Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1419 - Mandragoros Mörderfee

1419 - Mandragoros Mörderfee

Titel: 1419 - Mandragoros Mörderfee
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schwächer war und er deshalb nicht mehr so rasend schnell floss. Aber er glitt noch immer sehr schaumig an der Halbinsel vorbei, wobei sich die Wellen gegenseitig zu überholen versuchten und einen ständigen Kampf gegeneinander zu führen schienen.
    Niemand hätte der kleinen Halbinsel einen Blick gegönnt, wenn dort nicht der Baum gestanden hätte. Ein mächtiger Baum mit ebenfalls mächtigen Wurzeln, die hoch aus dem Erdboden wuchsen und sogar so etwas wie eine Sitzfläche bildeten.
    Der Baum war alt – uralt. Er war auch stabil. Er hatte einen mächtigen Stamm, von dem aus die knorrigen Äste und Zweige abgingen, als wollten sie alles in der Nähe Stehende umfassen.
    Ob der Baum eine Eiche war, ließ sich nicht genau sagen. Er sah aus wie eine solche, aber je höher man schaute, umso mehr musste man feststellen, dass nicht nur die Blätter einer Eiche dort an den Zweigen wuchsen, sondern auch andere, die länger waren und wie glänzende Würmer nach unten hingen.
    Im Dschungel hätte man sie als Lianen bezeichnet, hier aber hatte man ihnen keinen Namen gegeben und sie schlichtweg als eine Anomalie der Natur bezeichnet.
    Der Baum stand am Ufer wie ein Wächter. Er streckte seine mächtige Krone auch über den Wildbach hinweg, der an dieser Stelle recht breit war und deshalb auch nicht mehr so schnell floss, sodass sich die gefährlichen Strudel in Grenzen hielten. Das war vor diesem Abschnitt anders und änderte sich auch später wieder.
    Der Baum fiel auf, weil er alle anderen überragte. Wer ihn auf dem Wasser mit dem Boot passierte, der schaute unwillkürlich zu ihm hin und konnte einfach nur staunen.
    Wer jedoch sein Boot auf der Halbinsel auflaufen ließ und den Baum näher unter die Lupe nahm, der sah noch etwas anderes, das ihn ebenfalls staunen ließ.
    Bis zu einer gewissen Höhe war der Baum geschmückt. Nicht durch Blüten oder Kränze, nein, hier hatten die Menschen, die ihn besuchten, Gegenstände hingehängt.
    Da verteilten sich am Stamm mehrere Handys, kleine Transistorradios, auch Broschüren, sogar Waffen hingen dort, zwei Uhren hatten ebenfalls ihren Platz gefunden, und aus der unteren Grenze des Laubwerks schauten die Klingen von Messern hervor.
    Weihnachtsbäume schmückt man, doch dieser Baum trug eben einen besonderen Schmuck, vor dem man nur stehen bleiben und staunen konnte, denn so etwas wie er war einmalig.
    Das Gelände zum Wildwasser hin war frei. An seiner Rückseite jedoch bildete dichtes Unterholz und weiterer Baumbestand einen dichten Wall, den man schon mit Macheten hätte zerschlagen müssen, um sich einen Weg zu bahnen.
    Der Baum war ein Rätsel. Er schien förmlich zu erwarten, dass man ihn respektierte, dass man ihn bestaunte. Aber er war zugleich ein Gebilde, das Furcht verbreitete und eine stumme Drohung aussandte, ihn nur nicht zu verletzen.
    Wie alt er war, das wusste niemand zu sagen. Aber er hatte seine Geschichte, und nicht ohne Grund hingen dort die Hinterlassenschaften einer modernen Zeit und Zivilisation, als wären sie Futter für die Natur und besonders für den Baum.
    Wer ihn besuchte, der musste über das Wasser kommen und auf der kleinen Halbinsel sein Boot stranden lassen.
    Niemand hatte sich bisher darum gekümmert, was sich unter dem nach oben geschobenen Wurzelwerk befand. Keiner wusste zudem, wie tief diese Wurzeln in den Boden reichten, um sich dort die nötige Nahrung zu holen, damit er nicht einging.
    Wer vor ihm stand, den Kopf in den Nacken legte und in die Höhe blickte, der musste schon Glück haben, um eine Lücke zu finden, durch die er schauen konnte.
    Zu dicht wuchs das Laub, zu geheimnisvoll war das, was es verbarg. Wer die Menschen aus der Umgebung nach dem Baum befragte, erntete nur einsilbige Antworten. Jedem Fremden wurde geraten, die Finger davon zu lassen.
    Bestaunen, ihm Respekt entgegen bringen, das ja, aber keineswegs versuchen, etwas von ihm abzubrechen und es als Souvenir mit nach Hause zu nehmen, denn nicht wenige Menschen gingen davon aus, dass der alte Baum ein gefährliches Geheimnis in sich barg, und von einigen wurde, er auch als Totenbaum bezeichnet.
    Genau das hatte man auch einem gewissen Ken Bullock gesagt. Er war eigentlich nur hergekommen, um sich zu entspannen, denn zwei Jahre keinen Urlaub und dafür nur Stress zu haben, das war schon verdammt hart gewesen. Ken arbeitete als Drehbuchautor für verschiedene Serien, und er war natürlich immer auf der Suche nach guten Stoffen. Daran änderte auch der Urlaub nichts.
    Er war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher