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1438 - Kinder der Retorte

Titel: 1438 - Kinder der Retorte
Autoren: Unbekannt
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und komplizierter. Als nächstes galt es, aus dieser einen Zelle zwei zu machen, sie zu teilen; in der Protophase die Herausbildung der Chromosomen und die Teilung des Cytozentrums zu erwirken; die Metaphase einzuleiten und in dieser die Kernmembran aufzulösen und die Chromosomen an der Spindel anzuheften; zur Anaphase überzugehen, wobei die Tochterchromosomen zu den Spindelenden hin auszurichten waren, so daß schließlich die Telophase in Angriff genommen werden konnte: die Entspiralisierung der Chromosomen, die für die Bildung von Kernmembranen nötig war und die endgültige Zellteilung einleitete.
    Dies war aber erst die Vorstufe zu den aufregenden Kampfspielen, in denen die Aufgabe gestellt wurde, Antikörper daran zu hindern, in die Zellen einzudringen und diese mit ihren raffinierten Waffen anzugreifen und zu verändern und Mutationen hervorzurufen.
    Er erinnerte sich noch an seine schlimmen Alpträume, in denen die Warnung des Simulators schallte und blinkte: Achtung, Mutation! Mutation!
    Und er war hundertmal und öfter schweißgebadet aus solchen Träumen aufgewacht.
    Damals wurde er zum erstenmal krank, das heißt, er fühlte sich, wenn geistig auch etwas verwirrt und überanstrengt, völlig gesund, nur maßen die Medo-Roboter, unter deren Aufsicht er sich damals noch befand, der Tatsache, daß er im Schlaf Schweißausbrüche hatte, besondere Bedeutung bei und gaben in den Befunden ihrer Besorgnis Ausdruck. Indes normalisierte sich sein Lebensrhythmus bald wieder - und die Eintragung wurde aus seinem Befund gelöscht.
    Danach kamen die Expeditionen in den Mikrokosmos der Lebenszellen, in dem sich die scheinbar unendliche und fest geordnete Welt der DNS auftat, der Träger des Genetischen Kodes, des Erbguts, das für Formung und Werden allen Lebens zuständig war.
    Auch in dieser Spiel- und Lernphase wurden strategische Spiele forciert, nur daß es diesmal galt, den Genetischen Kode in die Abwehrmaßnahmen einzubeziehen.
    Doch danach kam die Aufklärung darüber, daß das, was er im Holorama simuliert hatte, mit jenen Vorgängen identisch war, die sich im Körper eines jeden Lebewesens abspielten, egal ob mit Intelligenz behaftet oder nicht. Und damit war der Zauber verflogen, er trat in das Lebensalter der nüchternen wissenschaftlichen Betrachtungsweise ein.
    Alles, was danach folgte, vermochte nicht annähernd Bilder von solcher Spannung und Faszination in ihm zu wecken. In dem Augenblick, da er wissenschaftliche Erklärungen für die Spielregeln erhielt, da verlor er seine Kindheit und seine Träume - und nichts, was nachkam, vermochte das Fieber von damals noch einmal zu entzünden.
    Er erinnerte sich später, als er das Spiel von damals an lebenden Objekten wiederholte, Mitosen am Fließband ausführte, Zellen durch Zentrifugieren in ihre Bestandteile zerlegte, ganze Zellkulturen züchtete, wuchern ließ und die unkontrollierte Vermehrung wieder eindämmte, immer wieder an diese schönste Zeit seines jungen Lebens.
    Es folgte kein vergleichbar aufregendes und gleichermaßen erbauendes Erlebnis - bis heute nicht.
     
    *
     
    Für Geschichte hatte sich Aribo nie sonderlich interessiert. Irgendwie hatte er von klein auf die Einstellung, daß, da die Vergangenheit ohnehin nicht mehr zu ändern war, sie auch keine Bedeutung für die Gegenwart hatte. Nur die Gegenwart zählte, weil sie die Basis für die Zukunft war.
    Seine Heimatwelt Aralon, so erfuhr er, war schon immer das Medo-Zentrum der Galaxis gewesen - auch schon vor der Zeit der Großen Kosmischen Katastrophe, als es auch außerhalb der Milchstraße noch Leben gegeben hatte.
    Der vierte Planet der Sonne Kesnar in dem der Milchstraße vorgelagerten Kugelsternhaufen M13 war schon immer eine Klinikwelt gewesen. Die hier lebenden Aras hatten ihr Leben einzig und allein dem Zweck gewidmet, ihre medizinischen Kenntnisse in den Dienst aller Lebewesen der Milchstraße zu stellen.
    Das war das einzige Lebensziel der Aras, gestern wie heute.
    Aras waren schon immer die „Galaktischen Mediziner" gewesen. Sie stammten von den Springern ab, einer humanoiden Art, die sich dem galaktischen Handel gewidmet hatte und heute völlig in Vergessenheit geraten und als ethnische Gruppe völlig ohne Bedeutung war, weil das Handelsmonopol für die Milchstraße in Händen der Kosmischen Hanse lag.
    Das Ziel der Aras war es auch schon immer gewesen, die letzten Geheimnisse des Lebens zu ergründen, aber noch nie waren sie diesem Ziel so nahe gekommen wie heute. Aras
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