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1438 - Kinder der Retorte

Titel: 1438 - Kinder der Retorte
Autoren: Unbekannt
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Pheldor.
    Als der unvergleichliche Klonmeister während eines Vertrags über das Klonen von Kreit-Soldaten und deren Vorzüge referierte, kreuzte sich sein Blick einmal mit dem Aribos. Der junge Invitro war wie hypnotisiert. Er hatte das Gefühl, daß der Klonmeister ihm etwas mit den Blicken mitteilen wolle. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt, weil er die Bedeutung des Blickes nicht zu entschlüsseln vermochte, und Schweiß trat ihm auf die Stirn, wie damals während der Alpträume seiner frühen Kindheit.
    Aribo schloß die Augen, und als er sie wieder öffnete, hatte Pheldor seine Aufmerksamkeit längst schon einem anderen geschenkt. Er blickte inzwischen dem Musterschüler Nolvin in die Augen, auf gleiche Weise wie zuvor ihm, und stellte ihm eine Frage. Nolvin antwortete sachlich und ohne daß sich irgendeine Regung zeigte, ganz so, wie man es von einem Klon seiner Zucht erwartete: „Die Kreit-Soldaten von Ertrus werden auch Hyguphoten genannt. Das ist die Abkürzung für Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyl-Transferase. Diese Beizeichnung meint, daß beim männlichen Ertruser durch das Fehlen besagten Enzyms eine Überproduktion von Harnsäure erwirkt wird, was wiederum zu gesteigertem Aggressionsverhalten bei gleichzeitiger Verminderung der Gehirnaktivität führt. Durch diese besondere Klon-Methode werden die jedem Befehl blind gehorchenden Krieger gezüchtet, die..."
    Aribo hätte diese Antwort ebenfalls gewußt, aber er hätte sie nicht geben können, weil er zu aufgeregt war, um auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen. Ähnlich war es ihm auch schon früher ergangen, weil er Gefühlsanwandlungen der verschiedensten Art gehabt hatte, die sein Verhalten bestimmten. Doch hatte er diese Beobachtungen entweder vergessen, als nichtig abgetan oder einfach verdrängt.
    Diesmal jedoch blieb die Erinnerung daran besonders haften, weil bald darauf ein zweites Ereignis folgte, das bei ihm neuerlich zu einem Fehlverhalten führte - und bei dem er die Bekanntschaft eines zweiten Außenseiters machte, wie er einer war.
    Es war etwa zehn Minuten später, als Pheldor sie aus der Zellbank zu den Brutanlagen führen wollte, in denen die Hyguphoten geklont wurden.
    Aribo war einer der letzten in der Reihe, die zur Tür drängten, hinter ihm kamen nur noch Garb, Lansan und Plinal, Plötzlich erfolgte in ihrem Rücken eine Explosion, gelblicher Rauch breitete sich in Windeseile aus und brachte Hitze und einen widerlichen Gestank mit sich.
    Gleichzeitig begann die Alarmsirene zu schrillen, und die robotischen Sicherheitseinrichtungen wurden aktiv.
    Vor ihnen schloß sich ein Panzerschott und versperrte fünf von ihnen den Weg auf den Korridor. Während die anderen die Ruhe bewahrten, sich augenblicklich zum nächsten Schutzraum begaben und sich mit Atemmasken und Meßinstrumenten rüsteten, hatte sich Aribo schon während der Detonation zu Boden geworfen.
    Er wurde sich seines Fehlverhaltens bewußt, rappelte sich etwas umständlich auf und lief zuerst gegen das versperrte Panzerschott an. Dabei ließ er sich von seinem Instinkt statt von seinem Verstand leiten, weil er durch den gelben Nebel eine Gestalt sah, die sich wie ein Ertrinkender an den Rahmen des Schotts klammerte und schreiend und fluchend dagegentrat.
    Es war Plinal, halbverrückt vor Angst und völlig hilflos, und der erst halbwegs zur Besinnung kam, als Aribo neben ihm stand. Sie tauschten einen stummen Blick, und erst schier nach einer Ewigkeit, als die anderen bereits in voller Schutzausrüstung zurückkamen, wollte Plinal zu einer Erklärung ansetzen. Aribo gebot ihm jedoch Schweigen und zog ihn mit zum Schutzraum. Dort drängte er dem vor Angst zitternden Plinal die benötigten Ausrüstungsgegenstände auf, bevor er sich selbst versorgte.
    Dabei sagte er zu Plinal: „Du brauchst keine Angst zu haben, daß ich dich denunziere. Ich bin erleichtert, jemanden wie dich gefunden zu haben. Wir sind uns emotionell sehr ähnlich. Darüber müssen wir uns unterhalten."
    Von da an waren sie Freunde, Verschworene, weil derselbe Makel ihnen anhaftete: Sie waren beide Mißgeburten.
    Der gelbe Giftgasnebel hatte sich bald aufgelöst, aber es stellte sich heraus, daß der gesamte Inhalt dieser Zellenbank vernichtet war - und damit Milliarden von potentiellen Kreit-Kriegern verloren waren.
    Die Ursache für diesen Unfall wurde nie herausgefunden, oder den Beteiligten nie mitgeteilt. Das war nicht weiter ungewöhnlich, denn es passierte öfters, daß ungewöhnliche
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