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1419 - Mandragoros Mörderfee

1419 - Mandragoros Mörderfee

Titel: 1419 - Mandragoros Mörderfee
Autoren: Jason Dark
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sicher?«
    Ich hob die Schultern. »Wir werden es erleben.«
    Einen Flug nach York würden wir an diesem Tag nicht mehr bekommen. Glenda hatte ihn erst für den nächsten Tag buchen können und einen Leihwagen gleich mit.
    Da wir die Stunden nicht ungenutzt verstreichen lassen wollten, nahmen wir uns vor, uns die Leichen mal aus der Nähe anzuschauen. Von Tanner erfuhren wir, dass sie in einem Schauhaus lagen, und der Gang dorthin gehörte nicht zu unseren Lieblingsbeschäftigungen.
    Mittlerweile kannte ich zahlreiche Kollegen, die hier arbeiteten, und auch der Arzt, der uns empfing, war mir kein Unbekannter. Ich hatte uns zuvor angemeldet, und der Arzt, der schon lange im Geschäft war, schüttelte den Kopf.
    »So wie diese Menschen ermordet worden sind, ist mir alles ein Rätsel.«
    »Uns auch.«
    »Es waren Pflanzen, Mr Sinclair. Das steht eindeutig fest. Sie werden einige der Würgemale noch an den vier Toten erkennen können…«
    »Moment, uns reicht eine Leiche.«
    »Ja, auch gut.«
    Wir betraten den kalten Raum, in dem die Toten in den Schubkästen aufgebahrt wurden. Das ebenfalls kalte Licht der Leuchtstofflampe machte die Umgebung nicht eben gemütlicher. Auf den Fliesen zeigten sich einige Reflexe, und der Arzt zählte kurz die Schubfächer ab.
    »Im Moment sind viele belegt. Da geht der Teufel mal wieder auf Stelzen durch die Welt.«
    »Gut gesagt«, lobte ich ihn.
    »Das ist ein altes Sprichwort, das ich von meiner Großmutter kenne. Sie hat es oft angewendet, wenn etwas Schreckliches dicht vor einem Fest passierte. Und irgendwie hat sie auch Recht behalten, denke ich.« Er zog die Lade auf und hob das Tuch ab, das die Leiche bedeckte. So konnten wir sie bis zum Bauchnabel sehen.
    »Es ist Eddy Namara«, erklärte er uns. »Schauen Sie sich den Hals an. Dort werden Sie noch Spuren dieser Exekution erkennen können. Das ist wirklich nicht zu begreifen.«
    Suko und ich schauten von zwei verschiedenen Seiten auf den Toten. Wir sahen uns besonders den Hals an, und dort entdeckten wir tatsächlich noch die Druckstellen der Würgeschlinge. Die Haut schimmerte in zwei verschiedenen Farben. Zum einen bläulich, zum anderen hatte sie einen dunkelroten Farbton.
    »Das ist die Hinterlassenschaft der Killerpflanze«, erklärte uns der Arzt. »Auch ich habe so etwas in meiner langen Praxis noch nicht gesehen. Da kann man nur den Kopf schütteln.«
    Das taten wir nicht. Ich glaubte, an den Druckstellen winzige Fasern zu erkennen, die von der pflanzlichen Würgeschlinge zurückgeblieben waren.
    »Was sagen Sie?«
    Suko gab die Antwort. Er sprach von einem Rätsel, das unbedingt gelöst werden musste.
    Ich interessierte mich für das Gesicht. Ein starres Totengesicht. Die Augen waren geschlossen, die Haut schimmerte bleich, und der Mund stand einen Spalt offen.
    In ihn war wohl keine Pflanze hineingekrochen, und es kam auch keine hervor.
    Ich hatte genug gesehen. Mit einem Achselzucken wandte ich mich von dem Toten ab.
    »Eine Bitte habe ich noch.«
    »Ja?«
    »Könnten wir die Reste der Pflanzen sehen? Natürlich nur, wenn sie noch greifbar sind.«
    Der Arzt nickte. »Doch, das sind sie. Zwar nicht alle, aber wir haben einige Reste zurückbehalten. Sie sind nur nicht hier. Wir müssen in einen anderen Raum. Er ist so eine Art von Asservatenkammer. Dort wird so einiges aufbewahrt.«
    »Okay.«
    Drei Minuten später standen wir vor einem abgeschlossenen Glasgefäß, in dem sich das befand, was wir als Mörder ansehen mussten.
    Zu glauben war es nicht. Der traurige Rest hatte eine dunkle Farbe.
    Er war zudem in sich zusammengefallen, hatte auch Flüssigkeit abgesondert und schwamm deshalb in einer Brühe.
    »Und jetzt sagen Sie mal einem Fremden, dass diese Pflanzen jemanden umgebracht haben, Mr Sinclair.«
    »Lieber nicht.«
    »Genau.«
    Es brachte uns nicht weiter, aber wir hatten zumindest gesehen, womit wir es eventuell zu tun bekommen würden.
    Der Arzt begleitete uns bis zum Ausgang. Dort sprach er uns noch mal auf den Fall an. »Ich habe erfahren, dass man Sie mit der Aufklärung betraut hat. Sehen Sie denn eine Möglichkeit, überhaupt etwas herauszufinden?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Hier wohl nicht.«
    »Wo dann?«
    »Wahrscheinlich in Irland, woher die Pflanzen stammen. Denn dort werden wir hinfliegen und die Spur aufnehmen.«
    »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück.«
    »Danke, das können wir gebrauchen…«
    ***
    Das kleine Stück Land ragte wie eine Zunge in den Bach hinein, dessen Gefälle hier
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