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1438 - Kinder der Retorte

Titel: 1438 - Kinder der Retorte
Autoren: Unbekannt
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Euhja-Mutter ständig Nahrung aus dem Meer zugeführt wurde, so daß sie keine Ernährungsprobleme hatte und sich auf ihren Lebensinhalt, das Gebären von Amphibios, konzentrieren konnte.
    Ein anderes Robotsystem war dafür verantwortlich, daß die neugeborenen Amphibios gleich nach dem Ausstoß durch eine Schleuse im Damm in eines der Lebensbecken überführt wurden. Diese Maßnahme hatte sich schon beim ersten Einsatz des Mutterklons als nötig erwiesen, da dieser Tendenzen zum Kannibalismus gezeigt hatte.
    Da es sich bereits um die fünfte Generation von Mutterklonen handelte und Pheldors Team den Genfaktor nicht ausfindig machen konnte, der für die kannibalische Veranlagung von Euhja-Mutter verantwortlich war, behalf man sich mit dieser Sicherheitsmaßnahme. Der Aufwand hatte sich offenkundig gelohnt, denn die Kinder des Mutterklons schienen gesund und ohne irgendwelche Erbschäden zu sein.
    Seit über zehn Jahren lief das Amphibien-Projekt ohne nennenswerte Pannen, und in den Zuchtbecken tummelten sich Tausende von heranwachsenden Ära-Abkömmlingen, deren Lebensraum das Meer war, die sich aber ebenso auf dem Land am Leben erhalten konnten und es als ihr zweites Element betrachteten - die zukünftigen Beherrscher von Euhja.
    Die Klon-Station von Euhja wurde von einem Heer von Robotern und drei Dutzend Neo-Aras betrieben. „Neo-Aras", das war die umschreibende und beschönigende Bezeichnung für die verschiedenen Generationen und Arten von Invitros; jene Produkte von Gentechnikern, wie Pheldor einer war, die die von Mann und Frau geborenen Aras eines Tages verdrängt haben würden - falls es Pheldor und seiner Zunft gelang, auch die letzten Geheimnisse des Lebens zu ergründen und universell überlebensfähige Produkte zu schaffen. Aber noch waren den Klonmeistern Grenzen gesetzt, wie am Beispiel von Euhja-Mutter und ihren amphibischen Kindern zu sehen war.
    Als Privatperson fürchtete sich Pheldor vor diesem Tag X, der in greifbare Nähe gerückt war, als Wissenschaftler jedoch hoffte er, daß er ihn noch erleben werde.
    So gesehen, wohnten in seiner Brust zwei Seelen. Ein ernsthaftes Dilemma erwuchs ihm daraus jedoch nicht, denn er behalf sich damit, daß er gewissermaßen ein Doppelleben führte.
    Er konnte nicht Wissenschaftler und Privatmann gleichzeitig sein, aber mal dieser und dann wieder jener, das schaffte er mit einer bestimmten Art von angelernter Schizophrenie.
     
    *
     
    „Es ist zum Verzweifeln", sagte Eujara, der Kommandant der Genstation. „Die Euhjas werden gesund geboren. Auch in den ersten Jahren der Aufzucht zeigen sich keinerlei Erbschäden. Sie fühlen sich an Land ebenso wohl wie im nassen Element.
    Sie vertragen das Meerwasser optimal, die einheimische Nahrung bekommt ihnen ausgezeichnet. Sie blühen und gedeihen unter unserer Obhut, mausern sich zu flinken, kräftigen Wasserratten und Landwieseln gleichermaßen. Aber kaum entlassen wir sie aus den Zuchtteichen ins freie Meer, gehen sie uns früher oder später ein."
    Er war nur 1,62 Meter groß, hatte eine leicht schuppige Haut und dicke, hornige Lider vor den wässerigen, zartrosa Augen.
    Zwischen seinen kräftigen Fingern spannten sich verkümmerte Fischhäute, und hätte er den Halsschutz seiner fischgrünen Kombination gelüftet, wären darunter Kiemen zum Vorschein gekommen.
    Eujara war weniger ein Name denn ein Titel, ein Kunstwort, das sich aus dem Namen dieser Welt und dem des Volkes zusammensetzte, von dem er abstammte, obwohl er mit einem Ära nur noch die Grundgestalt gemeinsam hatte; sein Metabolismus war dagegen völlig verfremdet, eben der eines angehenden Amphibiengeschöpfs.
    Natürlich war Eujara ein Klon; ein Invitro jener frühen Generation, die das Zellmaterial für das Klonen der Amphibios geliefert hatte. Seine knapp vierzig Untergebenen waren von der gleichen Art.
    Sie waren theoretisch in der Lage, sich für einige Stunden unter Wasser aufzuhalten, obwohl keiner von ihnen daran dachte, von dieser Fähigkeit Gebrauch zu machen. „Ich möchte den Selbstmörderstrand in Augenschein nehmen", verlangte Pheldor und fügte hinzu: „Aber aus der Sicherheit eines Fahrzeugs."
    „Wir können einen Shift nehmen", bot Eujara an. „Damit ist es uns möglich, auch die Unterwasserkolonie der Euhjas aufzusuchen."
    Pheldor zuckte leicht zusammen und warf dem Invitro einen mißbilligenden Blick zu. Wenn es noch etwas gab, das er fast so sehr fürchtete wie das Vakuurrt des Weltalls, dann war es das Wasser. Aber das verriet
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