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142 - Der Bluttempel

142 - Der Bluttempel

Titel: 142 - Der Bluttempel
Autoren: Michael M. Thurner
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Flöhe reibt man sich mit dem Drüsenduft weiblicher Wakudas ein, hast du das schon wieder vergessen? Und was das Tempo betrifft: Je schneller man reist, desto weniger sieht man in Wirklichkeit. Und genau deswegen bitte ich dich, für dieses eine Mal auf Tekknik zu verzichten.«
    Matt nickte langsam. Allmählich verstand er, was sie meinte.
    Eigentlich hatte er diesen Moment schon viel früher erwartet. Der Fortschritt, den hauptsächlich die Technos repräsentierten – und den er wann immer möglich nutzte –, ängstigte und verschreckte sie gleichermaßen. Mehr als fünf Jahre lang hatte sie sich mit dieser ihr ungewohnten Lebensart arrangiert, hatte an seiner Seite alles geschluckt, was ihr wie Zauberei vorgekommen sein musste.
    »Na schön«, seufzte er und lächelte die Barbarin an. »Wir machen es diesmal so, wie du es für richtig hältst. Ein unruhiger Ritt auf stinkenden Flugandronen mit schweißnassen Ledersätteln also.«
    »Für dich vielleicht, du ahnungsloser Tekkniker. Den Sattel reibt man mit Spucke und Fett ein, um Schweiß zu verhindern. Den Gestank der Andronen bekommt man weg, indem man die Haut zwischen Läufen und Körper mit reinem Brabeelenschnaps tränkt. Und was den holprigen Ritt betrifft: Hättest du dich mehr mit den Tieren beschäftigt, würdest du dir leichter tun.«
    Wie sollte Matt gegen derart viel Besserwisserei anstinken?
    ***
    »Wirst du endlich den Mund aufmachen und verraten, was Erzvater von dir verlangt hat?« Aruula klopfte ihrer Flugandrone den Staub vom Rücken und fütterte sie mit Larvenfleisch.
    »Ich soll ihm Konkurrenz vom Leibe schaffen«, antwortete Matt.
    Er blieb bewusst einsilbig. Noch wusste er nicht, welchem Gegner sie gegenüber standen, noch musste er Informationen einholen. Insofern traf es sich gar nicht so schlecht, dass sie mit den gut zugerittenen Tieren unterwegs waren. Land und Leute ließen sich solcherart viel besser kennen lernen.
    »Dann sag mir wenigstens, wo unser Ziel liegt«, forderte die Barbarin, während sie ihre Flugandrone ausschirrte und wasserte.
    »In der Nähe der Stadt Tver, von der es heute nur noch wenige überwachsene Trümmerreste gibt. Genaue Informationen hat mir Erzvater leider nicht hinterlassen. Nur die Stichwörter Noskopzen-Jünger und Bluttempel«, erklärte Matt und fügte hinzu: »Irgendwie habe ich das Gefühl, ›Noskopzen‹ schon mal gehört oder gelesen zu haben. Aber ich komme nicht drauf, wo und in welchem Zusammenhang.«
    Sie drehte sich ihm zu. »Noskopzen und Nosfera. Bluttempler und Bluttempel. Die Ähnlichkeiten sind sicherlich nicht zufällig.«
    »Nein, sind sie nicht. Aber bevor wir uns auf Vermutungen einlassen, sollten wir ein wenig herumschnüffeln und Fragen stellen. Wenn Erzvater diese Noskopzen wirklich als Konkurrenz einstuft, wird man sie hier kennen. Wir sind nur noch zwanzig oder dreißig Kilometer vom ehemaligen Tver entfernt. Hast du Spuren menschlichen Lebens entdeckt, während wir gelandet sind?«
    »Zwei Kilometer von hier, in nördlicher Richtung, sah ich dünne weiße Rauchschwaden.«
    »Umherziehende Barbaren, die ein Lagerfeuer entfacht haben?«
    »Dies ist wildes, kaum besiedeltes Land mit vielen unbekannten Gefahren. Wer sich menschlichen Gegnern überlegen fühlt, entzündet ein großes und protziges Feuer, um Nachtgetier fern zu halten. Eine kleinere Gruppe oder einzelne Reisende hätten sich in den Ästen des Waldes versteckt und auf die wärmende Hitze der Flammen verzichtet. Nein – es muss sich um ein Gehöft gehandelt haben.«
    Matt schlug seiner Flugandrone links und rechts der Facettenaugen liebevoll gegen das Chitin. Die Tiere erkannten diese leichten Hiebe als besonderes Zeichen der Zuneigung.
    »In weniger als einer Stunde dämmert es«, sagte er. »Wir sollten noch einmal aufsteigen und den Bewohnern dieses Bauernhofs einen Besuch abstatten. Vielleicht kommen wir heute doch noch zu einem flohverseuchten Strohbett, das du so sehr liebst.«
    »Typisch Mann!« Sie zeigte ihm die Zunge und legte dann seufzend den Sattel wieder auf. »Selbst Barbarinnen müssen rechtzeitig Bescheid wissen, wo sie nächtigen werden. Wo soll ich denn jetzt noch ein Wakuda-Weibchen herbekommen, das ich melken kann?«
    »Du wolltest es so, Weib.« Er zog sie an sich und küsste sie.
    »Einen einfachen Urlaub vom Alltag mit Aussicht auf abenteuerliche Begegnungen.«
    »Ich hoffe nur, dass der nächste Gegner, den du mir präsentierst, etwas größer ist als ein fingernagelgroßer
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