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1418 - Grabgesang der Geistermönche

1418 - Grabgesang der Geistermönche

Titel: 1418 - Grabgesang der Geistermönche
Autoren: Jason Dark
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wunderbar ist. Ich kenne mich aus, deshalb weiß ich auch, was ich von dir halten muss.«
    »Das habe ich begriffen.« Allmählich wurde es eng, das merkte ich genau. Man konnte diesen Mann nicht als einen Spinner ansehen, dazu war er zu gefährlich. Er nannte sich Michael, und er behauptete immer wieder, die Wiedergeburt des Erzengels zu sein. Dass Engel Konjunktur hatten, das hatte ich in der letzten Zeit häufiger erleben müssen. Zuletzt war es um einen Würgeengel gegangen, und nun hatte ich es wieder mit einem Spinner zu tun, der etwas mit Engeln zu tun hatte.
    War er wirklich nur ein Spinner?
    Daran glaubte ich nicht. Wäre es so gewesen, hätte er sich keine Geisel zu nehmen brauchen. Dieser Michael war mehr als das, obwohl ich nichts über ihn wusste. Nur der Vorname war mir bekannt, mehr nicht. Wie er aussah, darüber konnte ich nur spekulieren.
    »Hörst du mich?«
    »Ja, Sinclair. Es ist schön, dass wir beide uns so nah sind und miteinander sprechen.«
    »Dagegen habe ich nichts. Wir können uns auch treffen, aber du könntest vorher deine Geisel freilassen. Ist das ein Vorschlag?«
    »Nein!«
    »Hast du sie überhaupt?«
    Er schrie vor Wut auf. Mein Handy zuckte automatisch vom Ohr weg. Ich befürchtete, zu weit gegangen zu sein, aber er meldete sich wieder.
    »Du bist ein misstrauischer Hundesohn, Sinclair. Aber ich werde dir den Gefallen tun.«
    »Gern.«
    »Warte einen Moment.«
    Jetzt dehnten sich die Sekunden. Meine Spannung wuchs. Ich schaute nach vorn und versuchte, im Wohnwagen eine Bewegung auszumachen. Die hätte ich durchaus hinter den beiden erleuchteten Fenstern erkennen können, aber dort malte sich nicht mal ein Schatten ab.
    Von Suko sah ich auch nichts. Er war in der Dunkelheit untergetaucht und wartete sicher an der richtigen Stelle. Davon ging ich jedenfalls aus.
    »Hallo…«
    Ich zuckte zusammen. Die schwache Stimme eines Kindes war zu hören. Plötzlich hatte ich das Gefühl, etwas würde mein Herz zusammenpressen.
    »Ja, hallo«, sagte ich. »Wer bist du denn?«
    Ich hörte das leise Weinen. Zorn brandete in mir hoch, und ich wollte eine weitere Frage stellen, doch dieser Michael ließ es nicht zu.
    »Das reicht«, sagte er.
    »Ja, es reicht«, murmelte ich.
    »Gut, dann können wir weitermachen.«
    »Bitte.«
    »Eines vorweg. Solltest du mich reinlegen wollen, schlag ich der Kleinen hier den Kopf ab!«
    Ich hatte die Drohung verstanden und schloss sekundenlang die Augen. Es war schlimm, denn ich traute diesem Menschen zu, dass er seine Drohung in die Tat umsetzte. Er musste wahnsinnig oder besessen sein.
    Und ich saß hier wie auf heißen Kohlen und konnte nichts tun.
    »Alles klar?«
    »Ich habe verstanden.«
    »Gut, Sinclair, dann können wir jetzt zum Geschäft kommen. Du steigst aus dem Auto und kommst mit erhobenen Händen auf meinen Wohnwagen zu. Aber zuvor hängst du dir das Kreuz vor die Brust. Du kannst es gegen die kleine Julie eintauschen. Erst wenn ich es habe, ist das Kind frei. Das verspreche ich dir.«
    »Ich habe verstanden.«
    »Dann tu, was ich verlange!«
    Es war kein Problem für mich, das Kreuz vor meine Brust zu hängen. Aber was wollte er damit? Ich war der Sohn des Lichts. Das Kreuz war mein Erbe, und einer wie er würde damit nichts anfangen können. Davon ging ich aus.
    Aber er musste trotzdem darauf setzen, und das geschah sicherlich nicht von ungefähr. Deshalb ging ich davon aus, dass ich es mit einem Menschen zu tun hatte, der sich gut vorbereitet hatte und sehr genau wusste, was er tat.
    Das ließ mich nachdenklich werden, und ich stellte mir die Frage, ob ich ihn vielleicht schon irgendwann mal gesehen hatte, mich aber nicht mehr daran erinnern konnte. Über mich wusste er gut Bescheid, umgekehrt war es leider nicht der Fall.
    Das Kreuz hing jetzt vor meiner Brust. Ich verließ den Wagen und trat den schweren Gang an. Das Handy nahm ich mit und behielt es in der rechten Hand, die ich ebenso angehoben hatte wie die linke.
    »Kannst du mich sehen?«
    »Ja, ich sehe dich. Behalte deine Haltung so bei. Tu nichts Unüberlegtes, Sinclair!«
    »Keine Sorge, ich werde mich beherrschen.«
    »Und jetzt kommst du Schritt für Schritt näher. Du weißt doch, wo sich der Eingang befindet?«
    »Alles klar.«
    Ich musste ungefähr zwanzig Schritte gehen, um den alten Wagen zu erreichen. Ich fühlte mich alles andere als wohl in meiner Haut.
    Man hatte mich hier in eine verdammte Zwickmühle gebracht, aus der ich so leicht keinen Ausweg finden würde.
    Das
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