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1438 - Kinder der Retorte

Titel: 1438 - Kinder der Retorte
Autoren: Unbekannt
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können. An eine entsprechende Sicherheitsmaßnahme hatte man nicht gedacht, weil man gar nicht davon ausging, daß Klone die Gelegenheit zu solchen. Kontakten ausnützen würden.
    Aber Aribo und Plinal waren eben aus der Art geschlagen, und Aribo ging bald so weit, dem Freund die Lösungen für Probleme und Antworten auf Testfragen zu liefern - er verhalf ihm so zu einer Erfolgsquote, die nicht mehr so tief unter dem Durchschnitt lag wie zuvor, als Plinal noch auf sich allein gestellt war.
    Dies ging in all den Jahren gut, und nie fiel auch nur der Schatten eines Verdachts auf sie.
    Irgendwann gestand Aribo dem Freund sein größtes Geheimnis: „Ich habe dir schon bei unserem ersten Treffen gesagt, daß mir die Lösung aller Probleme und die Antworten auf die kniffligsten Fragen förmlich in den Schoß fallen. Du schreibst das meinem Genie zu, und ich habe dir nicht widersprochen.
    Endlich will ich dir gestehen, daß dem nicht so ist. Vielmehr verhält es sich so, daß ich, wenn ich eine Antwort nicht weiß, ich sie vom Terminal geliefert bekomme.
    Früher dachte ich, das sei so üblich. Nun weiß ich aber längst, daß mit dem Terminal irgend etwas nicht stimmt. Du siehst also, daß ich um keinen Deut besser bin als du."
    Wie gesagt, durch diese Schummeleien schaffte auch Plinal bessere Beurteilungen bei der theoretischen Ausbildung. Wenn es galt, das erlernte Wissen in Experimente mit lebender Materie umzusetzen, war es viel schwieriger zu betrügen. Denn hier zählten nur greifbare Ergebnisse, und da die praktische Ausbildung im Großlabor stattfand, unter den Blicken von hundert Augenpaaren, konnte man kaum versteckte Hilfeleistung bieten.
    Und in der Praxis versagte Plinal deswegen kläglich.
    Seine Zellkulturen führten ein kümmerliches Schattendasein neben den Prachtexemplaren der anderen; wenn er tödliche Krankheitserreger züchtete und sie dann an Versuchstieren injizierte, gingen diese nicht etwa ein, oder zeigten wenigstens akzeptable Symptome, sondern sie wurden quirliger und lebendiger als zuvor, und als die Zöglinge ihre Reifeprüfung mit dem Klonen einer gemeinen terranischen Hausratte abzulegen hatten, schaffte es Plinal tatsächlich, etwas Lebendiges hervorzubringen, nur hatte das, was er geklont hatte, mit einer Ratte so wenig Ähnlichkeit, wie ein Ara mit einem Nakken.
    Und Aribo? Eigentlich hätte er mit seinem bescheidenen Wissen nicht viel erfolgreicher sein dürfen als Plinal, doch unter ihm gediehen Zellkulturen prächtig, wenn sie es sollten, und wurden zu Krebsgeschwüren, wenn dies verlangt wurde. Aribo erledigte auch in der Praxis alle Aufgaben mit Vorzug, auch wenn er nicht wußte, wie er das machte.
    Vielleicht war es wirklich so, daß Aribo doch den Geniefunken besaß, den er dem mit Minderwertigkeitskomplexen behafteten Plinal gegenüber verleugnete?
    Wie auch immer, Plinal hatte trotz Aribos Hilfestellung allen Grund, der Verkündung des Ergebnisses der Abschlußprüfung bange entgegenzusehen.
    Denn schlechte Noten waren für einen Klon kein Kavaliersdelikt, und es war keinesfalls so, daß, wenn man das Studium des Gentechnikers nicht geschafft hatte, man im späteren Leben etwas anderes machte.
    Die Klone aus Aribos und Plinals Hundertschaft hatten eine Bestimmung.
    Mit ihnen waren Spezialisten gezüchtet worden. Für sie gab es keine Alternative.
    Wenn sie die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllten, dann war das wie ein Strafurteil.
    Das Testergebnis konnte über Leben und Tod entscheiden
     
    3.
     
    Die Untersuchung von einem halben Dutzend toter Amphibios brachte keine neuen Erkenntnisse.
    Pheldor konnte das Ergebnis von Eujaras Untersuchungen nur bestätigen, daß einige Gehirnsektionen der Untersuchten angegriffen und verkümmert waren. Diese Gehirnschädigungen hatten zu Gleichgewichtsstörungen und Orientierungsverlust, zu einer Art phobischer Wasserscheu geführt, die die Betroffenen zur Landflucht getrieben hatte - und auf dem Land waren die Amphibios förmlich ausgetrocknet, weil jene Organe, die ihnen das Leben außerhalb des Meeres ermöglichen sollten, versagten.
    Im Gegensatz zu Eujara glaubte Pheldor jedoch immer noch nicht, daß ein bislang unbekannter Krankheitserreger die erwachsenen Amphibios angegriffen hatte.
    Denn zum einen barg die Unterwasserwelt von Euhja schon seit Jahrhunderten keine biologischen Geheimnisse mehr. Zum anderen wiesen gewisse Symptome und der Krankheitsverlauf darauf hin, daß den Amphibios diese, wenn man so sagen wollte,
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