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142 - Der Bluttempel

142 - Der Bluttempel

Titel: 142 - Der Bluttempel
Autoren: Michael M. Thurner
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einig, Sohn der Finsternis. Also erzähl mir von den Daa’muren und warum du unsere Hilfe so dringend benötigst. Jedes kleinste Detail muss ich erfahren. Wissen ist Macht. Diesen sinnigen Spruch formulierte angeblich einer meiner Vorfahren hier in Moska.«
    »Ich glaube nicht, dass Sir Francis Bacon in deiner Blutlinie zu finden ist.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe nur laut gedacht, Erzvater. Aber du hast Recht. Wir sollten mit offenen Karten spielen.« Matt grinste. »Was ich nicht sage, kannst du ohnehin aus meinen Gedanken erfahren.«
    Der Alte lachte meckernd. »Denkst du wirklich, ich würde im Kopf des Sohnes der Finsternis umherstochern? Desjenigen, der verhindern soll, dass das Mittagsgestirn wieder wächst, dass die zweite Zeit der Sonne naht?«
    Matt schüttelte den Kopf. »Es war abgemacht, dass wir offen miteinander umgehen, Erzvater. Schließlich wissen wir beide, was wir aneinander haben. Für dich und deine Intrigen bin ich doch nur ein Werkzeug. Ein widerspenstiges zwar, aber sicherlich nicht jener Erretter aller Nosfera, als den du mich öffentlich darzustellen versuchst.«
    »Verzeih, Maddrax. Diese kleinen Flunkereien entspringen der Macht der Gewohnheit.«
    »Gefangen im eigenen Netz, wie? Nun gut, zur Sache. Unser Problem sind, wie du sicherlich längst weißt, die Daa’muren. Außerirdische, die rund um den Kratersee Stellung bezogen haben…«
    ***
    Eine Stunde später führte Matt Erzvater am Arm zurück zu seiner Sänfte. Er hatte ihm von dem erfolgreichen Manöver der Telepathinnen aus Aruulas Volk berichtet, die Kommunikation der Daa’muren durch intensive Gedankenprojektionen von Leid und Trauer zu stören. Offensichtlich waren dies Gefühle, mit denen die Außerirdischen nicht zurechtkamen und die ihre Konzentration störten. Um nun aber einen dauerhaften und weit reichenden Zirkel zu bilden, musste die Allianz auf die Fähigkeiten der Nosfera zurückgreifen; die Frauen vom Volk der Dreizehn Inseln allein konnten diese Aufgabe nicht bewältigen.
    Die Geräuschkulisse des wartenden Publikums war während der langwierigen Verhandlungen zwischen Erzvater und ihm ordentlich angestiegen. Kein Wunder – waren doch die Tofanenschnapshändler mit ihren leuchtendroten Knollennasen stets die ersten, die Bescheid wussten, wo und wann mit einem einträglichen Geschäft zu rechnen war. Die meisten der riesigen Verkaufsbottiche waren nunmehr leer und wurden als Abtrittbehälter verwendet.
    »Vergiss das Siegel nicht«, mahnte ihn Erzvater, während er seinen scheinbar gebrechlichen, in Wirklichkeit aber so zähen Körper in die wartende Sänfte schob. »Sonst ist das Abkommen nicht erfüllt.«
    »Ich werde daran denken«, erwiderte Matt mit zusammengepressten Zähnen. »Wir sehen uns bald wieder.«
    »Das würde mich freuen. Inzwischen sorge ich dafür, dass deinem Wunsch entsprochen wird, Sohn der Finsternis.« Der alte Mann stampfte drei Mal mit dem Fuß auf. Die Träger hoben den Holzverhau mit aller gebotenen Vorsicht an und marschierten davon: Radek und Rraal hinter der Sänfte wieder mit gekreuzten Waffen, das »Bomm-bomm-bomm« des Trommlers vorneweg.
    Matt blickte dem Alten mit tränenden Augen nach. Ringsum hatten sich erneut mehrere Barbaren und alle Nosfera in den Staub geworfen, um Erzvater zu huldigen.
    »Hast du erreicht, was du wolltest?«, fragte Aruula, die sich von hinten nahe an ihn heran geschoben hatte.
    »Wie man’s nimmt. Erzvater stellt eine Bedingung für seine Hilfe…« Er spürte ihre körperliche Wärme, roch ihren Atem.
    »Du hast Tofanenschnaps getrunken?«, fragte er verwundert.
    »Diesen Blindmacher der Wanderhändler?«
    »Mir war danach«, antwortete die Barbarin. »Erzvater hat mich im Zelt bewusst beleidigt. Er hat sogar seinen Geist für mich geöffnet und gezeigt, was er von mir und allen Frauen dieser Welt hält.«
    »Du lässt dich von einem Greis aus der Fassung bringen?«
    »Du etwa nicht, mein Bester? Ich brauche dich nur anzusehen, um zu wissen, wie sehr du dich ärgerst.«
    Achselzuckend wandte sich Matt beiseite. »Es ist vorbei!«, schrie er den Schaulustigen zu und winkte ihnen, zu verschwinden. »Geht heim und schlaft euren Rausch aus.«
    Mürrisch gehorchten die Moskawiter. Sie hatten sich offensichtlich mehr erwartet. Einen öffentlichen Streit, oder gar einen Kampf?
    Es war ein merkwürdiges Völkchen, über das Mr. Black nunmehr als Zaritsch herrschte. Tapfer und wankelmütig, heißblütig und abweisend, streitsüchtig und
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