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1440 - Halloween des Ghouls

1440 - Halloween des Ghouls

Titel: 1440 - Halloween des Ghouls
Autoren: Jason Dark
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eigentlich abgemacht«, erklärte Anna. »Er hätte heute kommen sollen. Er hätte sich bei mir melden sollen, aber da stand wohl der Nebel dagegen. Bei diesem Wetter kann man sich leicht verfahren. Aber ich bin guten Mutes. Vielleicht hat er sein Ziel sogar schon erreicht.«
    »Das wäre also das Feld der Toten?«
    »Ha, was sonst? Es ist ideal für ihn. Dort kann er seine Fotos schießen. Möglicherweise erhalten sie durch den Nebel einen besonderen Reiz. Überlegen Sie mal. Die Toten schweben über dem Boden und schwimmen förmlich in den grauen Schwaden.« Anna Bancroft bewegte ihre Hände, als wollte sie Bilder malen. »Ich kann mir das richtig vorstellen. Ich sehe schon die Ausstellung. Geheimnisvolle Aufnahmen, an die Besucher schon nahe herangehen müssen, um etwas zu erkennen. Und wenn er dann die Schemen im Nebel sieht, wird er sich fragen, wer die Gestalten sind, die da schweben, denn sie werden schauerlich aussehen. Oder er weiß schon vorher, was ihn erwartet. Auch möglich. Dann wird er wissen, dass es sich bei den Nebelfotos um im Dunst versteckte Leichen handelt. Er wird schaudernd davor stehen, denn diese unscharfen Bilder können schauriger sein als die normalen Totenfotos. Sie regen die Fantasie an.«
    Jane nickte. »Ich bin überrascht, wie gut Sie sich auskennen, Anna. Das hätte ich nicht gedacht.«
    »Ich habe auch Fantasie. Ich bin zudem allem aufgeschlossen, was die eingefahrenen Wege verlässt. Heute ist Halloween. Wir haben es hier mit einer besonderen Nacht zu tun, das dürfen Sie nicht vergessen. Da sind die Gesetze aufgehoben.«
    »So sagt man.«
    »Ich glaube es«, flüsterte Anna Bancroft Jane zu, während sie zugleich aufstand. Sie blieb für einen Moment stehen und schaute auf Jane herab, während sie sagte: »Wir wissen jetzt so viel voneinander. Wäre es da nicht an der Zeit, dass wir die förmliche Anrede weglassen und uns duzen?«
    Jane nickte. »Ich habe nichts dagegen, Anna.«
    Das schien die alte Frau zu freuen. Ein Strahlen lag auf ihrem Gesicht.
    »Möchtest du einen Tee?«, fragte sie.
    »Das wäre nicht schlecht.«
    »Gut, ich bereite uns einen zu.«
    »Soll ich helfen?«
    »Nein, nein, das schaffe ich schon allein. Das muss ich schließlich jeden Tag machen.«
    Jane musste noch etwas loswerden. »Wenn es stimmt, dass der Fotograf bereits das Totenfeld besucht hat, dann könnte es sein, dass er dort mit John Sinclair zusammengetroffen ist.«
    »Na und?«
    »Das Totenfeld ist nicht ohne«, sagte Jane, ohne weitere Erklärungen hinzuzufügen.
    »Ja, ja…« Mehr sagte die Alte nicht. Sie verließ das Zimmer, um in die Küche zu gehen.
    Jane Collins blieb auf ihrem Platz sitzen. Sie musste sich eingestehen, dass sie Anna Bancroft falsch eingeschätzt hatte. Diese Frau war nicht ohne. Sie schien gut informiert zu sein. Dass sie einen Fotografen bestellt hatte, um die Leichen auf dem Feld abzulichten, das konnte Jane kaum fassen. Wer tat das schon? Und es stellte sich die Frage, was dahinter steckte. Trieb sie ein besonderes Spiel, in das sie auch noch zwei Menschen aus London hineinziehen wollte?
    Die Detektivin hörte das leise Klappern von Geschirr und wusste, dass Anna zurückkehrte. Sie trug das Tablett recht sicher und stellte es auf den Tisch.
    Der Tee duftete. Jane wedelte das Aroma mit der Hand gegen ihre Nase.
    »Und? Was sagst du?«
    »Was ist das für eine Sorte?«
    »Gefällt sie dir?«
    »Ja. Sie riecht wirklich interessant.«
    »Eine eigene Mischung. Ich habe lange experimentiert und sie dann zusammengestellt. So etwas bekommst du im normalen Laden nicht zu kaufen. Ich habe mir erlaubt, dem Tee zahlreiche Kräuter beizumischen, und das macht diesen ungewöhnlichen Geschmack aus.«
    Anna hatte sich gesetzt und schenkte den Tee ein. Er hatte eine bräunliche Farbe, und sein starker Duft stieg Jane in die Nase.
    Sie versuchte herauszufinden, welche Kräuter die Frau verwendet hatte. Leider kam sie zu keinem Ergebnis. Eine so gut Nase besaß sie nicht.
    »Was ist mit Milch oder Zucker?«, fragte Jane.
    »Du kannst beides nehmen, aber ich würde dir raten, ihn zunächst einmal ohne Zusätze zu probieren.«
    »Guter Rat.«
    Jane hob die kleine Tasse aus hauchdünnem Porzellan vorsichtig an. Sie probierte den Tee, schmeckte ihn an den Lippen und wurde von Anna Bancroft beobachtet, die ihr wieder gegenüber saß, die eigene Tasse angehoben hatte, aber noch nicht trank.
    »Und? Was sagst du?«
    Jane spürte den Tee an den Lippen. Er war nicht mehr sehr heiß.
    So konnte
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