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1438 - Kinder der Retorte

Titel: 1438 - Kinder der Retorte
Autoren: Unbekannt
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Kontrolle über sich ergehen zu lassen. Dadurch wurde Pheldor deutlich an die dort stationierte galaktische Gigantsyntronik NATHAN erinnert, die seiner Meinung nach die Quelle seines Ungemachs war.
    Alle Bürokratie und somit auch der Befehl für den Flug ins Euthet-System kam von NATHAN, das ließ sich Pheldor nicht nehmen.
    Doch ist das nur eine unbedeutende Episode am Rand, die höchstens ein wenig zum besseren Verständnis der Psyche des eigensinnigen Pheldor dient, jedoch keineswegs etwas über die Geisteshaltung seines Volkes im allgemeinen aussagt.
    Er war ja auch gar kein typischer Ära seiner Zeit, nicht einmal der Prototyp des heutigen Aras aus der Zunft der Galaktischen Mediziner, sondern eher ein 200 Jahre altes Fossil einer längst vergangenen Zeit - Mitglied einer fast ausgestorbenen Rasse von in vivo Geborener. Dieser Begriff mit fast mystischem Klang bezeichnet Leben, das auf herkömmliche und natürliche Weise in einem Organismus gereift ist, im Gegensatz zu in vitro, die Bezeichnung für Leben aus der Retorte, wie es Pheldor millionenfach produzierte.
    Eigentlich war es ein Anachronismus - widersprüchlich wie so vieles an Pheldor.
    Er als Gentechniker und Meister des Klonens, eifriger und fanatischer Verfechter seiner Methoden und seines Standes, wurde gleichzeitig aber melancholisch und fiel der Verklärung anheim, wenn es um natürlich geborenes Leben ging, bei dessen Werden kein Genetiker die Hand im Spiel hatte.
    Doch schweifen wir nicht ab; das ist ein Thema, auf das wir noch genauer zu sprechen kommen werden.
    Pheldor begann jedenfalls erst nach der Landung auf dem dritten Planeten von Euthets Stern einem lebenden Wesen wieder halbwegs zu ähneln, als er die Gewißheit hatte, festen Boden eines Himmelskörpers unter den Füßen zu haben und dessen atmosphärischen Schutz vor der kosmischen Leere zu genießen.
    Euhja war nicht gerade das, was man unter einer einladenden Welt verstand. Sie hatte wohl eine leidlich atembare Sauerstoffatmosphäre, aber die Oberfläche bestand fast zur Gänze aus Wasser, in dem sich urweltliches Leben tummelte.
    Es gab nur einen einzigen Kontinent, rund 2 Millionen Quadratkilometer groß und von einem dicken, grünen Teppich aus urweltlichen Pflanzen bedeckt. Nur an der südlichsten Spitze des kontinentgroßen Eilands befand sich ein kahler, verbrannter Fleck.
    Dort war schon vor langer Zeit eine Forschungsstation eingerichtet worden.
    Auf diese Brandnarbe, die die Grenze zwischen den zwei Elementen unberührter Natur, zwischen Wasser und Land, markierte, senkte sich die ARASIM herab.
    Das Raumschiff landete auf dem sonst leeren Landefeld hinter den Forschungsanlagen.
    Ein Energiezaun hinderte den grünen Wall des Dschungels am Vordringen; das beständige Knistern und Blitzen und der Gestank verbrannter Pflanzen zeigte jedoch, daß die Natur ihren Kampf gegen die Technik der Eindringlinge unermüdlich weiterführte, so hoffnungslos er auch sein mochte.
    Das Genzentrum von Euhja war ein klobiger, bunkerartiger Gebäudekomplex aus erosionsbeständigem Plastobeton. Es spannte sich über fünfhundert Meter bogenförmig entlang des Strandes einer künstlich angelegten Bucht.
    Die Bucht reichte einen Kilometer ins Land hinein, war doppelt so breit und wurde von zwei felsigen Landzungen umarmt. Zum Meer hin wurde der schmale Durchlaß von einem Energiedamm versperrt, und das so entstandene Binnengewässer hatte man in etliche kleinere Becken unterteilt.
    In diesen Lebensteichen wuchsen die amphibischen Klone der verschiedenen Altersstufen heran, die von der durch Pheldor und seinem Team erschaffenen organischen Gebärmaschine, liebevoll „Euhja-Mutter" genannt, am laufenden Band produziert wurden.
    Euhja-Mutter war in einem eigenen Becken hinter dem energetischen Damm und außerhalb der Lebensteiche untergebracht. Für einen Außenstehenden mußte sie eher abstoßend erscheinen, nämlich als eine zuckende formlose Fleischmasse ohne irgendwelche Sinnesorgane, mit einer von einem Tentakelkreuz umrahmten und zahnbewehrten Öffnung für die Nahrungsaufnahme und einer anderen für den Klonausstoß.
    Für Pheldor zählte der optische Eindruck jedoch nicht, er betrachtete dieses Monstrum ausschließlich mit den Augen des Wissenschaftlers. Er hatte die Position und Perspektive des Schöpfers eines Organismus, der aus sich selbst Leben erschaffen konnte und ein produktiver, fast perfekter Mutterklon war.
    Eine raffinierte robotische Köder- und Angelanlage sorgte dafür, daß
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