Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1438 - Kinder der Retorte

Titel: 1438 - Kinder der Retorte
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
waren nicht mehr bloß „Galaktische Mediziner", sie waren die Baumeister des Lebens. An ihnen lag es, diese Galaxis eines Tages mit vollkommenen Lebewesen zu bevölkern, Launen der Evolution auszuschalten und dafür zu sorgen, daß nur noch lebenswerte Geschöpfe erschaffen wurden.
    In diesem Bestreben, alle Lebewesen, ob intelligent oder nicht, zu vervollkommnen, wurden die Aras zu Meistern des Klonens, zu wahren Schöpfern von Leben.
    Dabei gingen sie mit gutem Beispiel voran, kehrten sich mehr und mehr von der animalischen Art der Zeugung ab und schufen Klone von sich selbst. Nichts sollte mehr dem Zufall überlassen bleiben, jedem neugeborenen Ära waren die gewünschten Fähigkeiten bereits eingegeben, sie waren in seinen Genen fest verankert. Es sollten auf diese Weise nur noch Aras nach Maß in die Welt gesetzt werden, für jeden Zweck ein eigener, spezialisierter Typus, Freilich war man in dem Bestreben, alle Galaktiker der Vollkommenheit zuzuführen, erst auf halbem Weg angelangt.
    Noch immer gab es keine allumfassende Auslese. Dabei mangelte es weniger an den erforderlichen gesetzlichen Bestimmungen als an Kontrollinstitutionen und -organen, die auf deren Einhaltung achteten. Es herrschte diesbezüglich noch in weiten Teilen der Galaxis sozusagen Barbarei, und auf vielen Welten gab es noch überwiegend Zufallsgeburten. Selbst auf Aralon setzten sich noch 30% der Bevölkerung aus in vivo Geborenen zusammen.
    Aribo dankte dem Schicksal, daß er nicht dazugehörte.
    Er war ein Invitro, ein Klon, der in einem Brutkasten gereift war und nicht in einem schwächlichen und von allen möglichen Bazillen, Bakterien und Viren bedrohten Mutterleib, Selbst auf einer klinisch so reinen Welt wie Aralon konnte natürlich keine absolute Sterilität garantiert werden, so daß jede Mutter - und erst recht deren Kind - vor Krankheiten nicht sicher war.
    In manchen Bereichen, so fand Aribo, herrschten noch recht primitive Zustände.
    Aber es wurde besser. Die jährliche Zuwachsrate an Klonen wuchs auf Aralon um ein halbes Prozent, wogegen die galaktischen Werte von einem halben Promille ernüchternd wirkten.
    Doch Arnemon, der Chef des Klon-Zentrums, hatte in seiner Schlußrede an die Kommilitonen den Ausbau der Klon-Anlagen und die Vergrößerung und eine bessere Strukturierung der Zellbanken in Aussicht gestellt.
    Es war unglaublich, aber wahr, daß es von vielen großen Persönlichkeiten aus den verschiedenen Völkern keine Klonzellen gab, und daß man viele der verstorbenen Größen - wie etwa die Terraner Waringer oder Adams - nicht durch Klonen wiederauferstehen lassen konnte, weil man es in der Vergangenheit versäumt hatte, ihnen entsprechende Zellproben abzunehmen und diese in Banken einzulagern.
    Für die Zukunft prognostizierte Arnemon bessere Aussichten, Und wenn Aribo dem Thema Geschichte irgend etwas abgewinnen konnte, dann die Erkenntnis, daß man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen sollte.
    Doch war das zuwenig, um dieses Fach für ihn interessant zu machen. Er wollte ein Schöpfer wie der große Pheldor werden. Darum interessierte es ihn nicht, was bei der Großen Galaktischen Katastrophe passiert und warum alles Leben außerhalb des Schutzwalls um die Milchstraße vernichtet worden war.
    Diese Dinge waren nichts für einen Invitro, der die Erbanlagen eines großen Schöpfers in sich trug. Und daß er etwas Besonderes war, auch innerhalb der Hundertschaft seines Jahrganges, das bewiesen die Befunde, Atteste und Zeugnisse, die ihn auf seinem Werdegang begleiteten.
    Er schaffte es mit elf, vom zwanzigsten zum elftbesten seines Jahrgangs aufzusteigen, und mit achtzehn, am Vorabend der Reifeprüfung, war er der drittbeste Kommilitone.
    Allerdings gab es da einige dunkle Flecken, die die Freude Aribos über sein gutes Abschneiden trübten.
    Irgendwann beim Übergang vom elften ins zwölfte Lebensjahr hatte er zu ahnen begonnen, daß er anders als die anderen war - und daß es noch ein gutes Dutzend seines Jahrgangs gab, die auf diese oder jene Weise nicht der Vorstellung des Idealklons entsprachen.
    Diese Ahnung wurde allmählich zur Gewißheit, und sie erschütterte ihn zutiefst, denn die neugewonnene Erkenntnis besagte eindeutig, daß auch heute das Klonen noch nicht unfehlbar war und es, wie an seinem Beispiel zu erkennen, zu Mißergebnissen kam.
     
    *
     
    Es war während einer Exkursion durch eine Cytobank, in der das Zellmaterial von Ertrusern gelagert war. Und ihr Führer war kein Geringerer als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher