten Frau, in deren Augen sich nichts abmalte. Der Blick blieb starr.
    Durch ihn erhielt das Gesicht einen schon maskenhaften Ausdruck, der Jane gar nicht gefiel.
    »Warum höre ich von Ihnen nichts?«, fragte Anna.
    »Weil ich nachdenke.«
    »Das ist gut. Nachdenken ist immer gut. Wollen Sie mir nicht sagen, worüber Sie nachdenken?«
    Jane schüttelte den Kopf. »Wann haben wir Mitternacht?«, fragte sie urplötzlich.
    »In drei Stunden etwa.«
    »Dann ist ja noch Zeit.«
    Anna Bancroft schüttelte den Kopf. »Wofür sollte noch Zeit sein? Was denken Sie?«
    »Dem Spuk ein Ende zu setzen. Ich bin gespannt, was John auf dem Feld in Erfahrung bringt. Zudem gehe ich davon aus, dass er in der Lage ist, das Rätsel der Vogelscheuchen zu lösen. Er wird herausfinden, warum dort Tote hängen.«
    »Und Sie? Was ist mit Ihnen?«
    »Ich weiß es nicht. Es sei denn, Sie können mir in diesem Fall weiterhelfen.«
    »Das glaube ich nicht. An Halloween sollten wir Furcht vor den Toten haben. So sehe ich das.«
    »Ja – hm – kann sein. Aber sollten wir nicht auch vor dem Angst haben, was in der Erde liegt?«
    »Das sind doch die Toten – oder?«
    »Zum einen ja. Zum anderen gibt es in den Tiefen der Erde noch andere Dinge, über die man sich den Kopf zerbrechen könnte.«
    »He, Jane! Jetzt machen Sie mich neugierig.«
    »Zum Beispiel auf dem Feld.«
    »Da ist alles offen, wie ihr mir gesagt habt. Die Leichen als Vogelscheuchen und…«
    »Einer, der sie sehr liebt.«
    »Ach, Sie kennen ihn?«
    Jetzt war Jane überrascht. Sprach man so von einem Ghoul?
    »Bitte, Anna, wer sollte sie denn sehr lieben? Können Sie da etwas genauer werden?«
    »Ja. Ein gewisser Ari Ariston.«
    Jane hob die angewinkelten Arme. »Sorry, den Namen habe ich noch nie gehört.« Zugleich schoss ihr durch den Kopf, dass dieser Ghoul wohl nicht so heißen konnte, von dem sie vermutete, dass er auf dem Acker existierte.
    »Ich kenne ihn auch nur aus einem Buch über Fotografie. Ari Ariston ist ein Fotograf, und er hat sich als Motive etwas ausgesucht, über das die meisten Menschen nicht sprechen wollen. Sie haben sogar Angst davor.«
    »Und was ist das?«
    »Es sind Tote. Leichen. Ob Männer, Frauen oder Kinder«, erklärte Anna beinahe fröhlich. »Wichtig für den Fotografen ist nur, dass die Objekte nicht mehr leben.«
    »Ach«, sagte Jane nur, weil sie doch ziemlich überrascht war.
    »Ja, Ari fotografiert Leichen. Er wird sogar bald eine eigene Ausstellung mit diesen Bildern haben.«
    Jane zählte im Kopf gedankenschnell einiges von dem zusammen, was sie erfahren hatte. Daraus entwickelte sie die nächste Frage, die ihr selbst absurd vorkam.
    »Kann es sein, dass Sie diesem Ari Ariston Bescheid gegeben haben?«
    Anna senkte den Blick. »Ich gebe es zu«, erklärte sie beinahe beschämt.
    Jane begriff es nicht. »Warum haben Sie das getan?«
    »Können Sie sich das nicht denken?«
    »Wegen der Vogelscheuchen – ich meine der Leichen auf dem Totenfeld?«
    »Ja.« Anna Bancroft hob den Kopf an. Ihre Augen begannen zu glänzen. »Ist das nicht ein besonderes Motiv für einen Fotografen wie Ariston?« Sie hob die Unterarme an und ballte die Hände. »So etwas ist einmalig. Das hat es noch nie gegeben. Ari Ariston wird in die Geschichte eingehen, wenn er diese Fotos veröffentlicht. Sie glauben gar nicht, was das für einen Wirbel geben wird. Das hat selbst eine Stadt wie London noch nicht gesehen.«
    Jane Collins schüttelte nur den Kopf.
    »Was ist?«
    »Ich begreife das nicht. Und Sie haben an diesem Rad gedreht.«
    »Ja, ich«, erklärte Anna voller Stolz. »Es gab nicht nur eine Lady Sarah, die im Alter große Dinge vollbracht hat, wie sie mir bei unseren Gesprächen sagte. Ich bin auch dabei, und im Gegensatz zu ihr lebe ich noch.«
    Jane Collins war selten sprachlos. Hier traf es zu. Sie fand zunächst keine Worte mehr. Ihr wurde klar, dass sie Anna Bancroft ab jetzt mit anderen Augen sehen musste. Und sie musste auch deren Wissen anders einstufen.
    Für Jane stand fest, dass dieser Ariston eine nicht unwesentliche Rolle spielte, und sie beschloss, bei diesem Thema zu bleiben.
    »War der Fotograf schon hier bei Ihnen?«
    »Nein!«
    »Kommt er noch?«
    »So war es
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