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1422 - Die Tage der Cantaro

Titel: 1422 - Die Tage der Cantaro
Autoren: Unbekannt
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an der Wahnsinnsbarriere am Geist zerbrochen waren.
    Doch dies alles gehörte schon wieder der Vergangenheit an. Als sie die Welt des Eremiten erreichten, lag dieser bereits im Sterben. Unbekannte hatten den Eremiten überfallen und ihn seines Zellaktivators beraubt, so daß er innerhalb von 62 Stunden zum Tod verurteilt war.
    Gucky war es als einzigem möglich gewesen, den Sterbenden noch vor dessen Ableben zu sehen und einige letzte gehauchte Worte aus seinem Mund zu vernehmen, bevor er zu Staub zerfiel - und so zu erfahren, daß er soeben Zeuge des Todes von Geoffry Waringer geworden war... jenes Mannes, der ihnen nun quicklebendig gegenüberstand.
    Das Bewußtsein, jemanden vor sich zu haben, dessen Stunde seines Ablebens man in allen Einzelheiten kannte, dieses Wissen über das zukünftige Schicksal eines Menschen versetzte ihnen einen tiefen Schock.
    Selbst für Rhodan war dieser Schock nur schwer zu verdauen. Er konnte darum ermessen, wie es erst Eirene ergehen mußte. Eirene, die Geoffry von klein auf kannte, die unzählige schöne Stunden auf Sabhal mit ihm verlebt hatte.
    Dieser Geoffry war für sie eigentlich schon tot gewesen. Es war schlimm genug, vom Tod eines geliebten Menschen zu erfahren. Aber um wieviel schlimmer war es, wenn man bereits über seinen Tod hinweggekommen war, ihn auf einmal wieder lebendig vor sich zu sehen und so tun zu müssen, als sei alles in bester Ordnung.
    Eine schlimme Erfahrung für einen Zweitausendjährigen, aber wie schlimm erst für eine noch nicht Neunzehnjährige ?
    Obwohl Rhodan auf eine solche Begegnung eigentlich hätte vorbereitet sein müssen, war er doch nicht gefaßt genug, als es so plötzlich dazu kam. „Du mußt uns unsere Überraschung schon entschuldigen", sagte Reginald Bull, nachdem er sich einigermaßen gefaßt hatte, „aber Galbraith hat sich aufgeführt, als sei er der oberste Scharfrichter der Milchstraße und der letzte aus der alten Garde. Es hat uns einfach umgehauen, als du auf einmal vor uns standst."
    Rhodan drückte Waringer fest an sich, während er ihm die Hand schüttelte. Er meinte: „Gehen wir hinein und trinken erst einmal auf dieses unverhoffte, aber um so erfreulichere Wiedersehen."
    Die Terrasse zu räumen und der Weg aufs Zimmer, das brachte Zeit, in der man sich sammeln konnte und vielleicht zu normalem Verhalten zurückfand. Aber sie konnten sich nicht entspannen, irgendwie legte sich eine bleierne Atmosphäre über sie, die die Gesichter maskenhaft und ihre Bewegungen linkisch und hölzern werden ließ. Sosehr sie sich auch bemühten, sich natürlich zu geben, es mangelte ihnen an der nötigen Unbekümmertheit. Kein Mensch besitzt die Beherrschung, um jedes Signal seiner Körpersprache kontrollieren zu können. „Galbraith Deighton hat uns einen ganzen Trakt zur Verfügung gestellt", sagte Eirene mit gekünstelt wirkender Heiterkeit. „Er läßt es uns an nichts missen, auch nicht an dem Gefühl, nicht besonders erwünscht zu sein."
    Bull bot sich an, die Getränke zu mixen und erbat dazu Eirenes Hilfe. Rhodan entging es nicht, daß er ihr dabei einiges zuflüsterte - und er konnte sich nicht vorstellen, daß Geoffry nichts davon merkte, wie hinter seinem Rücken getuschelt wurde. „Ich nehme an, du kennst die näheren Umstände unseres Schicksals", sagte Rhodan, um die Aufmerksamkeit des Multi-Wissenschaftlers auf sich zu lenken. „Wir sehen die Notwendigkeit ein, daß wir offiziell als tot gelten müssen. Aber es scheint, daß uns Galbraith wirklich lieber tot sähe, und das ist schmerzlich."
    Waringer nickte ernst; Rhodan merkte, wie sich ein Schatten über sein Gesicht legte. „Gal hätte am liebsten auch uns verschwiegen, daß ihr aufgetaucht seid", sagte Waringer; er erlaubte sich ein schwaches Lächeln, als er hinzufügte: „Ich mußte einen schweren Kampf ausfechten, um euch aufsuchen zu können. Gal meint das nicht böse, er ist ein Sklave seines eigenen Sicherheitsdenkens. Ab jetzt wird sich eure Lage von Grund auf ändern. Wir werden Gal zwingen, eine Kampagne einzuleiten, die euch eine Rückkehr ins öffentliche Leben ermöglicht. Ich werde alles tun, daß ihr den schlechten Eindruck der ersten Tage wieder vergeßt. Mein Wort darauf!"
    „Darüber müssen wir noch reden", schränkte Rhodan ein, dem es gar nicht behagte, daß Geoffry die Werbetrommel zu ihrer Wiederauferstehung rühren wollte.
    Das paßte nicht in seine Taktik.
    Bull und Eirene brachten die Drinks. Als Eirene ihrem Vater das Glas überreichte,
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