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1439 - Agenten weinen nicht

Titel: 1439 - Agenten weinen nicht
Autoren: Unbekannt
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Der Überschwere hatte erfaßt, daß er den Unbekannten falsch eingeschätzt hatte. Normalerweise hätte der UD-Sektorchef viel härter durchgreifen müssen. Dieser Diplomat schien weitreichende Beziehungen zu haben.
    Fulgen kraulte Takks' Nackenhaare. Das Wesen winselte und schmiegte sich noch fester an die Beine seines Beschützers. „Sitz, Takks!" gebot Fulgen. Er musterte den Überschweren gelassen und beschloß, ihn zu beruhigen. Auf der dritten Welt der Sonne Bedden geschahen täglich viele, unheilvolle Dinge. Fulgen war nicht daran interessiert, ein weiteres Unrecht hinzuzufügen. „Du hast deine Pflicht getan", sprach er den Uniformierten an. „Es ist alles in Ordnung. Was meine Schimäre betrifft - Takks hat mir einmal das Leben gerettet.
    Es ist nicht besonders schön, in einem nur drei Meter breiten Bach zu ertrinken. Ich - äh, ich bin ziemlich ungeschickt."
    Die Zusatzbemerkung lockte ein verstecktes Grinsen auf die Lippen des Überschweren. Wenn er nichts glaubte - das glaubte er!
    Yart Fulgen war ein dünner, schmächtig wirkender Mann von 1,82 Meter Körperhöhe. Seine etwas zu groß geratene Nase konnte dem schmalen Gesicht keine besondere Ausdruckskraft verleihen.
    Graue, meist verlegen gesenkte Augen und dunkle, glatt nach hinten gekämmte Haare unterstrichen das Bild eines tolpatschigen Menschen, der in seiner Art irgendwie liebenswert war.
    Berufliche Qualitäten, vermutete der Überschwere, schien er dennoch zu haben.
    Es war erstaunlich, daß der Sektorchef lediglich den Rücktransport angeordnet hatte.
    Fulgens Erklärung über die Haltung einer fehlgeklonten Kreatur fand er erstaunlich. War der Statistiker etwa dankbar - einer Züchtung, die das Genmaterial verschiedener Spezies in sich vereinigte? Schimären, wie sie genannt wurden, hatten die geringste Bestehensund Überlebenschancen. Es war kaum zu glauben, daß die Kreatur eine Daseins-Ermächtigung erhalten hatte.
    Fulgen hüstelte verschüchtert und sah in den Himmel. Bedden stand nun voll über dem Horizont. Weit südlich näherte sich ein blitzender Körper. Es hob sich kaum von der Silhouette der Hauptstadt ab.
    Fulgen spielte seine Rolle so gut, wie er sie seit Jahren zu spielen gewohnt war.
    Niemand bemerkte das in ihm lodernde Feuer des Aufbegehrens.
    Der junge Mann, geboren im Jahr 1115 NGZ, nunmehr neunundzwanzig Jahre alt, beschloß, die Dinge auf sich zukommen zu lassen. Im galaktischen Verwaltungssystem des Jahres 1144 NGZ war es ein zweckloses Unterfangen, im voraus planen zu wollen. Lebenserhaltend waren allein Augenblicksentscheidungen.
    Fulgen erinnerte sich an seine Jugendzeit auf dem Planeten Daormeyn. Er zählte zu den Gettowelten, zu denen unliebsam aufgefallene Persönlichkeiten deportiert und zur Fronarbeit verdammt wurden.
    Seine Eltern waren Plophoser gewesen.
    Irgendwie mußten sie gegen die Regeln verstoßen haben. Yart war ihnen im Alter von sechs Jahren weggenommen und in einem staatlichen Institut erzogen worden.
    Dort hatte ihm eine Spezialsyntronik einen erstaunlich hohen Intelligenzquotienten bescheinigt.
    Infolgedessen hatte man ihn zum Soziologen und Statistiker ausgebildet.
    Wegen seines Eifers, seiner erwiesenen Linientreue und beruflicher Begeisterungsfähigkeit war ihm im Alter von nur einundzwanzig Jahren der Status eines Diplomaten unter cantarischer Oberhoheit verliehen worden; eine Ehrung, die nur wenigen Galaktikern gewährt wurde.
    Zu dieser Zeit, dem Moment höchster Begeisterung für das, in das er hineingeboren worden war, hatte ihm ein geheimnisvoller Fremder zugeflüstert, was mit seinen Eltern eigentlich geschehen war.
    Sein Vater war ein begnadeter Wissenschaftler gewesen. Man hatte ihn von Plophos verbannt, weil er sich geweigert hatte, fehlgeklonte Geschöpfe bei einem Waffenversuch zu opfern.
    Als Yart Fulgen im Zorn aufbegehrt und gedroht hatte, den Fremden der Obrigkeit zu übergeben, hatte der ihm Beweise vorgelegt. Da war der junge Mann innerlich zusammengebrochen. Erstmals hatte er damit begonnen, völlig eigenständig zu überlegen.
    Zu dieser Zeit hatte er Ralt Nestur kennengelernt. Der Terraner war Betreuungs-Offizier auf Daormeyn gewesen, um zehn Jahre älter als der Plophoser und erfahren im Umgang mit den Cantaro.
    Yart hatte Nestur in der ersten Instinktreaktion vertraulich ansprechen und ihm von seiner Seelennot berichten wollen.
    Nie zuvor hatte er einen Trost dringender gebraucht. Die Einflüsterungen des Fremden waren für seinen Gemütszustand zu ungeheuerlich
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